Wofür stehen Drachen in der Fantasy-Literatur?

Ein Artikel im Rahmen der Blogtour zu „Feuerstimmen“ von Christoph Hardebusch

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Phantastisch-lesen.com heißt Euch herzlich bei der Blogtour zu dem Fantasy-Roman „Feuerstimmen“ von Christoph Hardebusch willkommen. Wie der Titel des Romans schon andeutet, spielt Feuer eine entscheidende Rolle in dem Roman und natürlich das Fantasy-Volk, das Feuer als Waffe einsetzen kann, die Drachen. Drachen gehören in der Historie phantastischer Welten nicht nur zu den ältesten Wesen, sondern auch zu den wandelbarsten. Doch wofür stehen sie und welcher Stellenwert kommt ihnen in der Fantasy-Literatur zu? Um mich diesen Fragen zu nähern, werde ich einige typische Vertreter der Drachen charakterisieren und entsprechende Bücher und Geschichten vorstellen, in denen diese vorkommen.

Drachen – mächtige Feinde der Menschen

„Niebelungen-Sage“  –  Sammlung von Götter- und Heldensagen (Edda)

Das „Niebelungenlied“ stellt den Drachen Fafnir als einen habgierigen Mörder dar. Hier begegnet uns auch bereits die Metamorphose, die in Drachenmythologien  häufiger vorkommt. Denn Fafnir ist zunächst einer von drei Söhnen des Zwergenkönigs Hreidmar, er gilt als furchtlos und hütet mithilfe einer mächtigen Waffe des Vaters Haus. Ein Streit mit den Göttern Odin, Hönir und Loki führt dazu, dass Loki für Hreidmar ein Wehrgeld beschaffen muss. Er übergibt das Gold des Zwergs Andvari und den Ring Andvaranaut, trotzdem das dem Schatz ein Ruf als Todbringer anhaftet. Prompt tötet Fafnir seinen Vater, um das Gold an sich zu reißen, zieht sich in eine Höhle zurück und verwandelt sich in einen Lindwurm.  Das Schicksal nimmt seinen Lauf, als der Held Siegfried zum Drachentöter wird und in Fafnirs Blut badet, was ihn unverwundbar macht. Fast jedenfalls, ein Lindenblatt auf dem Rücken soll ihm zum Verhängnis werden. Und so ist auch Siegfried ein früher Tod bestimmt, durch die Hand seines Waffenbruders Hagen von Tronje. Nach Siegfrieds Ermordung versenkt Hagen dessen mit einem Fluch belegten Schatz – den Nibelungenhort – im Rhein.

Smaug – habgieriger Widersacher  – „Der Hobbit“ – J.R.R. Tolkien

Hobbit © Klett-Cotta
Hobbit © Klett-Cotta

Tolkien beschrieb in seiner Mythologie drei Typen Drachen, die Urulóki , die Kaltdrachen und die geflügelten Feuerdrachen. Zu letzteren gehört Smaug, der Drache aus dem „Hobbit“ und diese zählen zu den größten und mächtigsten Drachen. Sie können fliegen und Feuer speien. Ihr Feuer ist so heiß, das es selbst die Ringe der Macht schmelzen kann, mit Ausnahme des ‚Meisterrings‘ aus „Der Herr der Ringe“. Es wäre ja sonst zu einfach, sich dessen zu entledigen.
Thorin Eichenschild erzählt im ersten Kapitel des „Hobbit“ von Tagen in Reichtum und Frieden für die Zwerge, nachdem sein Großvater den Einsamen Berg für sein Volk entdeckt hat. Im Tal erfreut sich die Stadt Dal ebenfalls des Wohlstands und der Kultur, Zwerge und Menschen ergänzen ihre Fähigkeiten und leben in friedlicher Nachbarschaft. Bis Smaug, vom Reichtum und den Edelsteinen angelockt, den Einsamen Berg erobert und die florierende Stadt zerstört. Smaug wird im „Hobbit“ zwar als äußerst gierig und stark, aber nicht gerade schlau beschrieben:

»„Drachen stehlen Gold und Edelsteine, wie ihr wisst, bestehlen Menschen und Elben und Zwerge, wo auch immer sie etwas finden können. [..] Dabei erfreuen sie sich nicht einmal an einem Messingring. [..] Sie können kaum ein gutes Werkstück von einem schlechten unterscheiden.“« Thorin Eichenschild im „Hobbit“, S. 30, Ausgabe 1974, Übersetzung Walther Scherf

Die Leser des „Hobbit“ wissen, wie die Geschichte um Smaug endete, es soll hier nicht verraten werden. Angemerkt sei jedoch, dass  der Kampf der Zwerge und des Hobbits gegen den Drachen zu den spannendsten Drachen-Geschichten in der Fantasy-Literatur gehört.

