Vom 24. und 25. Juni 2017 fand das Literaturcamp 2017 in Heidelberg statt und ich war dabei. Ein BarCamp (auch Unkonferenz genannt) ist definitionsgemäß „eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden“ [aus Wikipedia].
Ich war das erste Mal auf einem BarCamp und hatte keine genaue Vorstellung davon, wie es abläuft. Nun kenne ich die federführende Organisatorin Suse von Literaturschock aus der Zusammenarbeit in Blogtouren und weiß, dass sie ein Vollprofi ist und nichts dem Zufall überlässt. Ich erwartete also einen kreativen Mix aus Spontanität und Professionalität und genau so kam es auch.
Die Sessions (Vorträge, Diskussionsrunden) wurden an jedem Morgen geplant und viele ReferentInnen hatten einen Vortrag vorbereitet. Andere schüttelten spontan ein Thema aus dem Ärmel und luden zu einer Diskussionsrunde ein. Beide Methoden funktionierten, es gab viel zu lernen und viel Raum für fruchtbare, teils kontroverse Gespräche.
Besonders toll fand ich, dass das Literaturcamp eine Kinderbetreuung organisiert hatte, Hunde willkommen waren und auf Menschen, denen es schwer fiel, die oberen Stockwerke des Gebäudes zu erreichen, in die Planung der Session-Räume einbezogen wurden. Jeder der wollte, konnte alles mitmachen.
Es war supereinfach, sich im Dezernat 16 zurechtzufinden. Denn im ganzen Gebäude und im Außenbereich markierten farbige Klebestreifen die Wege, die die TeilnehmerInnen endlanggehen mussten, um zum Ort ihrer Session zu gelangen. Die gesamte Organisation war herzlich, spontan und strukturiert zugleich, auch wenn die Technik einmal streikte, und sich die Schlangen zum Mittagessen nicht rechtzeitig zur nächsten Session auflösten. Egal, es gab so viele Menschen zu entdecken und Themen zu bequatschen, dass jede Sekunde wertvoll war und genutzt werden wollte. Egal ob beim veganen Essen, in der Sitzgruppe am Pool oder beim Einhorn
Samstag, 24. Juni 2017
#FreeDeniz Zur Einstimmung auf den Eröffnungstag erinnerte Suse an den in der Türkei inhaftierten Deniz Yücel, der am 14. Februar 2017 als Terrorist festgenommen wurde und seit dem im Gefängnis sitzt. Danach stellten sich alle Camp-Teilnehmer kurz vor und die Sessions wurden geplant.
Publishingparadoxon – Warum alle schreiben, aber keiner lesen möchte – mit Jan Paul (Richtungsding )
Jan-Paul Laarmann ist Herausgeber einer Literaturzeitschrift mit dem Titel „Richtungsding“. Ziel dieser Zeitschrift ist es, unbekannten Autoren aus dem Ruhrgebiet eine Veröffentlichungsplattform zu bieten. Jede der bisher erschienenen elf Ausgaben verfolgt ein Schwerpunktthema, im zuletzt erschienenen Heft lautete es ‚Rakete‘. Insgesamt vierzehn Autoren haben Geschichten zu dem Thema beigesteuert und Benjamin Bäder passende Illustrationen. Die Sammlung ist textlich hochwertig und experimentell, die Geschichten vielfältig: traurig, anrührend und kurios. Es sind Science-Fiction Geschichten für ein eher anspruchsvolles Lesepublikum.
Jan-Paul diskutierte mit uns, warum er einerseits für seine Literaturzeitschrift viel positives Feedback bekommt, sich aber nur verhältnismäßig wenige Käufer finden, die die 8 Euro Kosten zu investieren bereit sind. Es entbrannte eine Diskussion um die Wertigkeit und Qualität von Literatur, Literatur-Marketing und Zielgruppenerreichung. Der Herausgeber vom „Richtungsding“ bekam viele Anregungen, wie er sein Zielpublikum finden und erreichen kann. Denn allein qualitativ Hochwertiges anzubieten, verkauft sich leider nicht. Darin waren sich alle einig.
