Lohnende Veranstaltung mit Raum für Verbesserungen
Die Phantastika war dieses Jahr als Event im Event in die Comiccon Berlin eingebettet. Als Location fungierte die Station Berlin, ein Nebengebäude des U-Bahnhofs Gleisdreieck, also ziemlich zentral in der Großstadt gelegen. Leider lag die Veranstaltung selbst in einer Art Wurmfortsatz der Comiccon. Nachdem sich der Besucher durch unzählige Superhelden, Trekkies, Space Trooper, ihre Bewunderer und einer Menge Glitzer rechts und links vorbei gekämpft hatte, leuchtete am Ende der großen Hallen ein Banner mit „Phantastika“ für die Bücherfreunde. Björn Sülter von „In Farbe und bunt“ hatte eine beeindruckende Auswahl an phantastischen Gästen geladen, von denen einige tatsächlich am späten Nachmittag den Deutschen Phantastik Preis gewannen.
Die Fantasyfreaks waren mit Bernhard Hennen, Robert Corvus, Kai Meyer, Bernd Perplies, Ju Honisch, Julia Dippel und Sonja Rüther bestens bedient. Corvus, Perplies und auch Peinkofer und Tobias O. Meißner gehören zu den Zwittern, die auch die Herzen der Science Fiction-Freaks höher schlagen lassen. Aus dem SF Bereich gesellten sich Autoren wie Dirk van den Boom, Axel Kruse, David Mack,und weitere hinzu. Organisator Björn Sülter moderierte gekonnt die Lesungen und lockte den Autoren die eine oder andere interessante Information aus der Tasche. In der Halle selbst gab es einige Stände von Kleinverlagen. Wer auf der BuCon und Frankfurter Buchmesse am Wochenende zuvor von den vielen Angeboten schier erschlagen wurde, hatte hier Zeit, sich die Neuerscheinungen in Ruhe anzuschauen und zu plaudern. Obwohl es so wenige waren, verging die Zeit wie im Fluge und war gefüllt mit guten Gesprächen und Begegnungen.
Von der Begeisterung der Vorjahre weit entfernt
Die Verleihung des Deutschen Phantastik Preises war dann ein wenig traurig. Viele der wenigen Besucher erinnerten sich sicherlich an die jubelnden Massen in Dreieich und Oberhausen in den Vorjahren . Als kulturelles Zwischenspiel luden die Verantwortlichen den Kinder- und Jugendchor die „Stage freaks“ ein, der Lieder aus „The Greatest Showman“ vortrug. Alle Kinder schienen ihre zwei Elternteile und weitere Verwandte aus NRW mitgebracht zu haben, die nach dem Auftritt ihrer „Helden“ demonstrativ geschlossen und ihre Kinder bejubelnd die Veranstaltung verließen. Unhöflich und peinlich. Natürlich gibt es in Berlin auch jede Menge Bibliophile, die Bücher und Lesungen mögen und bestimmt gern gekommen wären, wenn sie denn von der Veranstaltung gewusst hätten. Es hätte sich vielleicht auch ein toller Chor aus Berlin gefunden, wenn man sich denn gekümmert hätte. (vom Humanistischen Verband zum Beispiel).
Fazit: Auf kommenden Phantastika-Events könnte man entweder eine Halle zum Thema Buch richtig füllen, damit Erlebnisbereiche und Vielfalt da sind, oder einen zusätzlichen kleinen Bereich schaffen. Die zweite Bühne im Durchgang war viel zu groß. Dann lieber ein nettes Eckchen, an dem sich Lesende und Zuhörer wohl fühlen.
Phantastisch-lesen gratuliert allen Preisträgern von Herzen und freut sich über die Anregungen, neue Autoren und ihre Bücher vorzustellen. Amandara stürzte sich auf die U-Files und nimmt die Einhorn-Akten aus dem erst seit einem Jahr bestehenden Talawah-Verlag mit in den Urlaub, genauso wie zwei Hörbücher von Kai Meyer. Sie freut sich riesig auf den „Totengräbersohn“ von Sam Feuerbach, der ihr schon in Frankfurt angepriesen wurde.
Alle DPP Gewinner im Überblick
- Bester internationaler Roman: »Das Lied der Krähen« – Leigh Bardugo (Knaur Verlag)
- Bestes deutsches Romandebüt: »Izara – Das ewige Feuer« – Julia Dippel (Planet!)
- Bester deutscher Roman: »Die Krone der Sterne« – Kai Meyer (Fischer Tor)
- Beste deutsche Kurzgeschichte: »Der geheimnisvolle Gefangene« – Gerd Scherm (aus: »Reiten wir!«, Edition Roter Drache)
- Beste deutsche Anthologie: »The U-Files« (Talawah-Verlag)
- Beste deutsche Serie: »Die Phileasson-Saga« – Bernhard Hennen und Robert Corvus (Heyne)
- Bestes deutsches Hörspiel: »Der Totengräbersohn« – Sam Feuerbach und Robert Frank
- Bestes deutsches Sekundärwerk: Nautilus – Abenteuer & Phantastik
- Bester deutscher Grafiker: Lydia Rode für »Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr« (Knaus)
- Bester deutscher Comic: »Die Stadt der Träumenden Bücher – Buchhaim« – Florian Biege (Knaus)
Amandara M. Schulzke