Drachen als mächtige, ambivalente Wesen – „Erdsee-Saga“ – Ursula K. Le Guin

Erdsee © Piper
Erdsee © Piper

Drachen werden in der Fantasy-Literatur nicht immer als ausschließlich böse beschrieben. In Ursula K. Le Guins „Erdsee“-Büchern finden wir eine etwas andere Betrachtungsweise dieser phantastischen Spezies.
Die erste Begegnung des Menschen und Zauberers Ged mit einem Drachen ist ebenfalls von Feindseligkeit geprägt. Auch hier gelten sie zunächst als gefährlich und gierig.

»Aus diesem Grund war es keinem eingefallen, Rache zu nehmen für den Herrscher von Pendor, als der Drache plötzlich aus dem Westen gekommen war und ihn und seine Mannen beim Mahl im Turm überrascht, mit den Flammen aus seinem Mund erstickt und die schreienden Stadtbewohner ins Meer getrieben hatte. Ungerächt blieb Pendor bis heute und der Drache hauste dort zwischen den Gebeinen, Türmen und Juwelen, die einst den Fürsten und Prinzen der Küstenländer [..] gehört hatten.«  „Der Magier der Erdsee“-„Erdsee“-Sammelband, Ursula K. LeGuin, S. 116, Ausgabe 2005, Piper

Der Zauberer Ged traut sich, den Drachen herauszufordern, weil ihm ein noch mächtigerer Gegner auf den Fersen ist und er den wahren Namen des ältesten Drachens zu kennen glaubt. Dadurch hat er Macht über ihn. Ged gelingt es, einen Deal mit den Drachen auszuhandeln. Im dritten Erdsee-Buch „Das ferne Ufer“ begegnet Ged den Drachen erneut und findet sie schwach und verstört vor. Ihre einstige Macht und Stärke scheinen sie eingebüßt zu haben.

»„Sie sind wahnsinnig geworden. Sie haben ihre Sprache verloren. Sie, die lange vor den Menschen über Sprache verfügten, die älter sind als jedes andere Lebewesen in der Welt, [..] sie sind nun nichts weiter mehr als Tiere und von einer blinden wilden Wut besessen.«„Das ferne Ufer“ -„Erdsee“-Sammelband, Ursula K. LeGuin, S. 612, Ausgabe 2005, Piper

Ged kann das Ungleichgewicht, unter dem auch die Drachen zu leiden haben, beseitigen, verliert sich dabei jedoch selbst in der Welt der Toten. Der Drache Kalessin revanchiert sich und bringt Ged dorthin, wo er Heilung finden kann, zu Tenar, die einst von ihm aus den Gräbern Atuans befreit wurde.

»Die weit auseinanderstehenden gelben Augen unter gepanzerten Schalen oberhalb der schmalen Nase und der glühenden, rauchenden Nasenlöcher sahen sie unverwandt an. Ihr kleines, weiches Gesicht und ihre dunklen Augen sahen ihn unverwandt an. Keiner sprach. Der Drache wendete den Kopf ein wenig zur Seite, damit sie nicht vernichtet wurde, als er ein lautes „Ha“ aus orangefarbenen Flammen sprach – oder vielleicht lachte. Dann senkte er den Körper, hockte sich hin und sprach, aber nicht zu ihr. „Aviraraihe, Ged“ sagte er sehr sanft, rauchig, die brennende Zunge flackerte auf, er senkte den Kopf.«  „Tehanu“ -„Erdsee“-Sammelband, Ursula K. LeGuin, S. 717, Ausgabe 2005, Piper