Gendermarketing – warum? – mit Kati (Buchhändlerin, Geschichtenkapsel)
An dieser Session habe ich in meiner Funktion als „Engel“, also als Helferin teilgenommen. Ich durfte den Diskutanten das Mikro reichen. Denn diese Session wurde gestreamt und die Zuschauer im Web sollten jeden Redebeitrag gut verstehen. Es traf sich gut, dass ich ausgerechnet in dieser Session helfen durfte, denn ich wollte sie sowieso besuchen. Die Referentin Kati ist Buchhändlerin und berichtete aus ihrem Berufsalltag. Bei der Gestaltung der Büchertische stehen ihr oft zwei stereotype Arten von Buchcovern zur Verfügung: Pferdebücher für Mädchen mit rosa Buchcovern und Abenteuerbücher für Jungen in blau.
Kati erzählte von ihren Herzkindern, darunter ein Junge, der rosa Bücher mag, Kleider trägt und Ballett tanzt. Leider findet Kati kaum Bücher für ihn, die ohne glitzernde Prinzessinnen auskommen. Dafür kennt sie aber ein tolles Buch, das sie Mädchen und Jungen gleichermaßen empfiehlt „Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums“ von Sarvenaz Tash. Das Buch hat ein blaues Cover mit einer Rakete darauf, aus deren Antriebsdüsen Herzen fliegen. Jungen kaufen dieses Buch nicht, weil sie schon darauf geprägt sind, dass Herzen mädchenhaft sind. Beklagt wurde, dass Verlage nur stereotype Bücher herausbringen, die eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind. Sie behaupten, dass sich nur solche Bücher gut verkaufen. Ist dem so? Kati riet ihren Zuhörern, den Verlagen auf die Nerven zu gehen und sie auf schlechte und unpassende Covern aufmerksam zu machen. Im Bereich der Selfpublishing Veröffentlichungen ist das „Gendern“ nicht so ausgeprägt. Gender-Marketing, so stellte die Diskussionsrunde fest, ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, gegen das wir uns alle wehren können. Es gilt den Mut zum Anderssein zu demonstrieren, vor allem in der Erziehung unserer Kinder.
SEO richtig nutzen – mit Edda Klepp (Töfte Texte)
Diese Session war die einzige, die mir nicht viel gebracht hat. Edda Klepp hat zum Thema Suchmaschinenoptimierung genau das vorgestellt, was jeder weiß, der im WordPress Blog das Yoast SEO Plugin verwendet. Ich möchte der Referentin nicht vorwerfen, dass sie einen SEO Kurs für Anfänger vorbereitet hatte. Ich war hier nur falsch, weil ich einen besseren Kenntnisstand zum Thema SEO habe, als ich mir selbst zutraute.
Klischees in der Literatur – mit Annabelle (Stehlblüten) und Saskia (Who is Kafka)
Alle TeilnehmerInnen dieser Session erzählten von Klischees, die ihnen in Büchern immer wieder begegnen. Von trinksüchtigen und beziehungsunfähigen Ermittlern, von Mauerblümchen, die den erfolgreichen Typen bekommen, von strahlenden Heldinnen, der alle Männer zu Füßen liegen, von Dreiecksbeziehungen und Prophezeiungen über das Schicksal der Welt.
Klischees sind nicht auf bestimmte Motive festgelegt, sondern befinden sich in einem stetigen Wandel. Zum Beispiel galt es zunächst als Klischeebruch, als sich der blutrünstige Vampir zum verliebten und sanften Vampir wandelte. Nach etlichen Romantasy-Büchern empfinden wir nun genau das Motiv als Klischee. Auch der lebensuntüchtige Ermittler hat zunächst das Klischee des stets schneidigen Erfolgstypen abgelöst, bevor er dann selbst zum Klischee wurde. Fazit unserer Diskussion war, dass die Literatur den Aufbau gewisser Klischees braucht, um sie dann brechen zu können. Das Spielen und Verwandeln von klischeehaften Motiven, macht oft den Reiz einer Geschichte aus.
Abendsession: Whisky-Tasting mit Frank (Riedelwerk.de)
Ich kam zu spät, weil ich zwischendurch im Hostel war. Zum Glück konnte ich das Versäumte nachholen und Whiskys probieren, die mir bei keinem meiner bisherigen Tastings angeboten wurden. Zum Beispiel „Kavalan Single Malt“ aus Taiwan, „Bruichladdich The Classic Laddie“ Single Malt Scotch und „Nikka Coffey Grain“ aus Japan. Letzterer hat gute Chancen, einmal in mein Whisky Sortiment aufgenommen zu werden.
