Werkstattbericht zur Entstehung von „Geistkrieger“

Phantastisch-lesen heißt Euch zur zur  „All Hallows Read“ Aktion 2018 herzlich willkommen.

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„Verschenke ein Buch zu Halloween“

lautet das Motto dieser Blogtour und Gewinnaktion und auch ich stelle Euch ein Buch vor, das perfekt zu Halloween passt. Schon deshalb, weil der Schauplatz eine Alternativversion der USA ist und Geister eine wichtige Rolle spielen.
In meinem Artikel spreche ich mit der Autorin Sonja Rüther über die Entstehung ihres Romans „Geistkrieger-Feuertaufe“, den sie nach einer Idee von Konrad Hollenstein geschrieben hat. Dieser Auftakt einer Mystery-Serie hat neben einer gruseligen Kriminalgeschichte vor allem eine interessante Rahmenhandlung zu bieten und ich wollte nach der Lektüre und Rezension unbedingt mehr über die Hintergründe dazu erfahren. Ich denke, dass die Alternativwelt Powtanka, in der dieser Roman spielt, auch für Mystery-Fans interessant ist, die den Roman noch nicht kennen.

Worum geht es in „Geistkrieger – Feuertaufe“?

Feuertaufe - Sonja Rüther, Konrad Hollenstein © Edition Roter Drache
Feuertaufe © Edition Roter Drache

Der Roman „Geistkrieger – Feuertaufe“ spielt in einer utopischen Alternativwelt der USA. Die Powtankaner (Nachfahren der Ureinwohner, die wir fälschlicherweise als Indianer bezeichnen, leben im Einklang mit der Natur und haben auf dieser Grundlage die Industrialisierung durchlaufen. Das Ergebnis ist ein Land, in dem saubere Energie erzeugt, keine Ressource ausgebeutet und kein Tier domestiziert wird.

Der Schotte Finnley folgte seiner Verlobten Taima in ihr Land. Um in Powtanka bleiben zu dürfen, braucht er zuerst einen Job. Den findet er überraschender Weise bei den Geistkriegern, einer Spezialeinheit für Fälle von spirituellem Missbrauch. Dabei hat Finnley von Spiritualität keine Ahnung und wird gleich mit einem grausigen Mordfall konfrontiert:

Ein unsichtbarer Täter metzelte Professor Catori während seiner Vorlesung nieder. Er entfernte ein Auge, spaltete und brach den Brustkorb und grub das Herz aus. Die Schamanin Chenoa findet heraus, dass Totems, Geister, am Tatort waren. Professor Catori bleibt nicht das einzige Mordopfer und Geistkrieger-Neuling Finnley trifft mit unbedarften Fragen oft ins Schwarze. Eine Zeit gruseliger Erfahrungen und schmerzhafter Veränderungen kommt auf Finnley und das Team der Geistkrieger zu.

Sonja Rüther berichtet über die Hintergründe und die Arbeit am Roman „Geistkrieger – Feuertaufe“

Phantastisch-lesen: Sonja, erzähl doch ein wenig darüber, wie die Idee entstanden ist, eine Alternativwelt in den USA zu erschaffen, in der die Geschichte komplett anders verlaufen ist. In „Geistkrieger – Feuertaufe“ haben ja die Ureinwohner die Invasoren vertrieben und einen modernen Staat aufgebaut.
Sonja Rüther: Es ist schon ein paar Jahre her. Konrad Hollenstein kam damals auf mich zu und sagte (sinngemäß):

„Stell dir vor, Kolumbus hat von den Indianern auf den Sack bekommen und die USA gibt es nicht. Und in dem Setting machen wir ein SciFi-CSI-Crossover. Hättest du Lust, so was zu schreiben?“

Bevor ich zugestimmt hatte, gingen bei mir schon die Bilder im Kopf los. Hinzu kommt, dass ich als alte Shadowrun-Spielerin sowieso eine Vorliebe für Schamanismus, Magie und was man damit alles anstellen kann, habe. Ich wollte diese Welt nur nicht so düster haben (das kommt vielleicht noch) und definitiv in Symbiose mit der Natur.
Phantastisch-lesen: Beschränkt sich diese Alternativwelt auf die USA, oder erstreckt sie sich auch auf den Rest des Kontinents? Gibt es in der Alternativwelt etwas das Maya-Reich noch?