Mir ist kein anderes Fantasy-Werk bekannt, indem das Verhältnis der Drachen zu den Menschen eine derart weitreichende Entwicklung durchläuft; vom gefürchteten übermächtigen Feind zum Verbündeten und Freund.  In den „Erdsee“ Romanen werden die Drachen als hochintelligentes, altes Volk beschrieben, dabei aber sehr klar von den Menschen differenziert. Auch dann noch, als sich herausstellt, dass es Menschen gibt, die sich in Drachen verwandeln können. Die „Erdsee“-Bücher  gehören schon deshalb zu den schönsten Fantasy-Erzählungen, weil sie eine klare humanitäre Botschaft vermitteln. Themen wie Solidarität und Freundschaft, Toleranz und Versöhnung stehen im Vordergrund. Am Beispiel der Drachen zieht sich die Frage, warum der Mensch ablehnt, was er nicht versteht, als ein roter Faden durch alle Teile von „Erdsee“.

Asiatische Drachenmythologie – Drachenblut – Das Erbe der Samurai“, Daniela Knor

Drachenblut © Amrûn-Verlag
Drachenblut © Amrûn-Verlag

Ähnlich mehrdeutig werden Drachen auch in der asiatischen Mythologie beschrieben. Der chinesische Drache, der Lóng,  ist das bekannteste Fabelwesen des Landes und wird bis heute als göttliches Wesen verehrt. Äußerlich ähneln sie Schlangen mit den Gliedmaßen eines Adlers und dem Kopf eines Wasserbüffels, Flügel haben sie nicht. In der chinesischen Mythologie werden ihren verschiedenen Farben bestimmte Charakteristika zugewiesen: gelbe/goldene Drachen symbolisieren den Kaiser und den Sommer, rote stehen ebenfalls für den Sommer und den Westen. Blaue und grüne Drachen stehen für Frühling und den Osten, während schwarze Drachen den Norden symbolisieren und Dürre und Stürme mitbringen. In der chinesischen Mythologie können Drachen sich in verschiedene Tiere verwandeln, wie Schildkröte oder Löwe, oder zu Menschen werden.

Die japanischen Drachen Ryu ähneln in vielfacher Hinsicht den chinesischen Drachen. Auch ihnen werden sowohl positive, als auch negative Eigenschaften zugeschrieben, sie können für Glück stehen oder den Tod bringen.  Eine populäre japanische Drachensaga erzählt, dass der Meeresgott Ryūjin (auch Drachengott) ein Ryu-Drache ist. Er symbolisiert die Kraft des Meeres und kann die Gestalt eines Menschen annehmen. Dessen Tochter, die Göttin Otohime, heiratete den menschlichen Prinzen Hoori und deren Enkel Jimmu wurde der erste Kaiser Japans.  Zudem gibt es noch eine Geschichte über mächtige Gezeitenjuwelen, mit deren Hilfe Korea erobert wurde.
Diese Mythologie hat die Autorin Daniela Knor als Grundlage für den Urban-Fantasy Roman  „Drachenblut-Das Erbe der Samurai“ genutzt. Hier erforscht der Teenager Takeru seine japanischen Wurzeln und den Mord an seinen Eltern. Dabei wird er unmittelbar mit gefährlichen und wandelbaren japanischen Fabelwesen konfrontiert und kommt auch einem Drachenmythos auf die Spur.

»Das starre Echsengesicht sah ihn an. „Ich .. ähm.. komme mir gerade selbst sehr albern vor, aber bist Du zufällig mit einem Drachen namens Ryu-jin bekannt?“ Die Schildkröte regte sich nicht.
„Falls ja, könntest Du ihm von mir ausrichten, dass ich nach den Gezeitenjuwelen suche, um sie ihm zurückzubringen? Wenn er sie nämlich längst im Meer gefunden hat, könnte ich mir das sparen.“« „Drachenblut-Das Erbe der Samurai“, Daniela Knor, S. 247, Amrȗn Verlag, 2015

Auch die Geschichte in „Drachenblut-Das Erbe der Samurai“ könnte man durchaus als Parabel für das Verständnis und Annehmen von Andersartigkeit interpretieren. Vor allem aber macht der Leser einen faszinierenden Ausflug in die japanische Mythologie und genießt deren geheimnisvolles Flair.

