Mr. Monster – Dan Wells

Johns Kampf gegen Dämonen und sich selbst

Mr. Monster © Piper

Endlich ist sie da, die Fortsetzung der Reihe um den 15-jährigen John Cleaver, der eine Passion für Serienmörder pflegt und einen Dämon in seinem Inneren beherbergt. Den Körperteile erntenden Dämon aus der Nachbarschaft konnte John stellen, jedoch nicht ohne seinen eigenen von der Leine zu lassen. Wie geht es nun weiter? Findet John in eine normales Teenagerleben zurück oder gilt es nun, sein eigenes Monster zu bekämpfen?

„Die zukünftigen Teile werden die Leser mit weiteren Monstern bekannt machen, die den Dämon des ersten Buchs regelrecht niedlich erscheinen lassen“, kündigte der Autor, der Amerikaner Dan Wells, für die Fortsetzungen seines Dämonen-Thrillers an und versprach damit nicht zviel. Dabei fängt alles wieder ganz harmlos an:

Nachdem John Clayton County vom Serienkiller befreit hat, könnte das Leben seinen gewohnten Gang nehmen. Doch sein eigener innerer „Mr. Monster“ ist, einmal dem Gefängnis aus Regeln und Verhaltensweisen entkommen, immer schwieriger in Schach zu halten. John kämpft weiterhin darum, ein normaler Teenager zu sein. Und was könnte normaler sein, als eine Verabredung mit dem tollsten Mädchen der Stadt zum Lagerfeuer am letzten Schultag?
Die Party am Strand endet mit dem Fund einer Frauenleiche im See. Der insgesamt dritten Ermordeten nach den Opfern des Clayton Killers. Statt fehlender Körperteile weisen diese Toten Foltermale auf.

John Cleaver unter Verdacht?

Der FBI-Agent Forman blieb nach der ersten Mordserie in der Stadt und quält seitdem John immer wieder mit Fragen nach dem vermeintlich flüchtigen Killer. Natürlich weiß er nicht, dass John den Dämon getötet und aufgelöst hat. Glaubt Forman nun an eine Rückkehr des Clayton-Killers oder an einen Nachahmungstäter? Vielleicht einen, der offensichtlich mehr weiß, als er der Polizei erzählen will? Einen, dem die Fallakten des Psychologen Dr. Neblin Soziopathie bescheinigen?

„Bin ich auf einmal ein Verdächtiger, nur weil Sie jetzt wissen, dass ich ein Soziopath bin? Ist das nicht so etwas wie Diskriminierung von Behinderten?“

John Claever konzentriert sich mehr denn je auf die Einhaltung seiner Regeln, wie: „Wenn ich schlecht über jemanden denke, schiebe ich den Gedanken weg und sage etwas Nettes über den Betreffenden.“ – was zu merkwürdig unpassenden Komplimenten führt. John Mutter, sich zwar nicht seines Dämons, aber eines psychologischen Problems ihres Sohnes bewusst, unterstützt ihn, manchmal mehr, als ihm lieb ist.

John scheint Mr. Monster – wie er seinen inneren Dämon inzwischen nennt – im Griff zu haben. Er begegnet Provokationen in der Schule mit schlauen, irritierenden Bemerkungen und geht mit seinem Mädchen Brooke aus. Und doch scheint Mr Monster immer subtilere Wege zu finden, Johns Verhalten zu kontrollieren. Der Autor entwickelt in diesem zweiten Band beide Seiten der Persönlichkeit seiner Hauptfigur, die des Teenagers und vor allem die seines inneren Dämons, konsequent weiter. Damit beschwört er mindestens genau soviel Bedrohung und Unheil herauf, wie mit der Mordserie, die Clayton County erneut heimsucht.

Die Ermordung der Frauen geschieht anfangs beinahe nebensächlich. Ab der zweiten Leiche kommt John auf die Idee, sie könnten Mahnungen an ihn sein, ähnlich denen, die er an den ersten Clayton-Killer geschickt hat. Um Mr. Monster zu beschäftigen, verfolgt John erneut einen Verdächtigen.

Nichts für schwache Nerven

Glücklicherweise folgt in den Schlusskapiteln kein zweiter Aufguss des ersten Teils „Ich bin kein Serienkiller“. Die Enthüllung des Killers kommt vielleicht nicht ganz überraschend und wurde, um der Fortsetzungsmöglichkeit willen, dicker aufgetragen, als nötig gewesen wäre. Was Dan Wells jedoch im „Mr. Monster“-Finale an Horrorszenarien und Wahn bietet, lässt den Dämon Mr. Crowleys tatsächlich harmlos aussehen. Und auch dieser Killer wird durch Johns geniale Kenntnisse in „Dämonenpsychologie“ überführt, denn auch dieser tötet aus einem bestimmten Grund und nicht einfach, weil er kann und will.

Als blutroter Faden zieht sich die Boshaftigkeit und Cleverness von Mr. Monster selbst durch diesen mittleren Teil der Serie und trägt am meisten zur beklemmend, düsteren Stimmung bei. John und sein innerer Dämon werden im Finale „Ich will Dich nicht töten“ sowohl gemeinsam gegen weitere übernatürliche Killer als auch auf Augenhöhe gegeneinander kämpfen müssen. Zudem gilt es, weitere Geheimnisse über John Cleaver, die Herkunft Mr. Monsters und seiner mordenden Artgenossen zu lüften. Reichlich Stoff also, der ein spannendes Finale verspricht.

Sprachlich ist Dan Wells seinem einfach strukturierten Stil mit intelligent-hintergründigen und schwarzhumorigen Einschüben treu geblieben, was auch „Mr. Monster“ trotz der derben Szenen zu einem flüssig lesbarem, mitunter witzigen Roman macht. Ich bin schon sehr gespannt auf den letzten John-Cleaver Thriller „Ich will Dich nicht töten“, der im Oktober 2010 im blutroten Cover daher kommt.

Diese Rezension von mir, Eva Bergschneider, erschien bereits auf www.phantastik-couch.de

Mr. Monster
John Cleaver - Band 2
Dan Wells
Horror
Piper
2010
400

Funtastik-Faktor: 87%

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