Die Furcht vor blauem Blut
Vor langer Zeit herrschten sieben blaublütige Könige über die Welt. Tausende Jahre lang, bis sie in einer Revolte besiegt wurden. Seitdem regiert die Furcht vor einer Rückkehr der Blaublütigen und rigide Kontrollmaßnahmen wurden eingeführt. Sie übergeben jeden Menschen dem Feuer, durch dessen Körper blauer Lebenssaft fließt und der nicht adeligen Ursprungs ist.
Doch dann werden in einem abgelegenen Gebiet Kinder entführt. Der Soldat Orville soll sie zu suchen. Schon bald stellt sich allerdings heraus, dass hinter dieser Aktion Rebellen stecken, die die Rückkehr einer blaublütigen Herrschaft vorbereiten.
„Das Blut der Sieben Könige“ ist ein Roman, der auf einer guten Idee basiert. Wie würde eine Welt aussehen, in der der Begriff „Blaues Blut“ wortwörtlich gemeint ist? Wenn vor allem in der Oberschicht jener besondere Lebenssaft fließen würde? Und jeder, der über ihn verfügt, außergewöhnliche Fähigkeiten besäße, wie beispielsweise Langlebigkeit?
Harte Sitten
Eine Kontrollinstanz überprüft peinlich genau, wer aus welcher Bevölkerungsschicht das blaue Blut hat. Idealerweise sollen es wenige Mitglieder der gesellschaftlichen Elite sein. Doch da die sich teilweise mit dem einfachen Volk vermischen, gibt es dementsprechend Blaublüter in der Unterschicht. Um dies zu regulieren, wird jedes Neugeborene einem Ritual namens Skarifizierung unterzogen. Hat es blaues Blut, wird es verbrannt. Dasselbe geschieht allen, bei denen sich später herausstellt, dass sie diese besondere Blutfarbe haben. Blaublütige der Oberschicht werden hingegen einer besonderen Organisation übergeben und dienen als Wächter des Adels und der hohen Priesterschaft.
Ein interessanter Ansatz, den Autor Régis Goddyn in seinem Roman verfolgt. Nur leider machte er wenig daraus. Das fängt schon mit dem Ausgangsszenario an, der Entführung der Kinder. Zu Beginn hat man noch das Gefühl, dass dies der Hauptplot von „Das Blut der Sieben Könige“ sein wird. Doch im weiteren Verlauf der Handlung verliert sich der Faden. Was genau mit den entführten Kindern geschehen ist, wird lediglich angedeutet, nie konkretisiert. Vielmehr nimmt die Weiterentwicklung Orvilles einen breiten Raum ein. Jedoch spielt am Ende auch diese Handlung keine Rolle mehr.
Ein nerviger Protagonist
Orville selbst geht einem irgendwann auf die Nerven. Zu Beginn noch ein einfacher Hauptmann der Wache, entwickelt er sich im Laufe der Handlung weiter. Er ist die einzige Hauptfigur des Romans und bildet nach und nach schier übernatürliche Kräfte aus. Er bewegt sich schnell und entwickelt einen unglaublichen Spürsinn, mit dem er unter anderem erkennen kann, wer ihm gefährlich wird. Parallel dazu kommt ein übergesundes Ego hervor, wodurch er die Rolle des Sympathieträgers einbüßt. Vielmehr hofft man darauf, es möge etwas geschehen, dass ihn Bescheidenheit lehrt. Diese Hoffnung erfüllt sich jedoch nicht.
Ebenso hat man das Gefühl, dass der Autor sich in Bezug auf diverse Gruppierungen, die Absichten mit den Blaublütern verfolgen, verzettelt. Es gibt die Revolution, die Wächter und allem Anschein nach noch eine dritte Gruppe. Das Problem ist, dass Goddyn die Rebellen völlig unzureichend charakterisiert, die Wächter dagegen sehr ausführlich, während die letzte Gruppierung erst zum Schluss eingeführt wird. Dazu auf eine klischeehafte Art und Weise, die einfach nur nervt. Inhaltlich ist diese ungleich verteilte Aufmerksamkeit nicht zu erklären, da es doch die Anhänger der Rebellion sind, die die Ereignisse der Handlung auslösen.
Der Auftaktband der Reihe „Das Blut der Sieben Könige“ kann nicht wirklich überzeugen. Der Autor macht aus den guten Ansätzen einfach zu wenig. Ob die Fortsetzung („Exil-Das Blut der sieben Könige, Band 2“, bereits rezensiert) diese schwache Umsetzung wieder `rausreißt, darf man bezweifeln.
Götz Piesbergen
Das Blut der Sieben Könige (Band 1)
Fantasy
Cross Cult
Dezember 2018
491
Damonza.com
Funtastik-Faktor: 20