Sonntag, 25. Juni 2017
Wie mutig sind Verlage? – mit Martin Krist (Krimi-Autor, Gastrezensent bei WortGestalt-BuchBlog)
Der Krimi-Autor Martin Krist, (beziehungsweise Marcel Feige, wie er mit bürgerlichem Namen heißt) gehört zu meinen neu gewonnenen Literaturcamp Bekanntschaften. Wir kamen über die Krimi-Couch ins Gespräch, für die wir beide geschrieben haben und er erzählte mir über seinen Werdegang als Autor. Martin ist ernüchtert darüber, dass man als Verlagsautor nur bedingt die Möglichkeit hat, ein Buch so zu gestalten, wie man möchte. So stellte Martin in seiner Session die Frage „Wie mutig sind Verlage?“ zur Diskussion, woraus sich ein spannendes, kontroverses Gespräch entwickelte.
Im Ullstein-Verlag publizierte der Autor seinen Roman „Drecksspiel“ mit dem Protagonisten David Gross. Der Thriller wurde von Kritikern und Lesern als kompromisslos hart und intelligent gelobt. Der Folgeroman „Engelsgleich“, erzählt die Vorgeschichte des Protagonisten und lässt Krists Serienermittler Kalkbrenner aus einer früheren Serie bei Goldmann wieder auftreten. Martin Krist hatte noch einen dritten Roman mit David Gross geplant, doch den lehnte der Verlag ab. „Märchenwald“ schickte wieder den Serienermittler Kalkbrenner auf die Handlungsbühne. Martin Krist war frustriert, weil er nicht die Chance hatte, seinen Lesern die gesamte Geschichte von David Gross zu erzählen. Er hat bereits beschlossen, dieses Buch nun als Selfpublisher zu veröffentlichen.
Diskutiert wurde unter den Zuhörern die Erwartungshaltung eines Autors, der beim Publikumsverlag publiziert, anstatt beim Kleinverlag. Kann er/sie damit rechnen, dass Manuskripte mit Ideen abseits des Mainstream publiziert werden und ein entsprechend großes Publikum erreichen? Haben innovative Autoren keine Chance, vom Schreiben zu leben, weil ihre Manuskripte von Publikumsverlagen als „zu schwierig für den Markt“ abgelehnt werden? Braucht man die Verlage überhaupt noch, wenn diese der Aufgabe, neue progressive Ideen für die Literatur zu fördern, nicht nachkommen? Und will der Leser wirklich immer über die gleichen Themen lesen, wie es die Verlage behaupten? Behauptet der Leser nur, anspruchsvolle Literatur zu wollen, kauft sie aber nicht?
Fuck Marketing – Suse (Literaturschock), Ingeborg (eBookerei), Kati (Buchhändlerin, Geschichtenkapsel)
Suse wünschte sich für den zweiten Literaturcamp-Tag kontroversere Diskussionen und sorgte mit ihrer „Fuck Marketing“ Session selbst dafür. Suse vertrat den Standpunkt, dass Marketing das Ziel verfolge, schlechte Produkte als hochwertig erscheinen zu lassen und Käufern anzudrehen, die diese nicht brauchen. Diejenigen im Teilnehmerkreis, die beruflich mit Marketing zu tun haben, verwehrten sich gegen diese Aussagen. So kam es zu einem konträren Schlagabtausch zwischen jeden, die dem Marketing generell kritisch gegenüberstehen und jenen, die den Begriff Marketing wertneutral sehen und forderten, dass es gutes und schlechtes Marketing zu unterschieden gilt. Suse ist selbst Geschäftsfrau und betreibt ein kommerzielles Literaturportal, dass sie an die LeserInnen bringen möchte. Sie glaubt, dass qualitativ hochwertige Produkte die richtigen Konsumenten finden, wenn der Hersteller darüber informiert – „Tue Gutes und rede darüber“ lautet ihr Motto.
