Gendergerechte Sprache – mein Standpunkt

Warum setze ich mich für gendergerechte Sprache ein?

Gender roles, SchreibmaschineWer mir oder phantastisch-lesen auf den Social Media Kanälen folgt, hat vielleicht schon mitbekommen, dass mir gendergerechte Sprache am Herzen liegt. Ich teile Artikel darüber, die sich unaufgeregt und sachlich mit dem Thema auseinandersetzen. Gerne auch Videos, die humorvoll die Diskussion um gendergerechte Sprache spiegeln.

Der Grund dafür, warum ich mich für gendergerechte Sprache einsetze, ist ganz einfach: Ich halte sie für sinnvoll. Erfahren Frauen und Transgender-Personen durch das generische Maskulinum in unserer Sprache Diskriminierung? Ja, natürlich. Es gibt wissenschaftliche Studien, die belegen, dass das generische Maskulinum unsere Wahrnehmung und somit unser Denken beeinflusst. Eine gendergerechte Sprache wird nicht direkt dafür sorgen, dass Ingenieurinnen und Ingenieure überall gleich gut bezahlt werden. Langfristig aber schon. Weil sich nachweislich mehr Frauen auf sogenannte typische Männerberufe bewerben, wenn die Stellenausschreibung sie direkt anspricht. Eine erhellende Zusammenfassung darüber, was das generische Maskulinum und die gendergerechte Sprache bewirken, findet ihr unter anderem hier bei Quarks.de.

Wie setze ich gendergerechte Sprache um?

Da ich keine Sprachwissenschaftlerin bin, gehe ich sehr unwissenschaftlich damit um. Das heißt: ich probiere verschiedene Formen der gendergerechten Sprache aus und verwende, was mir am besten gefällt. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sicherlich nicht behaupten, dass meine Texte vollständig in gendergerechter Sprache geschrieben sind. Auch habe ich mich noch nicht entschieden, ob ich lieber Neutralformen oder Wortformen mit Gendersternchen, Binnen-I, Backslash oder Doppelpunkt verwenden möchte. Angefangen habe ich mit dem Binnen-I und bin inzwischen bei einem Mix aus Gendersternchen und neutralen Formulierungen angekommen. Statt des Gendersternchens scheint sich in letzter Zeit der Doppelpunkt durchzusetzen (besonders im Netz, da Google diese Form annimmt). Ich finde allerdings das Sternchen symbolisch am besten geeignet, um alle Geschlechter abzubilden. Die Optik des * steht für mich für Vielfalt, mehrere Möglichkeiten und Richtungen.  Gelegentlich experimentiere ich auch mit dem generischen Femininum.

Das beste mir bekannte Beispiel für ein in gendergerechter Sprache geschriebenes Buch ist übrigens „Wasteland“ von Judith und Christian Vogt. Hätte ich nicht davon gewusst, wäre es mir beim Lesen vermutlich nicht aufgefallen. Gendergerechte Sprache muss also nicht unbedingt sperrig und fremd klingen.

Und im mündlichen Sprachgebrauch?

Hier muss ich zugeben, dass mir der Einsatz des Glottisschlags in Worten, in denen ich ihn nicht erlernt habe, schwerfällt. Das wird sich mit der Zeit einspielen. Neutralformen wie Lesende, Studierende, Teilnehmende, Lehrende oder Lehrkräfte finde ich inzwischen viel angenehmer als die maskulinen Wortformen.

Warum erzählst Du uns davon?

one way - anotherWeil ihr meinen Rezensionsblog lest und vielleicht Veränderungen feststellen werdet. Ich habe nämlich festgestellt, dass mich das generische Maskulinum in meinen Texten mittlerweile stört. Und deshalb habe ich mir die Impressum- und Datenschutz-Seiten vorgenommen und versucht, gendergerechter zu gestalten.

Sicherlich werde ich nicht alle meine Rezensionen aus der Vergangenheit sprachlich umgestalten, aber vielleicht noch die eine oder andere Seite mit allgemeinem Inhalt zum Blog. Für zukünftige Rezensionen gilt, was ich bereits beschrieb: ausprobieren. Und was die phantastisch-lesen Mitstreiter*innen angeht: Ich schreibe niemandem vor, gendergerecht zu schreiben. Stelle aber fest, dass einige bereits ihre eigene Form des Genderns ausprobieren. Gendergerechte Sprache sollte wachsen und sich entwickeln. In einigen Jahren wird sie hoffentlich selbstverständlich und ein Meilenstein sein auf dem Weg zu einer gerechteren Gesellschaft.

