Buchmesse Frankfurt und BuCon 2017 – eine Nachlese

Viele nette Büchermenschen und ein paar Rechte

Kennenlernen und Wiedersehen

Frankfurt ©Eva Bergschneider
Frankfurt ©Eva Bergschneider

Das letzte Mal, dass ich die Frankfurter Buchmesse und die BuCon besuchte, war im Jahr 2012. Ich fand es war einmal wieder Zeit für das zwei Tage Programm. Also ging es am Freitagmorgen mit dem ICE nach Frankfurt und trotz Verspätung und umfangreicher Überprüfung meines kleinen Rollkoffers schaffte ich meinen ersten Termin beim Klett-Cotta Verlag.

Ich lernte endlich Knut Amos kennen, der neben der Pressearbeit auch den Hobbit-Presse Blog gestaltet. Lustigerweise haben wir uns hauptsächlich über Krimis und Belletristik unterhalten, denn das Phantastik-Programm der Kletties kenne ich nun wirklich gut. Mitgenommen habe ich Rex Stouts „Es klingelte an der Tür“ und Mavis Doriel Hale „Geheimnis in Rot“ kam inzwischen mit der Post, Rezensionsfutter für Booknerds. Dass ich auch weiterhin über Fantasy aus dem Hause Klett-Cotta schreiben werde, zum Beispiel über die Werke von Tad Williams und Anthony Ryan, versteht sich von selbst.

Ich verließ die Halle 3.1 und traf auf dem Flur Andrea Bottlinger, mit der ich ein Jahr zuvor am Stand des Heyne Verlags gesprochen hatte. Seinerzeit hat sie mir erzählt, dass sie sich nun an das Belletristik-Fach heranwagt und als nächstes einen unkitschigen Frauenroman bei Ullstein veröffentlicht. Ich bekundete mein Interesse, konnte aber nicht wissen, dass es sich um ein Buch handeln würde, das von einem für mich ziemlich wichtigen Thema erzählt– Krebs. „Überleben ist ein guter Anfang“ ist die Geschichte einer Frau, die unheilbar an Krebs erkrankt ist. Wie Anja und ihre Freundinnen der Krankheit trotzen, könnt ihr in meiner Rezension auf dem Magazin Booknerds nachlesen. Jedenfalls bin ich froh, dass ich den Roman inzwischen gelesen habe. Denn die lebensfrohe Art, mit der Anja und ihre Freundinnen mit der Krankheit umgehen, macht wirklich Mut. Ein bisschen schade finde ich, dass Andrea momentan kein Phantastik-Buch in der Planung hat, denn „Der Fluch des Wüstenfeuers“ hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Vielleicht hat sich das geändert, wenn ich sie das nächste Mal treffe.

Alte Weggefährten und neue Herausforderungen

Jochen König und Stefan Heidsiek, meine ehemaligen Kollegen bei der Literatur-Couch, waren inzwischen am Pendragon Stand in Halle 4.1 gelandet und ich machte mich dorthin auf den Weg. Praktischerweise war dort auch der Orbanism Space zu finden, wo ich im Rahmen des Blogger Future Place ein wenig zum Reizthema „Feuilleton und Phantastik“ referieren und diskutieren sollte. Je näher der Zeitpunkt rückte, desto nervöser wurde ich. Daher war ein bisschen mit Stefan und Jochen schwatzen und eine selbstgedrehte Kippe schnorren genau das was ich gerade brauchte. Es war lustig und etwas nostalgisch am Pendragon Stand. Stefan und ich haben ähnliche Gründe dafür, nicht zur Literatur-Couch zurück zu wollen, denn wir sind mit unseren eigenen Blogs zufrieden (Stefan betreibt den Krimiblog Crimealley).

Blogger Future Place © Nadine Hagemann DANKE!

