High-Fantasy trifft auf Zeitreise, Abenteuer auf eine diverse Lovestory
Nach den turbulenten Abenteuern der „Feuerjäger“-Romane, führt die Kriegerin Krona Karagin ein ruhigeres Leben. Als Heermeisterin dient sie nun am Hof von Königin Lianna von Abrantes. Sie kommandiert ihre Soldaten, sie frühstückt ab und zu mit der Königin und spielt mit dem kleinen Prinzen Tamin – und erlebt furchtbare Wachträume, die sich wie eine zweite Realität anfühlen. Mitunter so intensiv, dass sie das Bewusstsein verliert.
Ein Empfang für den Elfenkönig Valandin wird am Hof vorbereitet und auch der Spielmann Wolfram kommt. Ihm allein erzählt Krona von ihren Träumen, in denen sie durch Minen kriecht und gegen Ungeheuer kämpft. Um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen, erkunden sie und Wolfram den Untergrund der Burg. Und finden tatsächlich unterirdische Minen, in denen riesige, raupenähnliche Kreaturen leben. Um ihr anderes ich aus der Gefahr herauszuhauen, muss Krona die Kreaturen besiegen. Was sind sie und wo kommen sie her? Hat der experimentierfreudige Schwarzmagier Karcharoth aus dem ersten „Feuerjäger“ Band sie erschaffen? Krona und Wolfram durchsuchen dessen ehemalige Räume und fallen durch einen Zauberspiegel in die Zukunft.
Das Land ist zerstört, die wenigen Überlebenden hungern und die Burg von Winterfeld heißt Nebelheim. Hier residiert der Elfenkönig Valandin, der Wolfram und Krona in den Kerker werfen lässt, nachdem sie ihm eine haarsträubende Lügengeschichte aufgetischt haben. Die Elfen scheinen der Grund für das Elend in der Zukunft zu sein. Wie und warum brachten sie viele Menschen um? Und wie können Wolfram und Krona in ihre Zeit zurückkehren, um Königin Lianna vor den Elfen zu warnen?
Das Großmutterparadoxon findet nicht statt.
Susanne Pavlovic hatte die „Abrantes“ („Das Spielmannslied“, „Der Sternenritter“) und die „Feuerjäger“ Serien („Die Rückkehr der Königin“, „Herz aus Stein“, „Das Schwert der Königin“), eigentlich abgeschlossen. Der Abenteuer um den klugen Spielmann und die trinkfeste und tapfere Krona waren genug erzählt. Oder doch nicht? Etwas blieb zu klären zwischen den beiden Protagonisten und Sindri, dem launischen besten Freund Wolframs. Und es gilt ein weiteres Abenteuer zu bestehen, dass dem klassischen High-Fantasy Setting etwas Mystisches verleiht.
Zeitreisegeschichten sind komplex. Ein Trio, das inmitten des Elends Gefühle zwischen tiefer Freundschaft und Liebe sortiert, macht sie nicht einfacher. Umso erfreulicher ist es, dass die Autorin ihrem typischen augenzwinkernden Erzählstil treu blieb und zugleich ihre Charaktere weiterentwickelte. Krona ist und bleibt Krona, auch mit weniger Gefluche und ohne Schnapsflasche. Die Jahre und Erfahrungen machten sie nachdenklicher und reifer. Und sie steht zu ihren Gefühlen, was ihr erlaubt, zwei Seelenverwandten gleichermaßen nah zu sein. Diese Weiterentwicklung steht ihr gut zu Gesicht und ist überaus glaubwürdig beschrieben.
Zeitreisegeschichten beschäftigen sich in besonderem Maße mit der „Was wäre, wenn“ Frage. Physiker und Esoteriker formulierten etliche Theorien. Seit Einstein die Relativitätstheorie vorstellte, wissen wir, dass Zeitreisen bereits stattfinden. Wenn auch nur in sehr sehr kleinem Ausmaß. (Star Trek lässt grüßen, siehe PAN BT 2019). Es gibt kein anderes Thema, bei dem sich Wissenschaft und Phantastik so nah kommen. Susanne Pavlovic hat jene Thesen um Paradoxa, in denen die Raumzeit, Zwillinge oder Großväter eine Rolle spielen, nicht berücksichtigt. Schließlich spielt „Die Herren von Nebelheim“ in einer Fantasy-Welt und es gilt, die Menschheit zu retten. Egal, ob Krona dabei sich selbst begegnet oder nicht. Hauptsache, das Verhängnis einer Zeitlinie wird abgewendet.
Am Ende wird alles gut?
Stellen wir uns einmal vor, es käme jemand aus der Zukunft und würde uns erklären, dass auf der Erde in 50 Jahren ein großer Teil des Lebensraums für immer verloren ging. Dass Massen von Menschen auf der Flucht sein werden, die in ihrer Heimat nicht überleben, weil die Klimaerwärmung die Böden unfruchtbar machte, die Wasserquellen austrocknete.
Würden wir dann endlich unseren Lebensstil radikal ändern, um das Schlimmste aufzuhalten? „Die Herren von Nebelheim“ spiegelt dem Leser dieses Gedankenexperiment, ohne zu belehren, ohne eine Lösung zu präsentieren. Und das ist gut so.
Der Geschichte fehlt ein wenig mehr Hintergrund zu den Motiven der Elfen. Es wird nicht ganz klar, mit wie viel Vorsatz sie handeln. Dafür hätte Kronas und Wolframs beschwerlicher Weg durch die dystopische Landschaft etwas gestrafft werden dürfen.
Insgesamt ist „Die Herren von Nebelheim“ jedoch ein äußerst spannendes Abenteuer mit Protagonisten, die ihre Grenzen erfahren, Ecken und Kanten haben und auf glaubwürdige Weise über sich hinaus wachsen. Selten habe ich eine derartig komplexe Geschichte gelesen, die leichtfüßig erzählt und zugleich sinnreich und gehaltvoll daherkommt. So geht anspruchsvolle und unterhaltsame Fantasy.
Die Herren von Nebelheim kaufen
Eva Bergschneider
gehört zur "Abrantes" und "Feuerjäger"-Reihe
Fantasy
Amrûn Verlag
August 2018
328
Funtastik-Faktor: 85
Hallo und guten Tag,
diese Autorin ist für mich diese Mal keine Unbekannte durch Ihre die Feuerjäger-Reihe.
LG..Karin..
Hallo Karin, hat Dir die Reihe gefallen? Wenn ja solltest Du „Nebelheim“ unbedingt lesen. Die Handlung nimmt ganz viel Bezug auf die Geschehnisse in der Serie. LG Eva
Hallo Eva,
nein, denn ich habe sie mir gerade erst besorgt . Sie wartet jetzt auf meinem Reader zum Lesen auf mich…grins..
LG..Karin..