Konflikt, Gewalt, Jahrtausende
Mit „Code Black“ bringt Thariot nun zu Ende, was er vor über zwei Jahren begonnen hat: die vierteilige Saga rund um das Nebula- System in der Mitte des 5. Jahrtausends. Um eine gleichnamige Protagonistin der besonderen Art. Um Konflikte kosmischen Ausmaßes.
Alles, was das Science-Fiction-Herz begehrt, und manchmal sogar etwas mehr.
Einzelne Schicksale, verschiedene Welten
Das Setting von Nebula Rising kann man getrost als einer gigantischen Space Opera würdig bezeichnen. Die Menschheit des 5. Jahrtausends ist gewaltig. Dutzende Milliarden ihrer Vertreter drängen sich auf den Welten der Cooperation. Räumliche Entfernungen spielen keine Rolle und auch zeitliche sind nicht unüberwindbar. Scheinbar unparteiische, unbestechliche Super-KIs halten ein gewisses Equilibrium aufrecht. Die Geschichte ist weder eine klassische Space Opera, noch driftet sie in reine Military Science-Fiction ab. Sie besticht durch ein komplexes und gleichzeitig spannendes Storytelling, das vor allem durch Einzelschicksale funktioniert. Die Handlung spielt auf mehreren zeitlichen und räumlichen Ebenen. Großteils folgen wir Emma und der namensgebenden Nebula in ebendiesem System. Aber auch Liz in London, mit der es etwas besonders auf sich hat, spielt eine wichtige Rolle und …
… hier überschreiten wir bereits die Grenzen dessen, was man sagen kann, ohne Spoiler zu riskieren. Obwohl – selbst, wenn man die Reihe noch nicht zu lesen begonnen hat – die Stoßrichtung „Helden und Heldinnen gegen die Corporation“ sollte für keinen Leser eine Überraschung darstellen.
Vulgär, brutal? Ja, aber nicht als Selbstzweck
Kein Zweifel, die Gewaltakte sind teilweise exzessiv und mitunter detailliert beschrieben. Mitsamt ihrer Auswirkungen. Zartbesaitete Seelen mögen dies übel nehmen, doch von einem Splatter ist man weit genug entfernt. Die Sprache, insbesondere die von Militärs und Haudegen, ist rau, ruppig, teilweise obszön. Aber genau dadurch glaubwürdig. Jeder Charakter, dem man folgt, ist nun einmal anders. Und das ist gut so. Thariot schafft es, dass einem jene Protagonisten ans Herz wachsen, die wichtig sind. Das war schon die Stärke des ersten Teils, und sie hat sich in Band 2 und 3 fortgesetzt. In Code Black, insbesondere an der Seite von Emma und Nebula, erreicht das Identifikationspotenzial einen Höhepunkt.
Halbe Neutralität
Spannend ist, dass jegliche Wertung nur durch die Protagonisten zustande kommt. Dadurch, dass man ihnen mit einer gewissen Distanz folgt, erweckt es den Anschein einer gewissen Neutralität. Natürlich gibt es „gut“ und „böse“, aber niemals ausschließlich. Und das vermeintlich „böse“ handelt nachvollziehbar, eben nach einem eigenen Wertesystem. Es gibt keinen Aufruf zur Rebellion, keinen flammenden Appell an den Leser. Thariot erzählt eine Geschichte, aber er predigt nicht.
Das Fazit
Nebula Rising 4: Code Black ist ein Finale, wie man es sich gewünscht hat. Hart, packend, an die Nieren gehend. Logiklöcher gibt es diesmal keine. Oder zumindest keine gravierenden. Die Action sitzt, die Charakterzeichnung ist wie immer gut, wenn auch nicht überragend. Der Abschluss nimmt emotional mit und versöhnt zugleich. In seinen besten Momenten kommt das Buch an „Solarian“ heran. In seinen schwächsten ist es immer noch solide Unterhaltung und in der Summe ein würdiger Abschluss.
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Tamara Yùshān
Nebula Rising, Band 4
Science-Fiction
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September 2018
519
Funtastik-Faktor: 74