Drachen als Götter – „Die Drachenelfen-Saga“ – Bernhard Hennen

Drachenelfen © Heyne
Drachenelfen © Heyne

Auch der Schriftsteller Bernhard Hennen hat eine Romanreihe innerhalb seines populärem Elfen-Universums  den Drachen gewidmet. Die „Drachenelfen„-Reihe geht zu den Wurzeln der komplexen Elfen-Welt von Bernhard Hennen. Wir erfahren, welche Rolle den Elfen in der Neuordnung des Multiversums um die Albenmark zugedacht war und was sich in der Welt der Menschen (Daia) und einer eigentlich den Göttern vorbehaltenen dritten Welt (hier Nangog, später die Zerbrochene Welt) zugetragen hat. Es sind die gottähnlichen Unsterblichen, denen hier eine zentrale Rolle zukommt. Wir erfahren, wie es zum großen Krieg zwischen den Drachen und Devantharen (unsterbliche, gottähnliche Wesen für die Menschen, oft in Tiergestalt) gekommen ist.

Die Himmelsschlangen, also die erstgeschlüpften Drachen,  sind die Stadthalter der Alben, der Erschaffer der Albenmark. Sie werden von den Elben verehrt. Auch Hennens Drachen treten in vielfältigen Farben auf und sind entsprechend charakterisiert.  Nachtatem, der Geheimnisvolle und Älteste nimmt die Gestalt eines Elfen an. Der Flammende gilt als aufbrausend, während der Frühlingsbringer eher ruhig und pragmatisch auftritt. Der Goldene verkörpert Macht, Schönheit und vollkommende Harmonie, der Himmlische gilt als der Weiseste. Der Nachtblaue ist der Kriegerischste, während der Rote als Verführer auftritt, mitunter auch zur Grausamkeit neigt. Der Smaragdfarbene ist harmoniebedürftig und vermittelt oft Kompromisse.

»Nachtatem […] weitete seine Schwingen und glitt wie ein Schatten über den Himmel hinauf, dorthin, wo sich einmal der verborgenen Eingang zur Blauen Halle befunden hatte. Der ganze Hang war abgerutscht. Nichts sah mehr vertraut aus. [..] Der Rote landete neben ihm auf der Lichtung vor dem verborgenen Tor. Er wirkte fremd, sein sonst so aufbrausendes Temperament war verloschen. „Spürst Du es auch, Bruder? Diesen Schmerz tief in Deinem Innern. Es ist wie damals.“  Der Dunkle betrachtete das verwüstete Land durch sein verborgenes Auge. Auch die Kraftlinien waren gestört. Nie seit den Tagen der Weltenschöpfung hatte er etwas Vergleichbares gesehen. [..] Und da begriff der Erstgeschlüpfte, was geschehen sein musste. « „Drachenelfen Band 3 – Die gefesselte Göttin“, Bernhard Hennen, S. 86, Ausgabe Heyne, 2013

So mächtig und schlau die Himmelsschlangen auch sind, unverwundbar sind sie nicht. Deshalb stehen in den Diensten der Himmelsschlangen die Drachenelfen, die als Söldner, Attentäter oder Spione die Interessen der Drachen durchsetzen. Die Drachenelfen Nandalee und Gonvalon, sowie der Bauer Artax, der in den Körper eines Unsterblichen transferiert wird, sind die Protagonisten in einem Stellvertreterkrieg ihrer Götter. Die Erzählung füllt mittlerweile fünf dicke Drachenelfen-Bände und erzählt eine Reihe von spannenden Geschichten um Verrat, Widerstand und unerwartete Solidarität. Der letzte Band „Himmel in Flammen“ ist am 14. März 2016 erschienen.