Wie politisch korrekt muss Literatur sein? – mit Vanessa (Biblometasia) und Bianca (Literatouristin)
Literatur soll LeserInnen aufrütteln und neue Perspektiven eröffnen. Doch kann sie das, wenn sie politisch korrekt daherkommt und sich nicht traut, gesellschaftliche Tabus zu brechen? Am Beispiel von „American Psycho“ von Bret Easton Ellis und dem Jugendroman „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher diskutierten wir, wie politisch korrekt oder provokant Literatur sein darf und sollte.
„American Psycho“ erzählt die Geschichte des Yuppies Patrick Bateman, der als Investmentbanker ein Leben in Luxus und Oberflächlichkeit verbringt und seine Verachtung für den upper-class Lifestyle als sadistischer Gewalttäter und Mörder zum Ausdruck bringt. Die Story, die immer härter und grausamer wird, erzählt der Protagonist aus seiner Sicht. Er hinterfragt sein Tun nicht, kokettiert vielmehr damit. Das Buch wurde in Deutschland zunächst indiziert, ist aber seit der Klage des Kiepenheuer & Witsch Verlags wieder frei verkäuflich. „American Psycho“ gibt’s es mit Christian Bale in der Hauptrolle als Kinofilm.
„Tote Mädchen lügen nicht“ trägt im amerikanischen Original den Titel „13 reasons why“ und erzählt die Geschichte der Schülerin Hannah Baker, die Selbstmord begeht. Auf Audio-Kassetten erklärt Hannah 13 Mitmenschen, was diese dazu beigetragen haben, sie in den Tod zu treiben. Netflix hat den Stoff als TV-Serie umgesetzt, die erste Staffel mit 13 Folgen lief in Deutschland ab März 2017. In der Presse schlug die TV-Serie hohe Wellen der Empörung. Pädagogen und Kinderärzte fürchten, dass psychisch labile Jugendliche zur Nachahmung angeregt werden könnten, möglicherweise der sogenannte „Werther“ Effekt eintrete. Kanada stoppte die Ausstrahlung, in Neuseeland wurde empfohlen, dass Jugendliche die Serie in Begleitung von Erwachsenen sehen sollten. Netflix Deutschland hat in der letzten Folge einen Warnhinweis eingebaut, dass der Inhalt verstörend wirke und für jüngere Zuschauer nicht geeignet sei.
Einige Diskussionsteilnehmer kannten das Buch und die TV-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ und vertraten die Meinung, dass die Warnung vor den Inhalten schon ab der ersten Folge angebracht gewesen sei. Ja, der Stoff sei so aufwühlend, dass mancher junge Mensch möglicherweise zu fatalen Schlussfolgerungen verleitet werde. Keiner der Teilnehmer hielt eine „Zensur“ von Büchern, die sich im Grenzbereich gesellschaftlicher Konventionen bewegen oder diese Grenze hinter sich lassen, für wünschenswert. Vielmehr muss Kunst und Literatur Grenzen überschreiten. Doch es ist sinnvoll, manchen dieser Bücher einen erklärenden Kommentar hinzuzufügen.
Beziehungsanarchie: alles, nur nicht monogam – Nils (Schmollkornbrot)
Nils von Litcamp Orga-Team hielt diese Session über Polyamorie. Er bekennt sich dazu „poly“ zu sein, hat sich gegen Monogamie entschieden und lebt gleichzeitig in mehreren Liebesbeziehungen. Nils erklärte warum er sich für offene Beziehungen entschieden hat und wie seine Umwelt darauf reagiert. Eine offene Kommunikation aller Beteiligten sei essentiell in einer Poly-Beziehung und aus Nils Sicht einer ihrer Vorteile gegenüber der monogamen Beziehung. Poly verstehe sich als Gegenentwurf zum Besitzanspruch eines Partners. Eifersucht habe keinen Platz in der polyamoren Beziehung, dafür aber bedingungsloses Vertrauen. Poly sei kein Swinger-Konzept, sondern gelebte Gleichberechtigung von verschiedenen Lebensformen.
