Glasberg – Anja Bagus

Æther, Alben und Feuerteufel

Glasberg © Edition Roter Drache
Glasberg © Edition Roter Drache

Nach den turbulenten Ereignissen im Schwarzwald gönnen sich Falk und Minerva eine Auszeit, um die ausgestandenen Gefahren hinter sich zu lassen, sich richtig kennen zu lernen und die entdeckte Liebe zu genießen. Zurück in Baden Baden steht für die Beiden fest, dass sie möglichst bald heiraten wollen. Doch bevor die Vorbereitungen richtig anlaufen, muss Falk erst in der Bischoff-Glasbläserei nach dem Rechten sehen. Denn dort gibt es Probleme. Arbeiter und Kinder, die in der Manufaktur helfen, befällt eine seltsame Krankheit. Es beginnt mit ständiger Müdigkeit, die Augen werden weiß und die Betroffenen sterben. Auch Falks Neffe Florian wird krank und Minerva nachts von Albträumen geplagt. Um für etwas Ablenkung zu sorgen, lädt Falk Minerva und ihre Mutter in ein Kosmetikinstitut ein, Ein gewisser David soll ein Meister in der Kunst der Verjüngung sein. Dort wird jedoch Falk überwältigt und festgesetzt und David der Täuscher nimmt dessen Gestalt an. Eine Nacht mit Minerva ist erst der Anfang eines wahrhaft teuflischen Verbrechens, das Tote fordert und großes Unheil heraufbeschwört.

Æther ist Fortschritt und Verhängnis

In „Waldesruh“ machte der Leser bereits mit dem Æther Bekanntschaft, dieser geheimnisvollen Energie, die Menschen und das Gefüge der Welt verändert, neue phantastische Wesen und Dinge erschafft. Und wir lernten Falk und Minerva kennen, die im noblen Schwarzwald Hotel Waldesruh einander fanden und den Mord an dem Æther-Forscher Enno Schüler aufklärten.

Nun beschäftigt das frisch verlobte Paar also eine tödliche Krankheit, die um sich greift. Und ein Monster, das Menschen übel manipuliert und Babys entführt. Im zweiten Teil dieser Ætherwelt-Reihe „Glasberg“ stellt uns die Autorin viele weitere Charaktere vor, wie Minervas Schwester Iphigenie und ihren despotischen und alkoholabhängigen Ehemann Hagen. Auch Falks Familie lernen wir kennen.  Siegfried, seinen Bruder und Miteigentümer der Glasbläserei, dessen Ehefrau Erika und Falks drei Schwestern. Minerva trifft zudem einen alten Freund wieder, Stefan, den Mechaniker ihres verstorbenen Ehemanns. Und das neu erworbene Haus teilt sich das Paar mit weiteren wunderlichen Wesen, wie der Schwanenfrau Hella, einem besonderen Kater und den guten Geistern Herr und Frau Busch.

Anja Bagus ist es wieder gelungen, wunderbare und phantasievolle Figuren zu erschaffen und dem Leser nah zu bringen. Ihre Charaktere lassen uns an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben und fühlen sich echt an, egal, ob sie Gutes oder Übles im Sinn haben oder absonderlich erscheinen.  Die Autorin schickt sie in haarsträubende Gefahren, noch dramatischer und exotischer, als in „Waldesruh“. Ein wenig gleitet ihr dabei der Plot aus der Hand, denn manche der spektakulären Ereignisse erscheinen nicht ganz logisch oder wirken wie eine vom Himmel gefallene Deus ex Machina. Besonders in der Schussphase setzt die Autorin auf noch mehr Action mit weiteren neuen Protagonisten. Hier wäre etwas weniger Spektakel vielleicht mehr gewesen, denn der Abschluss wirkt so unnötig in die Länge gezogen und nicht rund.

Mein Hauptkritikpunkt an „Waldesruh“ war die recht ausbaufähige sprachliche Qualität. Die ist in „Glasberg“ zwar besser geworden, aber immer noch nicht gut. Satzkonstruktionen wie „Falls wir das hier beendet haben“ [S. 231] zeugen von einem allzu kreativen Gebrauch der Deutschen Grammatik. Einige Passagen wirken zudem etwas nachlässig geschrieben, zum Beispiel, als zwei Mal der verstorbene Andreas das Wort ergreift, anstelle des anwesenden Mechanikers Stefan. Ein gründliches Lektorat sollte derartige Mängel beseitigen.

Trotz der Kritikpunkte bleibt festzuhalten, dass es Spaß macht, Minerva, Falk und ihre Freunde in dieses sonderbare und gefährliche Abenteuer zu begleiten. Die Geschichte in „Glasberg“ liest sich äußerst unterhaltsam, die mystische Steampunk-Atmosphäre fasziniert bis zum finalen Showdown. Die letzten Seiten enden mit einem Cliffhänger, der eigentlich nicht nötig gewesen wäre, aber trotzdem Lust auf den letzten Teil der Reihe „Rheingold“ macht.

Eva Bergschneider

Glasberg
Ætherwelt – Minerva von Rappenfeld-Zähringen, Teil 2
Anja Bagus
Steampunk
Edition Roter Drache
April 2015
304

Funtastik-Faktor: 66

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