Auftakt einer ungewöhnlich düsteren Urban Fantasy-Reihe
Seitdem ihre Mutter sie vor ein paar Jahren von der Schule nahm, arbeitet Nita im Familienbusiness. Sie schnippelt Leichen auf, damit ihre Mutter Stücke daraus meistbietend im Darknet verkaufen kann. Dazu muss man wissen, dass es sich bei den angebotenen Leichenteilen um Körperteile von Monstern handelt. Wesen, die vom Schmerz anderer zehren. Einhörner oder Vampire – angeboten wird, was gefragt und damit teuer ist.
Das Mutter-Tochter Gespann ist in Südamerika tätig und betreibt das Geschäft mit Hilfe des in den USA lebenden Vaters. Nicht nur, dass im Süden des Kontinents die Gesetze lascher gehandhabt werden, hier gibt es auch schlicht mehr Beute für die Jägerin. Eines Tages bringt die Mutter statt der üblichen Leiche allerdings ein lebendiges Opfer aus Argentinien mit nach Peru. Nita hat Mitleid mit dem jungen Mann und verhilft ihm zur Flucht.
Schlechte Idee, ganz schlechtes Karma. Denn ihre Mutter ist jetzt so etwas von sauer, dass sie ihre eigene Tochter auf dem Schwarzmarkt für lebendige Übersinnliche am Amazonas verkauft. Denn Nita hat, wie ihre Mutter auch, übernatürliche Fähigkeiten. Sie kann willentlich ihren Körper verändern und sich selbst heilen.
Festgehalten in einem Käfig trifft sie hier das erste Mal auf Kovit, einen Übernatürlichen, der sich vom Schmerz Anderer ernährt. Einen besseren Folterknecht als ihn gibt es nicht. Früher stand er in Diensten der Mafia, inzwischen arbeitet er als Aufseher auf dem Market of Monsters. Die Beiden lernen sich kennen und schätzen. Nita weiss, dass sie nur mit seiner Hilfe einem drohenden Verkauf entgehen kann.
Interessante Ansätze, es fehlt jedoch eine Identifikationsfigur
Rebecca Schaeffer veröffentlichte ihre „Market of Monsters“ -Trilogie zunächst als Webtoon-Adaption im Netz. Mehr als einhundert Millionen Leser genossen die Serie, bevor ein großer Verlag die Texte aufgriff und als Bücher publizierte. Nun hat die Trilogie also ihren Weg auf den deutschen Buchmarkt gefunden.
Der Ansatz dieser Urban-Fantasy ist ein wenig anders als gewohnt. Die Welt, die Schaeffer uns offeriert, wirkt dunkler, brutaler und damit realistischer, als das, was wir sonst oft angeboten bekommen.
Statt der smarten Vampir- oder Werwolfbeaus haben wir es hier mit wirklich bösen Monstern zu tun. Eigentlich ist keine der auftretenden Figuren wirklich dem Guten zuzurechnen. Auch unsere Erzählerin fügt sich recht willig in ihre Aufgabe, die Leichen der Monster für ihre Familie zu sezieren und zu versenden.
Das Gebotene ist damit recht weit weg von dem Stoff, aus dem gängige Young Adult Romantasy gestrickt ist. Auch wenn es natürlich zwischen Nita und Kovit knistert. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf den dramatischen, weil lebensbedrohlichen Ereignissen. Die beschriebene Welt mit ihren übernatürlichen Wesen, zumeist gefährlich und tödlich, dient dabei als interessante Kulisse.
Allerdings mangelt es dem Plot an einer Figur, mit der sich Lesende identifizieren können. Nita ist als Protagonistin zunächst zu duldsam, zu unkritisch gegenüber ihren eigenen Taten. Dann wird sie zum hilflosen Opfer, bevor sie spät doch noch initiativ tätig wird. So überzeugt die Erzählerin weder als Opfer, mit dem wir Mitleid haben können, noch als faszinierende, morbide Täterin, die aus Überzeugung handelt. Hier mangelt es dem Roman einfach an einem Bezugspunkt, der Lesende in die Handlung zieht und mitfiebern lässt.
Fazit
Ingesamt ist „Market of Monsters – Bis auf die Knochen“ aufgrund des ungewöhnlichen Ansatzes ein durchaus interessanter Auftakt zu einer Urban Fantasy-Trilogie. Jedoch waren mir persönlich die Protagonisten nicht griffig genug, um mich nachhaltig zu faszinieren.
Carsten Kuhr
CN: Leichen, Leichenteile, Tod und Gewalt, Schmerz, Monster
Market of Monsters, Band 1
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