Wenn aus den Pferdelords die Sky-Cavallery wird…
In einer fernen Zukunft hat sich die Menschheit von der zerstörten Erde auf den Mars gerettet. Hier und auf einigen Kolonien im Sonnensystem wurde eine neue Macht etabliert, „Das Direktorat“. Auf der Suche nach neuen Lebensräumen für die Menschheit hat man den erdähnlichen Planeten „Roald-37-S“ entdeckt. 12 Jahren lang wurde er erforscht und die Beobachtungsmannschaft hat ihre Analysenwerte an die restlichen Menschen gefunkt. Nun macht sich eine riesige Flotte auf den Weg, um sich dem letzten Problem auf Roald zu stellen. Denn der Planet wird von dem friedliebenden Volk der Hanari bewohnt, die gerade dabei sind, den Luftraum ihrer Welt mit einfachen Fluggeräten zu erobern.
… hat Michael H. Schenk den Weltraum für sich entdeckt
Die Hanari, intelligente Mischwesen aus Säugetieren und Reptilien scheinen für die hochgerüstete Kriegsflotte des „Direktorats“, den sogenannten „Sky-Troopern“ keine Bedrohung darzustellen, doch sie haben scheinbar Verbündete unter den Menschen. Eine Rebellengruppe mit dem Namen „Human Rights“ versucht mit allen Mitteln, den Erfolg der Invasionsflotte zu verhindern.
Mit „Sky-Troopers“ hat der Herr der „Pferdelords“, Michael H. Schenk, seinen ersten Science-Fiction-Roman geschrieben. Im weiten Feld der Military-SciFi mit einer kräftigen Mischung Planet Opera bietet er neben Spannung und Action sehr intensive und intime Einblicke in das Leben seines neu erschaffenen Volkes. Wie schon in seinen anderen Büchern bleibt der Autor seinem detailverliebten, abwechslungsreichen und sehr lebhaften Schreibstil treu. So wird auch hier die fortlaufende Geschichte abwechselnd aus der Sicht der Hanari und der Menschen geschildert. Schenks Art der Storyführung, die Spezies bis in die kleinsten Lebensumstände auszuloten und dem Leser auch die intimsten Geheimnisse seiner Protagonisten zu offenbaren, und zusätzlich technische Neuschöpfungen mit detailversessener Genauigkeit, zu erklären, verwendet der Autor für beide Völker. So beschreibt er Technologien auf anschauliche Weise und es macht Spaß, die ersten Flugversuche der Hanari mitzuerleben. Man fühlt mit dem Piloten mit, den man zuvor über mehrere Seiten kennen lernen durfte.
Der eher schüchterne Hanari Barek wirbt um das zickige Jungweib Enala, kümmert sich um die Felder der kleinen Siedlung Grünwasser und ist fasziniert von Sternenmärchen. Er lebt in ständiger Konkurrenz zu seinem Nebenbuhler, mit dem er notgedrungen eine Gemeinschaft bildet, als die Invasion beginnt. Der Adlige Karst gehört hingegen zu den wagemutigen Fliegern, die sich mit gasgefüllten und lederbespannten Schwingen in die Lüfte wagen. Anhand der Protagonisten schildert Schenk liebevoll die Kultur der Hanari, ihre Sorgen und Freuden. Der Autor gibt manchen humorvollen Einblick in das Leben eines Volkes, das nichts von der drohenden Gefahr ahnt.
Auf Seiten der Menschen wird vor allem die Geschichte der Indianerin Joana Redfeather erzählt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, gemeinsam mit ihren Sky-Troopern keinen Hanari entkommen zu lassen. Ihre Aufgabe scheint einfach, denn militärische Spitzentechnologie steht gegen ein Volk, welches gerade erst an der Schwelle zur Industrialisierung steht. Doch eine Verschwörung in den eigenen Reihen, eine fremdartige Welt und der Kampfgeist der Hanari stellen sie und die Invasionsarmee vor unerwartete Probleme. Unwetter, mörderische Pflanzen, Raubtiere und sogar ein Waldbrand machen den Sky-Troopern das Leben schwer.