Um 13 Uhr startete der Blogger Future Place. Die erste Präsentation beschäftigte sich mit dem Thema „Welche Möglichkeiten bietet YouTube zur Besprechung von Büchern?“ Lea von Liberiarium und Janine von Empire of Books stellten Strategien und Möglichkeiten eines Videobuchblogs vor. Es folgte Jessikas (Miss Paperback) und Carinas (Netgalley) Beitrag „Zukunft Verlagsblogger – Wie arbeite ich als Blogger richtig mit Verlagen zusammen?“. Die Zeit raste und mit etwas Verspätung konnte ich mein Thema „Warum grenzt das Feuilleton die Phantastik aus?“ vortragen und diskutieren. Leider bin ich nicht ganz fertig geworden und die Zeit zur Diskussion war zu kurz. Danach ging es mit Philip Aschermann (BookWalk) und Claudia (Zwinkerlings Bibliothek) und dem Thema „Mit dem eigenen Buchblog Geld verdienen weiter“.

Standpunkt Feuilletonisten © Nadine Hagemann

Die Reaktionen auf Twitter auf meinen Beitrag waren sehr positiv und interessiert. Eine Bloggerin beschwerte sich darüber, dass die Moderatorin Tanja Rörsch von Mainwunder meine Präsentation abgewürgt hatte. Ich fand das in dem Moment auch zu abrupt. Es wäre vielleicht besser gewesen, mir und dem Publikum einfach mitzuteilen, dass die Zeit für die Beendigung meines Vortrags nicht mehr zur Verfügung stand, da noch diskutiert werden sollte. Wer die Diskussionsbeiträge ansehen möchte, kann das hier tun.

Blogger, Redakteure, Verlage treffen

Nach dem Blogger Future Place traf ich Judith Madera von Literatopia, die mit dem Autor James Sulllivan im Schlepptau auf dem Weg zu ihrem Lieblingspizza-Stand war. Es war ein zu kurzes, aber sehr nettes Beisammensein, bei dem ich die unverarbeiteten Eindrücke über Vortrag und Diskussionsrunde loswerden konnte. Als nächstes standen zwei Termine bei Verlagen auf dem Programm. Zuerst stellten mir Sophie Strauss und Milena Kahlcke von Fischer-TOR ihr neues Programm vor, das ich wirklich sehr ansprechend fand. Der zweite Roman von Becky Chambers „Zwischen zwei Sternen“ ist dabei, Bernhard Hennen mit einer neuen Serie „Azuhr“, Bernd Perplies mit einem weiteren Roman aus dem Wolkenmeer-Reich „Der Weltenfinder“ , sowie einige neue und klassische SF-Romane. Patrizia Kessler von Droemer-Knaur stellte mir ebenfalls ein vielversprechendes Programm vor. Ich freue mich schon auf den zweiten „Klingenwelten“-Roman von Ju Honisch „Blutfelsen“ und den Fantasy-Roman „The Fifth Season“ von N.K. Jemisin, den der Verlag in Deutsch herausbringt. Am Droemer-Knaur Stand sprach ich außerdem mit Oliver Hoffmann von Feder & Schwert, der im Verbund mit dem Uhrwerk-Verlag deutlich entspannter wirkt.

Nach dem letzten Verlagsbesuch nutze ich die Gelegenheit mich kurz mit Sandra Wiegratz von Booknapping zu treffen, die mir stolz ihre Ausgabe von dem Roman „Lagune“ zeigte, welches die Autorin Nnedi Okorafor am Cross-Cult Stand signiert und hübsch verziert hatte. Wir liefen zum Stand, doch ich hatte die Gelegenheit, das Buch zu erwerben und für mich signieren und bemalen zu lassen, bereits verpasst.

