Faszination Physik und eine fatale Entdeckung
Ein Team von vier Astronauten hat auf dem Raumschiff Shepherd-1 eine Reise von 20 Jahren hinter sich. Vier Lichttage von der Erde entfernt sollen sie mit Hilfe von autonomen Drohnen auf den Beginn des Universums schauen. So soll herausgefunden werden, wie es entstanden ist.
Doch dann verzögert sich die Mission, da die ersten Bilder einen Schleier aufweisen. Während die restlichen Crew-Mitglieder versuchen, die Technik zu optimieren, forscht Astronomin und Missionsleiterin Christine auf eigene Faust. Allerdings entdeckt sie dadurch etwas, das ihr gesamtes Weltbild verändert. Und sie greift zu drastischen Maßnahmen, die die gesamte Mission gefährden.
Wissenschaft für alle!
„Die Störung“ ist ein weitere SF-Roman des Autors Brandon Q. Morris aus einer inzwischen beeindruckenden Sammlung von Werken. Wie alle anderen Romane schreibt er auch diese Geschichte mit dem Anspruch, dass sie genauso in der Realität geschehen könnte. Womit das Buch ein Vertreter des Hard SF-Genres ist, in dem die Geschehnisse auf harten, wissenschaftlichen Fakten beruhen.
In diesem Fall bedient sich der Schriftsteller der Quantenphysik, wobei er berücksichtigt, dass man als Laie die zugrundeliegende Wissenschaft nicht unbedingt nachvollziehen kann. Aus diesem Grund hat er am Ende seines Buchs einen kleinen Exkurs angehängt, in dem er über die Geschichte dieser Physik und Grundlagen, die für seine Erzählung relevant sind, referiert. Das Schöne ist, dass Morris die wissenschaftlichen Facts auf eine Art und Weise präsentiert, dass man sie auch als unbedarfter Leser verstehen kann. Diese Leistung ist nicht zu verachten und man würde sich wünschen, dass sich noch mehr Autoren derart transparent um einen Verständnishintergrund bemühen würden.
Jede Menge überraschende Wendungen
Die Geschichte in „Die Störung“ ist sehr spannend geschrieben und überrascht den Leser immer wieder. Nach den ersten 100 Seiten opfert Morris eine wichtige Figur, was zunächst unverständlich erscheint. Doch das Ableben des entsprechenden Charakters nutzt der Autor geschickt, um weitere Plottwists zu entwickeln. Immer dann wenn man der Meinung ist, man ahne wie es weitergehen wird, liegt man gewaltig daneben. Wodurch die Story sich wunderbar unvorhersehbar entwickelt. Gleichzeitig sind alle Wendungen klug konstruiert ergeben innerhalb der Entwicklung der Geschichte absolut Sinn.
und gelungene Charaktere
Gerade eine solche wissenschaftlich geprägte Erzählung braucht glaubwürdige Figuren und tatsächlich überzeugen alle Charaktere. Protagonistin Christine ist ehrgeizig und der Typ Wissenschaftlerin, die sich so sehr in Probleme vertieft, dass sie alles um sich herum vergisst. Sogar die Außenwelt. Ihr Kollege Benjamin hingegen ist so etwas wie das Herz und die Seele der Mission: mitfühlend und nachdenklich. Er durchläuft eine erstaunliche Entwicklung. Gewisse Rätsel lassen ihn nicht los und so entwickelt auch er sich zu einem zielstrebigen Menschen, der nicht lockerlässt. Wodurch er immer mehr zu einer Leitfigur wird.
Die Handlungsorte wechseln immer wieder zwischen Erde und der Weltraummission hin- und her. Dreh- und Angelpunkt der Handlung auf der Erde ist CAPCOM Rachel, die für die Kommunikation mit den Astronauten verantwortlich sind. Auch sie stößt auf Rätsel, die vor allem mit dem mysteriösen Mitfinanzier der Mission Alpha-Omega zu tun haben. Sie erweist sich ebenfalls als eine intelligente Protagonistin, die ihre Aufgabe sehr ernst nimmt und außerhalb ihres eigentlichen Verantwortungsbereichs aktiv wird. Bemerkenswert ist auch, dass die Geschichte ohne eindeutige Antagonisten auskommt . Einige Figuren könnte man zwar als Gegenspieler bezeichnen, allerdings wirken sie kein bisschen wie stereotype Schurken und entziehen sich jeglichen Klischees.
Fazit
Gleich zu Anfang präsentiert Brandon Q. Morris ein derart spannendes Mysterium, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Und am Ende bleibt einfach nur festzustellen, dass „Die Störung“ in jederlei Hinsicht ein großartiger Roman ist.
Götz Piesbergen
Science Fiction
Fischer Tor
Januar 2021
384
Guter Punkt
100
Ich stimme dem Rezensenten zu, dass „Die Störung“ ein großartiger Roman ist. Allerdings hätte ich mir auf den ersten 60 Seiten ein schnelleres Erzähltempo gewünscht. Die Figur der Rachel, die die Story trägt, ist in ihrer Loyalität und Herzenswärme außerordentlich gut gelungen. Der Plottwist erinnert mich an eine Kurzgeschichte von Philip K. Dick – Morris macht ihm alle Ehre. Auch von mir ein unbedingtes: Empfehlenswert.