Mit den Hanari hat Schenk ein faszinierendes neues Volk erschaffen, mit vielschichtigen Charakteren, die Spaß machen und in ihrer Individualität überzeugen. Dem gegenüber erscheinen seine Sky-Troopers ein wenig plakativ. Gradlinige Charaktere, die von ihrer Mission erfüllt scheinen und sich durch nichts von dieser abbringen lassen wollen. Erst in den beiden letzten Kapiteln des Romans wird offensichtlich, dass der Autor diesen Weg mit Absicht gewählt hat, um während der Handlung nicht zu viel von dem überraschenden Ende vorwegzunehmen. Wer das Ende kennt und den Roman nochmals liest, wird dies plötzlich mit einer ganz anderen Sichtweise tun. Die Geschichte offenbart eine zeitlose Aktualität und eine moralische Frage, mit der wir auch heute konfrontiert werden.
Den Spaß, den Michael Schenk beim Schreiben dieser Geschichte hatte, überträgt sich direkt auf den Leser. Die komplexe Handlung folgt einem straff gespannten Spannungsbogen, bis zu ihrem überraschenden Wendepunkt.
Fazit: Michael H. Schenk ist als Herr der „Pferdelords“ nun in den Weltraum gezogen, aber sein Talent als begeisternder Phantastik- Autor hat er mitgenommen. Seine „Sky-Troopers“ lassen die Grenzen zwischen Fantasy und Science Fiction verschwimmen, bieten Spannung, Humor und einen überraschenden Plot. Ein Roman, der den Lesern von Fantasy und Science Fiction gleichermaßen gefallen sollte.
Diese Rezension hat Gastrezensent Michael Reinsch geschrieben – Vielen Dank! 🙂
Sky-Troopers
Science-Fiction
Saphir im Stahl
Januar 2015
361
Funtastik-Faktor: 87
Ich melde mich hier als Autor der Sky-Troopers zu Wort, da ich jeder Fehlinterpretation begegnen möchte.
Es handelt sich bei dem Roman nicht um die Schilderung einer militärischen Invasion, bei der die Soldaten plötzlich ihr Gewissen entdecken. Vielmehr greift die Geschichte die Frage auf, wie sich der Mensch verhalten könnte oder sollte, wenn er mit Lebewesen konfrontiert wird, die sich in akuter Gefahr befinden. Ein Thema, das uns in Form der Flüchtlingsfrage schon heute betrifft.
Humanitäre Rettungsaktion
Die Umweltzerstörung hat Milliarden Menschenleben gekostet. Ein guter Teil der Menschheit konnte sich auf den Mars und in Kolonien retten. Dann entdeckt eine Fernsonde das Sonnensystem der intelligenten Hanari. Dabei wird festgestellt, dass sich die Sonne der Hanari schon sehr bald in eine Nova verwandeln und die Aliens auslöschen wird. Die Menschheit steht vor der Frage, ob man dies akzeptieren oder einen Rettungsversuch unternehmen soll. Aufgrund der leidvollen eigenen Vergangenheit entschließt man sich, die Hanari zu retten und zu einer neuen Heimat zu transportieren
Die Rettung der Hanari wird zu einer extrem schwierigen Mission. Wie soll man den Hanari begreifbar machen, dass man kommt, um sie vor ihrer eigenen Sonne zu retten? Und selbst wenn man kommunizieren könnte… Wer würde beim Anblick einer großen Evakuierungsflotte an eine humanitäre Mission glauben?
Das Direktorat entscheidet sich notgedrungen für eine „gewaltsame“ Evakuierung.
Ich habe den Roman so geschrieben, dass der Charakter der humanitären Rettungsmission erst in den letzten beiden Kapiteln offensichtlich wird. Wer den Text sehr aufmerksam liest, wird feststellen, dass ich die Formulierungen sehr überlegt gewählt habe. Wo die Sky-Trooper nichttödliche Waffen zum Einsatz brachten, wird von „reglosen“ Hanari berichtet, wo sie tödliche Mittel anwandten, schildere ich „leblose“ Aliens.
Auch in ihren künftigen Abenteuern wird die Indianerin Joana Redfeather, gemeinsam mit ihren Sky-Troopern, deutlich machen, dass es ihr Anliegen ist, Leben zu retten und nicht, diese auszulöschen.