Drachen als Erschaffer einer Welt – „Feuerstimmen“ – Christoph Hardebusch

Feuerstimmen © Piper
Feuerstimmen © Piper

In „Feuerstimmen“ von Christoph Hardebusch werden Drachen als Erschaffer der Welt vorgestellt.  Fünf Drachen sollten zu Anbeginn der Welt eine Einheit bilden, doch einer zerschlug die Harmonie. Dieser Fünfte gilt als boshaft. Im Roman „Feuerstimmen“ sendet er Hass aus, um das Paradies der acht Inseln zu zerstören.
Die acht Inseln liegen isoliert von der restlichen Welt irgendwo im Meer und kreisen auf stetigen Bahnen. Sie sind glückliche Orte, voller Magie, Reichtum und Frieden. Doch eines Tages fangen die Bewohner einander zu hassen an und bekämpfen sich bis auf das Blut. Die Tag- und Nachtgleiche gerät völlig außer Kontrolle. Die Inseln haben ihre Bahnen verlassen und treiben im Meer. Die junge Königin Elena sieht keine andere Möglichkeit, als außerhalb der Inseln nach Rettung zu suchen. Von einem Orakel erfährt sie, dass ihre Heimat infolge der Zwietracht unter den Drachen entstanden ist und der Fünfte schließlich im Meer versank. Doch nun erwacht er. Es gilt, die schützende Harmonie wieder herzustellen. Nur wie?

»„Drachensturz“ flüsterte Aidan ehrfürchtig und gab Elenas Gedanken so einen Namen. Sie kannte es nur als das Feuer aus dem Himmel, gerufen vom fünften Drachen, doch hier zeigte es sich als etwas anderes, Solideres, das nun auf den Drachen zuraste. [..] Sein Leib wurde getroffen und hinab gerissen, stürzte auf den Felsboden – und verging in einer Aufwallung von Nebel. Wie kreisförmige Wellen in einem Teich, in den man einen Stein geworfen hatte, schwappte der Nebel über den Boden, erreichte die Nebelbänke am Rande der Kaverne und vermengte sich mit ihnen. Aber etwas blieb in der Mitte des Bodens zurück, kleine Nebelfelder, die umeinander kreisten. Es dauerte einige Augenblicke, bis Elena erkannte, was sie sah.« „Feuerstimmen“ – Christoph Hardebusch, Piper 2016, S. 294

In Christoph Hardebuschs Roman „Feuerstimmen“ geht es um nicht weniger, als die Rettung  der Gesegneten Inseln. Die Disharmonie, die die acht Inseln zu vernichten droht, bringt Verwüstung  und Tod auch auf das Festland. Christoph Hardebusch hat sich eine originelle Wendung ausgedacht, mit der die Harmonie wieder hergestellt werden kann.

Drachen als Begleiter der Menschen – Drachen in 1001 Nacht –  „Flammenwüste“ – Akram El-Bahay

Flammenwüste © Bastei-Lübbe
Flammenwüste © Bastei-Lübbe

Anȗr, ein junger  Geschichtenerzähler, hat sich anstelle seines Großvaters als Berater ausgegeben, um in den Palast des Sultans zu gelangen. Der Sultan will einen Drachen töten lassen, der die Karawansereien an der Großen Gewürzstraße  niederbrennt. Ein Buch mit Kindergeschichten und eine geheimnisvolle Schatulle sollen das Werkzeug enthüllen, mit dem man einen Drachen besiegen kann.  Anȗr traut seinen Augen nicht, als er das Buch sieht. Es ist eine Geschichte, die er sich ausgedacht hat  und natürlich weiß er den geheimen Namen des Drachen. Der junge Geschichtenerzähler kann also das Rätsel lösen. Die enthüllte Waffe wird an Prinz Masul übergeben, um mit ihr auf Drachenjagd zu gehen. Anȗr soll ihn als Chronist begleiten. Doch was der Geschichtenerzähler schließlich über das Abenteuer niederschreibt, ist eine vollkommen unerwartete Geschichte.

»“Du hast diesen Namen schon immer gekannt, aber erst im Angesicht seines Trägers bist Du Dir darüber bewusst geworden.“ erklärte Esna in die anschließende Stille hinein. [..]  „Dann habe ich mir den Drachen aus der Geschichte nie selber ausgedacht?“ fragte Anȗr verblüfft. „Nein“ antwortete Esna „Du hast wohl nur die Verbindung gespürt, die längst zwischen Euch bestanden hat.“ Der weibliche Drache wendete sich an [den schwarzen Drachen] „Erzähle ihm alles, was er wissen muss. [..]“« „Flammenwüste“ – Akram El-Bahay, Bastei-Lübbe, 2014 [S. 385]

Zwischen Anȗr und dem Drachen entsteht eine Freundschaft wider Willen. Der Drache ist enttäuscht von den Menschen, er hält sie für hinterhältig und gewalttätig. Anȗr reitet in die Wüste, um Drachen zu jagen und ist auch der erste, der einen Schuss auf sie abgibt.  Doch ein längst verstorbener Magier hat ihre Verbindung vorhergesehen. Angesichts eines verheerenden Kriegs, den ihr gemeinsamer Feind über das Land bringt, erkennen sie sich als Gefährten und kämpfen gemeinsam dafür, dass ein Geheimnis um die Entstehung der Welt nicht in die Hände des Bösen gerät.

