Sternenbrücke – Robert Corvus

Routinierte SF-Unterhaltung ohne innovative Highlights

Sternenbrücke - Robert Corvus © Piper Verlag, Bugfenster Raumschiff, Blick auf Galaxie, dunkler Weltraum im Hintergrund
Sternenbrücke © Piper

In der Romanwelt von „Sternenbrücke“ schreiben wir das Jahr 2518. Yul Debarras, einst als Arzt in Diensten eines der alles beherrschenden Multi-Konzerne, hat Dank einer Abfindung noch einen Balancechip, der sein verbleibendes Rhodium-Äquivalent (eine Art Währung) gerade noch so im positiven Bereich hält. Seitdem seine abgöttisch geliebte Frau beim Zusammenbruch der Sternenbrücke im Anisatha-System verschollen ist, hat sein Dasein für ihn keinen Sinn mehr. Seine Tochter will ihr eigenes Leben leben. Sie wirft ihn raus und er fristet fortan eine eher klägliche Existenz. Seinen Traum, mit viel Rhodium im Chip in einer künstlichen Welt wieder mit seiner Frau zusammenzukommen, scheitert derzeit an der monetären Schieflage.

Als er die Chance erhält, für ein mehr als angemessenes Salair als Bordarzt auf einem Raumschiff in Richtung Anisatha aufzubrechen, bleibt ihm kaum eine Wahl. Fast eineinhalb Jahrhunderte verbringen er und seine Reisegenossen im Kälteschlaf. Als sie am Ziel ankommen, wartet eine Welt, eine Zivilisation auf sie, die mit den allmächtigen Konzernen gebrochen hat und einen erneuerten Kontakt mit der Erde ablehnt. Es kommt zu Aufeinandertreffen mit den früheren Siedlern, die das Schiff der Starsilver Corporation angreifen.

Unterhaltsam geschrieben, aber zu vorhersehbar

Robert Corvus veröffentlichte in den letzten Jahren eine beeindruckende Anzahl von Romanen. Dazu zählen sowohl Neuerscheinungen von Science-Fiction und Fantasy-Romanen bei den Verlagen Piper und Heyne, als auch Neuauflagen von hochwertigen Hardcovern im Eigenverlag. Darüber hinaus schreibt er auch bei Perry Rhodan mit.

Nun legt er seinen neuen Science-Fiction Roman vor. „Sternebrücke“ greift die bekannten Versatzstücke des Genres auf und kombiniert diese durchaus unterhaltsam miteinander.

Es geht um die Allmacht der gierigen Konzerne auf der übervölkerten, lebensfeindlichen Erde. Diejenigen, die sich mit dem System, sprich den Konzernen, nicht arrangieren, fallen durchs soziale Netz. Es geht um die Suche nach Frieden und Erfüllung in virtuellen Welten und um eine Kolonie, die einen alternativen Weg gehen will. Dieser Ansatz, und wie die zunächst recht vorhersehbare Handlung ab und zu doch vom üblichen Schema abweicht, macht die Lektüre interessant.

Dabei präsentiert uns Corvus im Personenkarussell niemand wirklich Neuen. Uns begegnet der Loser, den ein tragisches Ereignis aus der Bahn geworfen hat. Der seinen Verlust durch die übermäßige Zuneigung zu seinem vierbeinigen Freund zu kompensieren versucht, allerdings mit der Realität nicht mehr klarkommt, oder vielmehr klarkommen will. Eine neue Beziehung bahnt sich an, die anfänglich geprägt ist von Unsicherheit, ja Ablehnung, da Yul sich nicht öffnen will. Das kennen wir aus anderen Romanen. Dies beschreibt Corvus zwar durchaus interessant, geht aber nicht über den Bereich des Gewohnten hnaus.

Fazit

Insgesamt liest sich der Roman kurzweilig und flüssig, denn Corvus kann ja schreiben, was er in genügend Werken gezeigt hat. Aber es fehlt das Besondere, der originelle Aufhänger, der uns Lesende an den Haken nimmt. Es geht um eine realistisch wirkende Zukunftsvision, die die Frage nach einem gerechten Gesellschaftssystem aufwirft. Letztlich hat die Geschichte darauf eine einfache Antwort parat, die uns vielleicht versöhnt, aber nicht wirklich überzeugt. So ist „Sternebrücke“ unterm Strich nett, flüssig und auch interessant zu lesen, aber keine wirklich umwerfende Lektüre.

Carsten Kuhr

Sternenbrücke
Robert Corvus
Science Fiction
Piper
März 2022
Buch
357
Markus Weber
66

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