Sonja Rüther: Wenn man bedenkt, wie viel Einfluss die USA als Weltmacht auf andere Länder haben, kann man sich schon vorstellen, dass die Weltgeschichte in den letzten paar Jahrhunderten ohne die USA anders verlaufen wäre. Es ist noch nicht wirklich entschieden, ob das Maya-Reich noch existiert, weil ich da eher hin- und hergerissen bin. Das entscheidet sich noch.

Phantastisch-lesen: Wie ist denn die Geschichte in Powtanka verlaufen? Gab es eine Art Mittelalter, Renaissance, Aufklärung und einen Einstieg in das Industriezeitalter?

Sonja Rüther © www.klikk-klakk.de
Sonja Rüther © www.klikk-klakk.de

Sonja Rüther: Die Wikinger sind nachweislich ein paar hundert Jahre vor Kolumbus an Land gegangen. Diese Tatsache haben wir als Ausgangspunkt für die alternative Welt benutzt. Bei uns haben die Wikinger den Indianern von Invasoren berichtet, die irgendwann mit Schiffen übers Meer kommen werden. Sie zeigten den ersten Stämmen fortschrittlichere Werkzeuge, wie man Häuser baut und wie man sich gegen Eindringlinge rüstet. Mit diesen Impulsen machten die Powtankaner weiter. Sie schickten Friedensreiter aus, um die Stämme zu einen, weil die kleinen Kriege enden müssen, um die großen gegen die Fremden zu bestehen. Die Entwicklung der Powtankaner würde ich mehr Richtung Ägypter einsortieren. Fortschrittlich, teilweise ihrer Zeit voraus, aber sehr traditionsbewusst und respektvoll dem großen Geist (der Natur) gegenüber. Die Urangst vor Fremden steckt den Powtankanern tief in den Knochen, weswegen sie auch heute noch ihre Grenzen schützen und vorsichtige Handelspartner sind.

Phantastisch-lesen: Erzähl doch ein bisschen über den Glauben und den mythologischen Hintergrund der Powtankaner. Wir lernen im Buch die „Totems“ kennen. Was sind sie genau? Und was zeichnet diese Schamanenreligion sonst aus?

Sonja Rüther: Hier betreten wir auch gleich den phantastischen Bereich des Romans. Wer sich intensiv mit Schamanismus auseinandergesetzt hat, wird sicher einige Abweichungen entdecken. Ich wollte eine moderne Gesellschaft erschaffen, die alte Traditionen bedingungslos respektiert, aber nichts mit der rasselschwingenden Indianerromantik zu tun hat. Der Respekt spiegelt sich in den Details wie kleinen Stickereien auf den Anzügen, Talismane, Tätowierungen, Gesten etc. wieder. Die Powtankaner wissen, dass es die Astralwelt gibt, zu der manche Menschen Zugang haben. Die Totems sind Naturgeister, die eine Gestalt wählen, wenn sie sich manifestieren. Ich würde in diesem Fall nicht von einer Religion sprechen, weil die Totems real da sind. Die Schamanen können sie sehen, Kontakt aufnehmen und / oder auf deren Energien zugreifen, was positiv oder missbräuchlich genutzt werden kann. Es gibt auch eine direkte Reaktion, wenn die Bevölkerung der Natur schadet, weil dann die Geister zum Schutz aktiv werden. Es gibt also keinen theoretischen Gott, dessen Regeln von Menschen aufgestellt werden. Niemand muss den Schamanismus oder die Astralwelt anzweifeln, weil es genügend Beweise gibt.

Phantastisch-lesen: Wie haben wir uns die Gesellschaft der Powtankaner vorzustellen? Wie haben sie diese hochwertige und naturschonende Technik entwickelt?

Sonja Rüther: Mit viel Lehrgeld 😉 Die Powtankaner sind auch nur Menschen. Was bedeutet, dass sie Fehler machen, der Egoismus mal in die Quere kommt oder Profitgier anklopft. Doch weil der große Geist in Powtanka stark ist, musste alles, was schadet, schnell wieder eingestellt werden, damit keine Kinder mit besonderen Gaben mehr geboren wurden. Die besonderen Gaben sind als eine Art Warnung zu verstehen. Sie sind ein wenig wie die Mutanten bei X-Men, die Fähigkeiten in die Wiege gelebt bekommen, die kein Mensch haben will. Das Gute ist: Not macht erfinderisch. Da die Forscher gezwungen waren, umweltfreundliche Lösungen zu finden, sind sie weltweit absoluter Spitzenreiter, was die „grüne Technik“ angeht.