Foto/Grafik: pixabay

Eva Bergschneider

4 Gedanken zu „Gendergerechte Sprache – mein Standpunkt

  1. Hi Eva,

    das Gendern beschäftigt ja mittlerweile sehr viele Menschen und ich gehöre zu denjenigen, die dem sehr skeptisch gegenüberstehen.
    Mich selber stört es nicht, als „Blogger“ oder „Leser“ bezeichnet zu werden, ich bezeichne mich auch meist selber so…
    Dass viele Menschen sich diskriminiert fühlen ist für mich eher (leider) eine Kopfsache, die schwer auszumerzen ist, genauso wie bei denjenigen, die diskriminierend handeln oder sprechen.
    Dass Sprache beeinflusst ist mir klar, aber ich bin der Meinung, dass das im Denken anfangen sollte sich umzustellen, worauf auch eine Veränderung der Sprache kommt, nicht umgekehrt.
    Man merkt auf oft in den Kommentaren zu solchen Beiträgen, dass viele nur noch genervt sind von den vielen verschiedenen Gender-Sprachkapriolen, was also das Gegenteil bewirkt von dem, was es sollte…

    Wenn ich „die Blogger“ sage schließe ich alle mit ein, Mann, Frau, „Diverse“, Kinder, einfach die Menschen. Für mich ist das ein Oberbegriff, der für alle gilt. Und ich verstehe auch immer noch nicht so ganz, warum man alle einzeln einzählen „muss“.

    Ich bin jedenfalls gespannt wie sich das alles noch weiterentwickelt.
    Deinen Beitrag hab ich gerne heute in meiner Stöberrunde verlinkt.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Liebe Aleshanee, DANKE für Deinen Kommentar. Beim Thema Gendern ist mir vor allem Offenheit und Dialog wichtig und beides haben wir ja schon erreicht, sobald wir uns darüber austauschen. Auch wenn Du einen anderen Standpunkt vertrittst. 🙂 Ich kann Deine Meinung dazu auch gut verstehen und hätte bis vor nicht allzu langer Zeit wahrscheinlich ähnlich argumentiert. Es gibt zwei Dinge die mich dazu gebracht haben, das Gendern als eine positive Entwicklung für die Gleichberechtigung aller Menschen anzusehen. 1. Ich habe im beruflichen Umfeld zunehmend festgestellt, dass dieses „mitmeinen“ einfach nicht funktioniert. In den von Männern dominierten Jobs wird Frau viel zu oft immer noch nicht ernst genommen, selbst wenn sie eine höhere Kompetenz aufweist. Der Grund dafür ist natürlich nicht eine „männliche“ Berufsbezeichnung, sondern es ist eine Folge der immer noch vorherrschenden patriarchischen Gesellschaftsstrukturen, die wir leben. Anders herum könnte man allerdings auch argumentieren, dass das generische Maskulinum auch eine Folge der vorherrschenden patriarchischen Gesellschaftsstrukturen ist, die wir leben. Hier beisst sich die Katze in den Schwanz. Und in diesem Sinne finde ich ein Gendern von Berufsbezeichnungen als Mittel zur Sensibilisierung auf Thema absolut hilfreich. 2. Ich habe mir die zweiteilige Doku „No more boys and girls“ vom ZDF angesehen, findest Du hier: https://www.zdf.de/dokumentation/no-more-boys-and-girls/sendung-eins-100.html Funfact: Darin geht es überhaupt nicht ums Gendern. 😉 Es geht allerdings darum, dass selbst Kinder aus ganz normalen, heutigen Familien immer noch ein Rollenbild leben, das nicht mit einer Gleichberechtigung aller Geschlechter in Einklang zu bringen ist. Die können gar nichts dafür. Es wird ihnen einfach von der Gesellschaft vorgelebt. Ich finde tatsächlich, dass wir in dem Punkt als Gesellschaft noch lange nicht so weit emanzipiert sind, wie wir vorgeben zu sein. Und auch dahingehend bin ich mittlerweile der Meinung, dass „gendern“ einen klitzekleinen Beitrag zu einer Gender-Gerechtigkeit beitragen kann. Und was die „Kapriolen“ angeht, das ist ja auch Gewöhnungssache. Meine Eltern haben anders gesprochen, als ich es tue, meine Tochter spricht etwas anders, als ich. Jede Berufsgruppe hat so ihre eigene „Sprache“, die Menschen außerhalb der Berufsgruppe vielleicht als „Kapriole“ ansehen. Diese Unterschiede stelle ich schon bei meinem Mann und mir fest, weil wir ganz unterschiedlichen Berufen nachgehen. Vielleicht liest Du mal eins der neuen Bücher von den Vögten „Wasteland“ oder „Ace in Space“ oder das bald erscheinende „Anarchie Deco“. Dabei fällt mir ein, dass ich dringend mal herausfinden muss, welche Autor*innen eigentlich noch gendergerecht schreiben. Da können Judith und Christian ja nicht die einzigen sein. Aber im Moment fallen mir keine anderen ein. In meinen Augen eine gendergerechte Sprache, die sich sehr angenehm liest. Wie gesagt, ich hätte es wahrscheinlich nicht bemerkt, wenn ich nicht davon gewusst hätte. Ganz liebe DANK auch für die Verlinkung in Deiner Stöberrunde. Das freut mich wirklich total. Wie gesagt: um den Austausch geht es. Viele liebe Grüße, Eva von phantastisch-lesen

