The Autobiography of Jean-Luc Picard – David A. Goodman

Der berühmteste Franzose aller Zeiten

The Autobiography of Jean-Luc Picard - David A. Goodman©Titan Books
The Autobiography of Jean-Luc Picard ©Titan Books

Wenn man nach berühmten »Star Trek«-Captains fragt, werden vor allem zwei Namen genannt: Entweder James T. Kirk, der raubeinige Führungsoffizier der klassischen Enterprise, der Regeln ignorierte oder sogar bewusst brach. Oder Jean-Luc Picard, der intellektuelle Franzose mit einer Vorliebe für Earl Grey-Tee, der außerdem gerne Shakespeare zitierte. Beide haben nun außer dem Titel des Starfleet-Captain noch etwas gemeinsam: Eine fiktionale Autobiographie, die David A. Goodman editierte. In Wahrheit hat er diese Erinnerungen natürlich komplett selber verfasst.

Die Lebenserinnerung von Captain Kirk konnte man bereits 2015 kaufen. 2017 veröffentlichte der Verlag die Biografie von Captain Picard, 2019 sollen abschließend die Memoiren von Spock herauskommen.

Wenn »Star Trek« nichts mit »Star Trek« zu tun hat

Goodmans Buch ist nichts für reine Fans des literarischen »Star Trek«-Universums, das hierzulande vom Cross Cult-Verlag verlegt wird. Denn diese Lebensgeschichte von Jean-Luc Picard ignoriert die Ereignisse aus diesen Romanen. Das liegt allerdings an der unterschiedlichen und komplexen Rechtesituation bezüglich des Star Trek Narrativs in Amerika. Der vorliegende Band erschien bei Titan Books, derweil andere Star-Trek Romane (z.B. um die U.S.S. Excalibur) in den USA von Pocket Books herausgebracht werden.

Der Roman ist im Prinzip so aufgebaut, das David A. Goodman immer auf bekannte Lebensereignisse hinarbeitet, die er dann entsprechend in seinen Text einbaut. So beschreibt er zum Beispiel den Moment, in dem Picard in eine Schlägerei gerät und dabei von einem Nausikaaner ins Herz gestochen wird. Dieses Storyelement darf im Buch natürlich nicht fehlen, weil der Leser es höchstwahrscheinlich aus der »The Next Generation«-Fernsehserie kennt. Doch außerhalb dieser vorgegebenen Geschehnisse hat der Autor vollkommene Freiheit, die nicht aus Film und Fernsehen bekannten Lebensbestandteile nach eigenem Gusto zu erschaffen. Wie viel Spaß ihm das macht, nimmt der Leser deutlich wahr.

Lücken, die geschlossen werden

So erfährt man zum Beispiel, dass die Geschichte der Familie Picard wiederholt berühmte Männer und Frauen hervorgebracht hat. Oder wie Jean-Luc bereits als junger Kadett prominenten Leuten wie McCoy, Spock oder Uhura, begegnete. Oder wie er schon auf der Sternenflottenakademie Freundschaften und Bekanntschaften mit den Personen einging, mit denen er später in seiner Sternenflottenlaufbahn zusammenarbeiten würde. Gleichzeitig wird seine Karriere insgesamt abwechslungsreich geschildert.

Ein Großteil des Romans wird der Zeit Picards auf der Stargazer gewidmet. Besonders interessant zu lesen ist, wie er zum Captain des Schiffs wurde. Für David A. Goodman ist es auch die Gelegenheit, Guinan mit in das Buch einzubauen und ihr eine wiederkehrende, wichtige Nebenrolle zu geben.

Was für eine Hektik!

Je näher man der The Next Generation -Ära kommt, desto rascher schreitet die Handlung voran. Während sich Goodman in der Stargazer-Ära von Picards Leben noch Zeit ließ, um fröhlich zu fabulieren, handelt er in den Kapiteln der Fernsehserie die wichtigsten Vorfälle in einem Affentempo ab. Der Tod von Tasha Yar? Check. Die erste Begegnung mit den Borgs? Check. Locutus? Check! Selbst die Ereignisse des 2009er »Star Trek«-Films werden wie Bulletpoints abgehandelt.

Es ist hierbei dasselbe Problem, wie bereits in der Autobiographie von James T. Kirk. Es entsteht der Eindruck, dass David A. Goodman einen Zettel mit Stichpunkten neben sich liegen hat, die er unbedingt in seinem Roman einbauen möchte. Und den arbeitet er Punkt für Punkt ab. Zu Beginn stört das noch nicht, da er hier viele Lücken mit eigenen Details füllt. Das ist jedoch gegen Ende nicht mehr gegeben, weil die Fernsehserie und Filme viele Ereignisse abdecken. Mit dem Endergebnis, das sich die Wiedergabe dieser Geschehnisse wie lieblos abgehandelt lesen und dementsprechend das Buch nur noch langweilig ist.

Aus diesem Grund ist der Roman nur eingeschränkt empfehlenswert.

Götz Piesbergen

 

The Autobiography of Jean-Luc Picard: The Story of one of Starfleet‘s Most Inspirational Captains
The Autobiography of... Band 2
David A. Goodman
Science-Fiction
Titan Books
Oktober 2017
englischsprachige Ausgabe
288

Funtastik-Faktor: 65

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