Literatur unter Druck – Betül Ulusoy (Academics for Peace)
Die bewegendste Session hielt die türkische Aktivistin Betül Ulusoy, die 2016 aus ihrer Heimat fliehen musste, weil sie sich für Freiheit und Demokratie einsetzte. Betül Ulusoy war Doktorandin an der Universität Izmir und erforschte türkische Sprachen. Sie unterzeichnete eine Petition der Academics for Peace, die sich deutlich gegen die systematischen Menschenrechtsverletzungen des türkischen Staats in kurdischen Gebieten aussprach und das Stoppen der Repressalien und Wiedergutmachung forderte. Erdogan bezeichnete die Unterzeichner als Landesverräter und forderte die Justiz auf, Maßnahmen gegen sie einzuleiten. Den Wissenschaftlern wurden, nachdem man sie als Terroristen verunglimpfte, die Anstellungen gekündigt und jegliche Chancen auf eine Fortsetzung ihrer Arbeit vereitelt. Ihre Pässe wurden für ungültig erklärt, viele landeten im Gefängnis.
Betül Ulusoy berichtete von schrecklichen Menschenrechtsverletzungen, nicht ausschließlich aber vornehmlich in kurdischen Gebieten. Die Menschen wurden vertrieben, Ausgangssperren erlassen, ganze Siedlungen, selbst Schulen zerbombt. Auf die Teilnehmer wirkten Betüls Ausführungen und die Fotos, die das Ausmaß der Zerstörungen in den Städten zeigten, erschütternd.
Betül Ulusoy lebt seit vier Monaten in Deutschland und hält regelmäßig Mahnwachen auf dem Tübinger Holzmarkt. Sie wünscht sich, dass es AkademikerInnen ermöglicht wird, ihre Studien in Deutschland mit Stipendien fortzusetzen. Über 150000 Wissenschaftler, Lehrer, Beamte wurden entlassen und mit einem lebenslangen Berufsverbot belegt. Seit dem Putschversuch im Juli 2016 wurden 30 Verlage geschlossen und ihr Vermögen beschlagnahmt. Betül Ulusoy vergleicht die Zustände in der heutigen Türkei mit der Situation während der Militärdiktatur in den 80er Jahren. Wie damals wurden Bücher, Zeitungen, Radiosender verboten, zahlreiche Journalisten verhaftet. Betül Ulusoy wünscht sich, dass sich Academics for Peace in Deutschland neu formiert und lädt dazu ein, die Organisation durch Mitarbeit und/oder Spenden zu unterstützen.
Ich fragte Betül Ulusoy danach, warum sie glaubt, dass die in Deutschland lebenden Türken Erdogans Referendum über das Präsidialsystem (man könnte auch Ermächtigungsgesetz sagen) im April mit knapper Mehrheit unterstützt haben. Betül Ulusoy antwortete mir, dass viele Deutsch-Türken ausschließlich türkische Medien konsumieren und sich in Deutschland benachteiligt fühlen. Sie glauben offensichtlich, dass Erdogan ihre Position stärken kann.
Ich fragte außerdem, ob sie selbst Kritik und Ablehnung von ihren Landsleuten in Deutschland erfährt. Sie berichtet von zwei jungen Frauen, die während ihrer Mahnwache betonten, dass sie sich von ihr nicht repräsentiert fühlen, weil sie die Erdogans Politik gutheißen. Die meisten türkischen Mitbürger, die Betül in Tübingen trifft, unterstützen ihr Anliegen jedoch. Gefragt nach der Zukunftsperspektive für die Türkei konstatierte Betül Ulusoy, das sie fest an einen Sieg der Opposition in der Türkei und eine Zukunft ohne Erdogan glaubt und dafür weiter kämpft.
Hier findet ihr alle Live-Streamings vom Literaturcamp 2017. Alle Sessions, die im großen Saal „Fairer Buchmarkt“ stattfanden, wurden aufgezeichnet.
Mein Fazit zum Literaturcamp:
Das Schreiben und Recherchieren dieses Artikels hat mir noch einmal bewusst gemacht, wie viel ich auf dem Literaturcamp Heidelberg über das Literatur-Business und Bereiche darüber hinaus lernte und wie viel Spaß ich dort mit vielen wunderbaren Menschen hatte, die ich vorher kaum oder nicht kannte. Es war eine einzigartige Erfahrung für mich und ich bin im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei.
Habt ihr auch Lust auf das Literaturcamp Heidelberg bekommen? Hier findet ihr weitere Informationen dazu.