Akram El-Bahay hat Drachen ebenfalls  als eigenständige Wesen und Individuen gezeichnet. Im Gegensatz zu anderen Romanen über Freundschaften zwischen Drachen und Menschen, ordnet sich der Drache hier nicht unter, sondern behält seinen eigenen Kopf. Mensch und Drache sind gleichberechtigte Partner. „Flammenwüste“ ist der Auftaktroman einer Trilogie, in der der Autor Akram El-Bahay klassische Fantasy mit den Elementen orientalischer Märchen verbindet und seine Helden gegen Ghoulas, Dschenniya und Ifriten kämpfen lässt. Viele magische Geschichten und  zauberhafte Ideen bereichern diesen Roman.

Was symbolisieren Drachen in der Fantasy-Literatur?

Drachen symbolisieren Stärke, Macht und Geheimnisse, aber auch die Elemente, Urkraft und Glück. In der Fantasy Literatur nehmen Drachen vielerlei Rollen ein, sind habgierige Feinde, Götter der Völker oder hochintelligente und langlebige Geschöpfe, mit guten oder bösen Absichten.  Drachen sind in der Fantasy-Literatur weit mehr als einfach nur mächtige Gegner, durch die Glückspilze oder gestandene Krieger zu Helden werden.  Oft repräsentieren sie das Fremde, das Andersartige, etwas das andere Wesen fürchten. Sie halten den Menschen einen Spiegel vor, denn diese müssen im Konflikt mit Drachen nicht nur Heldenmut, sondern auch Toleranz, Verständnis, Lernfähigkeit und Güte beweisen. Dieses Bild lässt sich in der aktuellen politischen Situation auch auf unsere Gesellschaft übertragen. In diesen Tagen, in denen vor dem Krieg Flüchtende in unserem Land Schutz suchen und deren Verbleib von Teilen der deutschen Bevölkerung  abgelehnt wird, kommt der Frage, warum unsere Gesellschaft etwas Fremdes derart fürchtet, dass sie sich von etabliert geglaubten humanistischen Grundwerten abkehrt,  eine besondere Relevanz zu.

DANKE, dass ihr bis hierher durchgehalten habt. 😉

Es gibt auch etwas zu gewinnen!

Verlost werden am Ende der Tour unter allen Teilnehmer/innen: 5x je eine Buchausgabe von „Feuerstimmen“von Christoph Hardebusch

Dafür müsst ihr nur hier im Kommentarfeld einen sinnvollen Kommentar hinterlassen. Erzählt zum Beispiel, was ihr an Drachen mögt, oder nicht. Oder welchen ihr besonders faszinierend findet. Oder schreibt einfach einen Kommentar zum Artikel. Ich freue mich über Eure Rückmeldungen.

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Ab dem 28.03. erfolgt die Auslosung der Gewinner/innen, die per Mail benachrichtigt und auf den teilnehmenden Blogs bekannt gegeben werden.

Das Kleingedruckte

Du bist mindestens 18 Jahre alt oder hast das Einverständnis deiner Erziehungsberechtigten.
Hinterlasse uns eine Möglichkeit (E-Mail etc.), um Dich nach dem Gewinnspiel zu kontaktieren.
Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Eine Teilnahme am Gewinnspiel ist nur innerhalb von Deutschland, Österreich und Schweiz möglich. Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.
Wir übernehmen keine Haftung für den Verlust des Gewinns auf dem Postweg.
Das Gewinnspiel endet am 27. März 2016 um 23:59 Uhr.

VIEL GLÜCK!

Eure Eva

Achtung, es gibt eine kurzfristige Terminänderung:

Die Beiträge ‚Interview mit Christoph Hardebusch‘ und ‚Beitrag zur Messe-Lesung‘ tauschen den Erscheinungstermin!

24.03. Beitrag zur Messe-Lesung auf Literaturschock

27.03. Interview mit Christoph Hardebusch auf Fantastische Bücherwelt

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