      1. Vielen Dank für deine ausführliche Erklärung Eva und ich verstehe auf jeden Fall, was du meinst.

        So richtig überzeugt bin ich dennoch nicht davon, denn ich glaube, das Sprachbild ändert sich sowieso von selbst, wenn sich das Denken ändert. Ich glaube nicht, dass es andersrum etwas bringt.
        Das sieht man auch viel an den Kommentaren grade auf Facebook, wenn es über diese Themen geht. Denn diejenigen, die mit ihrem „konservativen Modellen“ feststecken, möchten diese Sprachänderungen überhaupt nicht und entfernen sich dadurch noch weiter von dem Weg, den sie eigentlich einschlagen sollen. Diese ganzen Forderungen sind für diese Menschen zu überzogen und werden nicht verstanden.
        Das ist wahrscheinlich einfach noch ein langer Weg und auch Generationssache und ja, leider gibts in vielen Familien und vor allem in der Gesellschaft und in den Medien noch immer dieses „alte Bild“.

        Allerdings muss man da schon auch differenzieren … Ich z. B. hab meinen Kids immer offen gezeigt, dass ich alle Menschen akzeptiere, egal welchen Geschlechts, welcher Meinung, welcher Hautfarbe oder sonstiges. Man muss nicht alle mögen, aber das hat dann eben andere Gründe.

        Von „Wasteland“ hab ich natürlich gehört – aber ich glaube nicht, dass ich mit der Umsetzung zurechtkomme. Ich sträube mich auch innerlich dagegen muss ich gestehen 😀
        In „Sanctuary“ von V. V. James z. B. oder der Science Fiction Trilogie von Becky Chambers wurde es gut gelöst, damit könnte ich mich anfreunden. Da wurde nur in Bezug auf diejenigen Personen, die „kein Geschlecht“ haben oder sich nicht über eins definieren, ein gesondertes Pronomen genommen. Damit kommt man nicht aus dem Lesefluss und kann sich recht einfach dran gewöhnen. Das finde ich in Ordnung.
        Allgemeine zig Änderungen sehe ich einfach kritisch. Ob ich alle meine oder wen ausschließe, passiert bei mir im Kopf 😉
        Übrigens ist bei „Die Polizisten“, „Die Lehrer“ etc. ja immerhin ein „die“ davor 😀

        1. Hi Aleshanee, ich möchte Dich auch gar nicht überzeugen. Ich denke auch, der Prozess der Toleranz und Gleichberechtigung findet auf vielen Ebenen statt. Für mich darf er das gerne auch in der Sprachentwicklung, parallel zur Bewusstseinsentwicklung. Gerade führe ich mit diesem Artikel auf Facebook diese Diskussion in einer Gruppe von Fantasy-Autor*innen und Fans. Und ja, die Ablehnung der gendergerechten/gendersensiblen Sprache überwiegt. Viele Menschen tun sich schwer damit, viele unterscheiden auch zwischen „offizieller“ Sprache (da finden sie Gendern in Ordnung) und Literatur. Es gibt viele Meinungen und solange offen und mit gegenseitigen Respekt diskutiert wird, hat jede Meinung ihre Berechtigung. Ich glaube übrigens du würdest die Umsetzung in „Wasteland“ genauso so überzeugend finden, wie in den Becky Chambers Büchern, die Vogts haben sich nämlich zum Teil daran orientiert. Das Personalpronomen „ser“ findest Du in „Wasteland“ ebenfalls bei nicht binären Personen. Darüber hinaus bin ich in dieser FB-Diskussion noch auf das Buch „Die Maschinen“ von Ann Leckie aufmerksam gemacht worden. Ins Deutsche übersetzt hat es Bernhard Kempen (den Amandara hier auf dem Blog im Video-Interview vorstellt). Jedenfalls erklärt er in einem sehr interessanten Vorwort, wie er übersetzt hat, weitestgehend im generischen Femininum. Was sich wohl aus der Geschichte entwickelt. Das möchte ich auf jeden Fall lesen und finde diese ganzen Entwicklungen wirklich total interessant und positiv. Ich sehe ein, dass die Akzeptanz gendergerechter Sprache bei vielen Menschen noch nicht gegeben ist und ich vermutlich ein Nerd bin. Denke aber, sie wird sich immer mehr durchsetzen. Und in einigen Jahren nicht mehr als sperrig und unschön empfunden werden. Was den Begriff „Lehrer“ angeht, meine Tochter übt diesen schönen Beruf aus und nennt sich selbst ausschließlich „Lehrkraft“, auch den Lerngruppen und Eltern gegenüber. 😉

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