Im Namen der Ehre – David Weber, Timothy Zahn

Die Vergangenheit der Zukunft

Im Namen der Ehre - Weber, Zahn © Bastei Lübbe
Im Namen der Ehre © Bastei Lübbe

1997 brachte Bastei Lübbe den ersten Roman von David Webers »Honor Harrington«-Reihe in Deutschland heraus. »Auf verlorenem Posten« wurde ein Erfolg. Daher setzte der Verlag die Serie fort und veröffentlichte im Laufe der Zeit auch die diversen Spin-offs. Das neuste Werk in diesem literarischen Universum ist die »Der Aufstieg Manticores«-Reihe. Diese schreibt Weber allerdings nicht alleine, sondern wird dabei von Timothy Zahn und dem auf dem Cover des Auftaktbands »Im Namen der Ehre« nicht genannten Thomas Pope unterstützt. Den Grund für die Nicht-Nennung des zweiten Mitautors erfahren Interessierte im Nachwort des Romans.

Der Serientitel der Reihe drückt deutlich aus, was der Unterschied zur Hauptserie ist. Sie spielt in der Vergangenheit, in einer Epoche, als das Manticore-Sternensystem erst vor wenigen Jahrzehnten besiedelt worden war. Zu der damaligen Zeit ist der Wurmlochknoten, der zu der Handlungszeit der Hauptreihe für Wohlstand sorgt, noch unentdeckt. Haven hat sich noch nicht zu dem großen Gegenspieler des Sternenkönigreichs entwickelt und die Solare Liga ist von der Korruption und Amoralität, die sie später gekennzeichnet, weit entfernt.

Gemischte Erwartungen

In jener Zeit lebt Travis Long, der als frisch gebackener High School-Absolvent sich bei der Royal Manticorian Navy verpflichtet. Schnell stellt er fest, dass es um diesen Bestandteil des Militärs alles andere als gut bestellt ist. Es gibt nur wenig kompetente Offiziere. Dafür aber viele Politiker, die die Navy gern einstampfen und das dadurch frei werdende Geld woanders investieren würden. Allerdings bemerkt er auch, dass Bemühungen stattfinden, die Streitkraft vor dieser Profitgier zu retten. Was für ihn die Loyalität zur Truppe nicht einfacher macht, ist die Tatsache, dass sein Halbbruder scheinbar auf der Seite derjenigen steht, die ihren Unterhalt für Geldverschwendung halten.

Die Erwartungen an »Der Aufstieg Manticores: Im Namen der Ehre« sind eher gemischt. Das liegt vor allem an dem Autor David Weber selbst, der sich in der Hauptserie zuletzt mehr darauf fokussierte, einen langweiligen Intrigenstadl zu schreiben, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was die Serie einst groß machte: spannende und actionreiche Military SciFi. Die einzigen Bücher des »Honorverse«, die ansatzweise an die frühere Qualität heranreichen, sind die ersten Bände des Spin-offs »Crown of Slaves«. Die David Weber übrigens gemeinsam mit Eric Flint schreibt, was vielleicht eine Erklärung dafür ist, dass diese Reihe überzeugt. Jetzt arbeitet Weber mit Timothy Zahn und Thomas Pope zusammen. Ein Grund für vorsichtigen Optimismus, oder?

Wo ist die Spannung?

Doch das Ergebnis liest sich enttäuschend, Ursachen hierfür gibt es viele. Die Wichtigste ist, dass sich erneut David Webers Vorliebe für Schwarz/Weiß-Charakterisierungen zeigt. Hier die dummen Politiker, die von nichts eine Ahnung haben und aufgrund diverser Intrigen auch dann noch ungeschoren davon kommen, als ihre vermeintlich großartigen Pläne eine Katastrophe auslösen. Dort die hehren Menschen, meistens vom Militär. Die von der Situation, dass ihren Vorhaben ständig Steine in den Weg gelegt werden, zwar überaus frustriert sind. Jedoch aufgrund ihres Idealismus nicht daran denken, die Brocken hinzuwerfen. Es ist eine platte Darstellungsweise, wie sie leider für den Schriftsteller typisch ist. Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss die anderen Autoren überhaupt haben. Bezüglich der Charaktere anscheinend keinen.

Allgemein muss dem Buch vorgeworfen werden, dass es spannungsarm ist. Was für David Weber unüblich ist, da Action bis vor kurzem noch seine Stärke war. Aber selbst Schilderungen wie die Befreiung eines gekaperten Schiffes lassen den Elan vermissen, der von dem Autor oder seinen Kollegen zu erwarten wäre. Vielmehr plätschert die Handlung vor sich hin.

Sympathieträger?

Travis Long ist nicht wie Honor Harrington aus der Kernserie. Das ist Vorteil, da die Protagonistin zuletzt nur noch nervte. Er ist kein Halbgott auf Erden, dem alles gelingt, was er anfasst, sondern besitzt Makel. Wie zum Beispiel die Marotte, dass er die niedergeschriebenen Regeln in- und auswendig kennt. Ein wahrer Paragrafenreiter also. Vor allem den jüngeren und unfähigeren Offizieren geht er damit auf die Nerven. Seine Besserwisserei wirkt eindeutig übertrieben. Spätestens in dem Moment, in dem er einem Vorgesetzten die Quantenmechanik als Argument um die Ohren haut, schwindet die Sympathie des Lesers. Zu weit hergeholt wirkt dieses Wissen, das vorher weder angedeutet, noch aufgebaut wurde.

Ebenso irritiert die Tatsache, dass wiederholt seine Verwandtschaft mit dem Politiker Gavin Vellacott betont wird. Beide sind Halbbrüder und sollen sich im Handlungsverlauf ein paar Mal getroffen haben. Diese Treffen werden allerdings lediglich in Nebensätzen erwähnt. Trotzdem dienen diese Zusammenkünfte später als Grundlage für eine wesentliche Entscheidung. Warum ist nicht nachvollziehbar.

Insgesamt ist »Der Aufstieg Manticores – Im Namen der Ehre« nur ein leidlich spannender Roman, der wenig Interesse daran hervorruft, sich die Fortsetzung zu kaufen. Allein die Hoffnung auf besseren Lesestoff in den Folgebänden hält den Rezensenten bei der Stange.

Götz Piesbergen

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Im Namen der Ehre
Der Aufstieg Manticores - Band 1
David Weber, Timothy Zahn (Übersetzer Ulf Ritgen)
Science-Fiction, Military SF
Bastei Lübbe
Juni 2016
638

Funtastik-Faktor: 20

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