After-Messe-Modus

Frankfurt ©Eva Bergschneider
Frankfurt ©Eva Bergschneider

Phantastisch-lesen Redakteurin Amandara hatte im Stau gestanden und traf am späten Nachmittag ein. Wir trafen uns bei Amnesty und schlenderten zum Franziskaner-Stand, wo Jochen, und Stefan schon bei Weizenbier die Messe ausklingen ließen. Wir gesellten uns dazu. Amandara konnte nicht widerstehen, sich Udo Lindenbergs Live-Auftritt anzusehen, während ich mich mit den Jungs zum Börsenverein begab, wo es Cocktails zu trinken gab. Ich trank einen alkoholfreien Mojito, denn ich musste noch mein Hotel finden und hatte das Galaktische Forum vor mir. Die Verlagsparty wird seit letztem Jahr von Fischer-Tor und Dromer-Knaur ausgerichtet. Vorher musste ich zum B&B Hotel, das an der Hanauer Landstraße recht zentral lag und für Buchmessezeiten mit 60 Euro erstaunlich günstig war. Und gut, es gab nichts zu meckern. Dort werde ich zu einer ähnlichen Gelegenheit wieder übernachten. Zum Club „Elfer“, der Partylocation des galaktischen Forums, in der Klappergasse am anderen Main-Ufer ging ich zu Fuß und traf dort einen Teil der Bloggerunde vom NRW-Stammtisch, Carsten Steenbergen, Tom und Stephan Orgel und viele mehr. Endlich lernte ich Judith und Christian Vogt vis à vis kennen und es wurde ein redseliger Abend. Ein bisschen Schwund ist immer, in diesem Fall der meiner Stimme. Am nächsten Morgen bekam ich kaum ein verständliches Wort heraus.

BuCon 2017

Redaktionssitzung © Amandara M. Schulzke
Redaktionssitzung © Amandara M. Schulzke

Der beschauliche BuCon im Gemeindehaus Dreieich-Sprendlingen hat sich in den fünf Jahren meiner Abwesenheit ziemlich verändert. Was für ein Gewusel an Verlags- und Merchandise Ständen! Ernst Wurdack, ein guter Bekannter aus Phantastik-Couch Tagen und Vorreiter des gegenwärtigen SF-Booms, hat sich mit seinem Stand auf den Flur verzogen, ihm wurde es wohl in der Haupthalle zu voll. Ebenfalls auf dem Flur zu finden war der Uhrwerk/Feder&Schwert Stand nun mit dem Personal von Uhrwerk besetzt. Wir führten ein sehr nettes Gespräch und ich erwarb dort ein „Lexikon der germanischen Mythologie“. Geschrieben hat es kein Geringerer, als Professor Rudolf Simek, der Tommy Krappweiss beim Schreiben der „Mara“-Trilogie beriet und für die Romanfigur des Professor Weissinger Pate stand. Ich traf wieder die üblichen Verdächtigen (Tom, Stephan, Carsten) und Jasmin vom Blog Bücherleser, mit der wir die „Steamtown“-Blogtour veranstaltet hatten. Amandara und ich kamen zu einer kleinen außerordentlichen Redaktionssitzung zusammen und nahmen ganz spontan Bernd Perplies‚ aktuelle Romanserie, die bei Fischer-Tor erscheint, auf die Agenda. Amandara wird den Auftakt „Der Drachenjäger“ besprechen und ich widme mich dem zweiten Teil „Der Weltenfinder“.

Lesungen

Bernd Perplies©Eva Bergschneider
Bernd Perplies©Eva Bergschneider

Ganze zwei Lesungen habe ich geschafft zu besuchen, mehr sind es leider nicht geworden. Als erstes besuchte ich Bernd Perplies, der aus „Der Drachenjäger“ las und wirklich Lust auf die Serie machte. Marny Leifers, Bloggerin bei Fantastische Bücherwelt saß schon da und ich gesellte mich zu ihr. Die zweite Lesung, an der ich teilnahm, war die in der Tom und Stephan Orgel den finalen Teil der Blausteinkriege-Saga „Der verborgene Turm“ vorstellten. Da ich ja dieses Mal nicht als Testleserin mitgewirkt habe, kenne ich das Buch noch nicht und war auf Details aus dem Finale gespannt. Das Publikum war diskussionsfreudig und Tom konnte es nicht lassen, mich in die Beantwortung der Fragen mit einzubeziehen. Also krächzte ich meinen Senf dazu, als es darum ging, ob sich der Schreibstil der beiden Brüder von „Kennern“ unterscheiden ließe. Meine Antwort in Kurzform: in „Steamtown“ und der Rohfassung von „Orks versus Zwerge-Teil I“ war das der Fall, in darauffolgenden Büchern nicht mehr.

