Lovecrafts Große Alte und ein wenig Indiana Jones
Der kanadische Anthropologe Dr. Donald Wilkins entdeckte in der Antarktis etwas, das es eigentlich nicht geben sollte, nicht geben dürfte: Eine gigantische Stadt mit einem unterirdischen Stollensystem, die älter war als alle bislang bekannten Funde vom Leben auf der Erde. Ein Virus suchte die Expedition heim und verwandelte den Forscher in ein aggressives Wesen. Vor Urzeiten wollte eine außerirdische Rasse diese Ungeheuer auf den Planeten loslassen, um ihn für die Ankunft der Aliens vorzubereiten. Die Stadt ist nun eingestürzt, der Forscher inzwischen leidlich genesen an einer neuen Grabungsstelle tätig.
In Indonesien, genauer gesagt unter der antiken Tempelanlage Borobodur, machen Henry und Donald Wilkins fünf Monate nach den Ereignissen in der Antarktis eine weitere Entdeckung, die das Weltbild der Altertumsforschung auf den Kopf stellen könnte: Ein unterirdischer Felsendom, darin in die Wände gemeißelt Schriftreihen und Bilder von unübertroffener Genauigkeit. Diese Bilder sind älter als der Java-Mensch, es sind Bilder von den Wesen, die Wilkins auf Abbildungen in der Antarktis schon einmal sah.
Gleichzeitig stößt ein Bergungsunternehmen vor der Küste Javas auf ein gesunkenes Deutsches U-Boot aus dem zweiten Weltkrieg. An Bord, eigentlich darunter, befindet sich etwas Lebendiges, das eigentlich tot sein sollte. Etwas, das sich aus den Tiefen des Meeres befreien will.
Actionreicher Pulp im Jugendbuchformat ohne Besonderheiten
Mit „Deep-Gefahr aus der Tiefe“ kehrte Jens Schumacher zu einer Storywelt zurück, die mit dem Titel „Frozen – Tod im Eis“ begann. Beide Romane veröffentlichte der Loewe Verlag bereits 2012 und 2013 und sind jetzt im Programm des Mantikore-Verlags zu finden. Sie greifen Themata aus Lovecrafts Universum der Großen Alten auf, mischen diese mit ein klein wenig Indiana Jones Flair und entführen uns an Orte, die abseits der üblichen Routen liegen.
Dieses Mal geht es nach dem Ausflug auf den südlichsten Kontinent der Erde nach Indonesien. In die farbenprächtige Naturkulisse Borobodurs und den Tiefen vor dem Inselstaat hat Schumacher seine Handlung angerichtet. Aus „Frozen“ sind uns die beiden Hauptfiguren, Dr. Wilkins und dessen Sohn Henry, bereits bekannt, dazu gesellt sich in „Deep“ eine Freundin namens Becca. Sie stoßen auf eine Gruppe Deutscher, die den Inhalt des Bootes um jeden Preis heben wollen, nicht ahnend, was das Schiff für eine Kreatur beherbergt.
Die Figuren selbst sind recht stereotyp und oberflächlich gezeichnet. Ein klein wenig verwundert war ich darüber, dass Schumacher einseitig gnadenlose Deutsche als Bösewichter installiert.
Fazit
Der Roman ist geradlinig auf den Punkt geschrieben, große Charakterentwicklungen, Tiefgang oder eine sonderliche Aussage sind jedoch nicht vorhanden. Schumacher legt somit einen klassischen Pulp-Plot vor in dem jede Menge Geheimnisse, dunkle Bedrohungen, Gefahr und Kämpfe die Handlung bestimmen. Das ist durchaus spannend und unterhaltsam, für genügend Action und Abwechslung ist gesorgt. Letztlich aber unterscheidet sich die Geschichte aber kaum von der in Dutzenden ähnlicher Werke.
Carsten Kuhr
Henry und Donald Wilkins, Band 2
Horror (Mystery)
Mantikore Verlag (Ersterscheinung bei Loewe)
August 2022 (Ersterscheinungstermin 2013)
Buch
360
Rossitza Atanassova
61