Phantastisch-lesen: Siehst Du Powtanka als eine utopische Version der USA an? Es fehlt unser Kapitalismus, der einen Präsidenten wie Trump möglich macht. Aber andererseits regiert ein Klan-System, das fast ein wenig autokratisch wirkt?

Sonja Rüther: Andere Regierungsform, andere Probleme. Im Sinne des Stammesfriedens gibt es überall Räte, wo etwas entschieden werden muss. Angefangen bei der Familie über Konzerne bis hin zur Landesregierung. Ich mag den Gedanken, dass dieser Kontinent ganz bei sich bleibt. Keine Präventionskriege, kein Kampf um fossile Rohstoffe. Aber die Klans kämpfen untereinander schon um die Macht. Powtanka wirkt oberflächlich friedlicher als es tatsächlich ist.

Phantastisch-lesen: Wie habt ihr beiden Autoren Euch die Arbeit an dem Buch aufgeteilt?

Sonja Rüther: Konrad hat die Grundidee geliefert und ich habe den Rest gemacht. Ich bin mit meiner Arbeitsweise recht eigen. Ich hab mein eigenes Tempo, eigene Schreibweise und ich bin so gar kein Plotter. Das heißt bei mir entwickelt sich der Roman, während ich ihn schreibe. Etwas, das für mich sehr gut funktioniert, aber ein gemeinsames Schreiben an einem Text eher unmöglich macht. Konrad und ich haben viel telefoniert, damit ich sehen konnte, ob alles in die richtige Richtung geht.

Phantastisch-lesen: Wie hast du die Figuren entwickelt? Welche Typen wolltest du unbedingt abbilden, welche Charaktereigenschaften haben sich vielleicht beim Schreiben von selbst entwickelt?

Sonja Rüther: Eigentlich sollte Tate aus dem Geistkrieger-Team im Fokus stehen. Seine besondere Fähigkeit gehörte zu den Sachen, die von Beginn an feststanden. Aber dann kam Finnley um die Ecke. Es war angenehm, die Perspektive des Schotten zu benutzen, weil er selbst neu in Powtanka war und ich die Welt durch seine Augen viel besser erklären konnte. Im ersten Durchgang lasse ich die Figuren immer machen und schaue in Ruhe dabei zu, wie sie sich entwickeln. Im zweiten Durchgang wird alles so überarbeitet, dass es von Beginn an stimmig ist. Das, was mit Finnley passiert, war so definitiv nicht geplant und ich liebe es!
Um es an dieser Stelle kurz zu sagen: meine Schreibweise würde ich nicht gerade weiterempfehlen. Für mich funktioniert es wunderbar, weil ich gelernt habe, mich nicht mehr festzuschreiben, ganze Kapitel wieder zu löschen oder komplett umzudenken, wenn sich die Handlung ändert. Die Arbeit die Plotter und Bauchschreiber haben, ist ungefähr gleich, es passiert nur in einer anderen Reihenfolge.

Phantastisch-lesen: Der Titel „Geistkrieger – Feuertaufe“ suggeriert, dass es sich um den Auftakt zu einer Serie handelt. Magst du einen kleinen Einblick geben, ob und wie es weitergeht mit den Geistkriegern?

Sonja Rüther: „Geistkrieger“ wurde von Beginn an als Serie geplant. Ähnlich wie bei Dr. House mit einer folgenübergreifenden Handlung und jeweils in sich geschlossene Episoden. Mit dem Team habe ich noch viel vor. Und jetzt, da sie zusammengewachsen sind, können sie sich größeren Herausforderungen stellen. Ich kann noch nicht sagen, wann der zweite Teil erscheint, aber er ist auf jeden Fall schon in Arbeit.

Phantastisch-lesen: DANKE, Sonja, für die vielen spannenden Hintergrundinfos zu „Geistkrieger-Feuertaufe“ Vielleicht haben ein paar Leser Lust bekommen, den Roman zu lesen und in dieses faszinierende Setting einzutauchen.

Das Interview zum Werkstattbericht führte Eva Bergschneider

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Ich wünsche Euch noch viel Spaß mit der Aktion und drücke ganz fest die Daumen für das  Gewinnspiel.

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