Herbstlande-ChronistInnen vereinigt Euch

Herbstlande-Chronisten © Vanessa Kaiser DANKE!

Um 17 Uhr trafen sich die anwesenden Blogger (Marny, Philipp Lohmann von Nerds-gegen-Stephan.de und ich) der „Herbstlande“-Blogtour und die AutorInnen zu einem Meet and Greet am Stand des Torsten Low Verlags, der das Buch herausgebracht hat. Fabienne Siegmund erzählte stolz, dass die „Herbstlande“-Geschichten sich weiterentwickeln. Es wird im nächsten Jahr eine Anthologie erscheinen, an der nicht weniger als 36! AutorInnen mitwirken werden, darunter ziemlich alle bekannten Phantastik-Autoren in Deutschland. Darüber hinaus ist eine Fortsetzung geplant, allerdings mit einer neuen Geschichte und neuen Protagonisten. Ich bin echt gespannt.

Chronistinnenurkunde ©Eva Bergschneider
©Eva Bergschneider

Als schöne Überraschung gab es für uns Blogger eine wunderschöne Urkunde, die uns als offizielle Chronisten der Herbstlande ausweist. Ist sie nicht hübsch? Ich brauche nur einen passenden Rahmen und dann hänge ich sie in die Bibliothek.

Nach weiterem Gequatsche war es dann an der Zeit für mich nach Frankfurt aufzubrechen, um den Zug nach Köln zu erwischen. Was waren das für zwei Tage voller Menschen, Menschen, Menschen, Bücher, Bücher, Bücher und unendlich viel Spaß – trotz Stimmbruch.

Rechte und rechte Verlage auf der Buchmesse?

An dem Thema Rechte Verlage – Nazis– auf der Buchmesse kommt man in diesem Jahr nicht vorbei. Zu krass waren die Bilder von dem vor dem Stand der Jungen Freiheit niedergeschlagenem 74 jährigen Verleger, sowie den Protesten am Messesamstag, als Bernd Höcke beim Antaios-Verlag der Buchvorstellung von „Mit Linken leben“ beiwohnte. Ich habe von beidem nichts mitbekommen, war aber erschrocken darüber, was andere mir von den beängstigenden Ereignissen berichteten. Erschrocken war ich auch darüber, dass der Börsenverein des deutschen Buchhandels und die Messegesellschaft nicht den Schneid hatten, konkret Stellung zu beziehen und janusköpfig Gewalt von linken und rechten Gruppen ablehnten. Sicherlich muss man auch Vertretern einer fragwürdigen Gesinnung Raum auf einer Buchmesse geben, das gehört zur Meinungsfreiheit. Aber auch solchen, die diese mit Faustschlägen austeilen? Und kann es angehen, dass bei den zu erwartenden Protesten gegen diese rechten Verlage die Ordnungshüter erst abwarten und dann gegen die Demonstranten vorgehen?

©Eva Bergschneider

Die Buchmessegesellschaft sollte sich für das nächste Jahr gut überlegen, ob sie wirklich rechte Verlage dabei haben möchte. Entweder die Vertreter derselben, oder die Klientel die rechte Gruppierungen umgibt, schrecken nicht davor zurück, Besucher tätlich anzugreifen, die ihnen nicht passen. Schon jetzt äußern friedliebende Büchermenschen, dass sie der Frankfurter Buchmesse im nächsten Jahr lieber fernbleiben wollen, sollten Verlage wie Antaios oder Junge Freiheit dort Stände betreiben.

Eva Bergschneider

2 Gedanken zu „Buchmesse Frankfurt und BuCon 2017 – eine Nachlese

  1. Ein schöner Bericht Eva! War ein richtig angenehmerTag und ich hoffe, dass wir das nächstes Jahr wiederholen können. Habe richtig gemerkt, wie sehr mir die Literaturszene gefehlt hat.

    Übrigens: Crimealley schreibt man mit „e“ nach zwei l. 🙂

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