Paradox Hotel – Rob Hart

Wenig Zeitreise, viel Krimi

Paradox Hotel - Rob Hart © Heyne, dunkleblauer Hintergrund, Symbol weißer Kreis mit weiss-blauem Dreieck obere Bildhälfte, verzerrtes Spiegelbild untere Bildhälfte, weiße Schrift
Paradox Hotel © Heyne

Man nennt es das Paradox Hotel. Ein Ort fern der großen Metropolen, ein Ort an dem Träume wahr werden. Träume wie etwa der, in die Vergangenheit zu reisen. Träume über die Chance historische Begebenheiten zu erleben, historische Figuren und Orte zu sehen.

Dem Ort nähert sich ein Schneesturm, während sich im Hotel Paradox vier der reichsten Männer des Planeten versammeln. Sie geben ihre Gebote für eine Institution ab, die exklusiv Zeitreisen durchführt und vermarktet.

January Cole ist seit Jahren die Sicherheitschefin des Paradox. Als sie sich mit den falschen Honoratioren anlegt, soll sie auf‘s Abstellgleis geschoben werden. Diese Situation macht ihren Job nicht leichter, zumal unmoralische Angebote an jeder Ecke geflüstert werden, drei Dinosaurier die Gänge unsicher machen und in einem Zimmer des Hotels ein Ermordeter aus der Zukunft liegt.

Damit nicht genug. Die Zeiten verschieben sich, ein verborgenes Zimmer wird gesucht. Januarys Partnerin, die bei einem Unfall getötet wurde, lässt wieder von sich hören. Droht der Zeitstrahl zerstört zu werden? Ist die lineare Zeit noch intakt, oder zerfasert gerade das Universum? Und wer ist der Mörder des toten Zeitreisenden?

Bitte etwas mehr Tiefgang

Rob Hart ist von Haus aus Krimiautor. Nicht umsonst ist er in seiner US-Heimat für seine sehr erfolgreich laufende „Ash McKenna“ -Krimiserie bekannt, die auch in Deutschland bei Heyne erscheint. So wundert es wenig, dass dieser Ausflug in den Bereich des Phantastischen deutliche Bezüge zur Kriminalliteratur aufweist.

Unsere Erzählerin entdeckt eine Leiche. Im Folgenden geht es darum, unter all den Verdächtigen jenen herauszufinden, der für den Mord verantwortlich ist. Was ist das Motiv für die Tat? Wie überführen sie den Täter und ziehen ihn letztlich zur Rechenschaft?

Um dieses Gerüst herum baute der Autor seine Geschichte über eine zunächst staatliche Firma, die Zeitreisen vermarktet und privatisiert werden soll. Ausführungen zum Wesen der Zeit verbleiben eher am Rand, dienen aber dazu, den Plot mit einer Art von Pseudo-Realismus zu unterfüttern. Auf die Zeitreisen selbst wird kaum eingegangen. Die Handlung konzentriert sich auf das Hotel und die dortigen Geheimnisse und Vorgänge. Es ist eine durchaus faszinierend aufgezogene Suche nach Motiv und Tathergang, in deren Verlauf jede Menge Geheimnisse, persönliche Abgründe und Manipulationsversuche ruchbar werden.

Die Figuren bleiben bezüglich ihrer Ausgestaltung recht oberflächlich, selbst unsere Erzählerin wirkt nicht wirklich griffig. Hier hätte Hart uns ein bisschen mehr an Tiefe offerieren können. Auch hängt der Spannungsbogen in der Mitte für einige Kapitel doch merklich durch, bevor Hart die Kurve nimmt und das Handlungstempo wieder anzieht.

Fazit

Letztlich merkt man der Geschichte deutlich an, dass der Verfasser kein Science-Fiction Autor ist. Die Zeitreise-Thematik wird nur als Aufhänger genutzt. Die einfache Lösung, durch die Zeit zu reisen, um Geheimnisse aufzuklären, wird als Lösungsmöglichkeit mit dem Kniff herausgenommen, dass man sich nicht selbst begegnen dürfe. So bleibt letztlich ein zu Beginn interessanter, später ein wenig abflachende Kriminalplot übrig, den man durchaus lesen kann. Aber nicht unbedingt muss.

Carsten Kuhr

Paradox Hotel
Rob Hart, Übersetzung: Michael Pfingstl
Science Fiction
Heyne
Oktober 2022
Buch
444
Will Staehle
63

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