Phantastikpreis der Stadt Wetzlar 2022

Im Jahr 2020 berichtete Phantastisch-Lesen das letzte Mal über den Phantastikpreis der Stadt Wetzlar. Es ist ein Jury-Preis, den vor allem die Qualität und Vielschichtigkeit der nominierten Bücher auszeichnet.

Phantastik und Gesellschaftskritik

Im Jahr 2020 gewann mit Joana Osmans Buch „Am Boden des Himmels“ ein Werk, das die Konfliktsituation zwischen Israelis und arabischen Bürger:innen einerseits schonungslos konkret beschreibt, andererseits in ein märchenhaftes, hoffnungsvolles Licht taucht. Letztes Jahr, 2021, gewann das Buch von Katharina Köller „Was ich im Wasser sah“. Im Mittelpunkt steht eine Frau, die den Krebs besiegte und aus Wien in ihre Inselheimat zurückkehrt. Es geht um Identität und Veränderung – persönliche und gesellschaftliche. Die Geschichte thematisiert sowohl Gentrifizierung, als auch den Missbrauch ökologischer Ziele zur industriellen Gewinnmaximierung.

Die letzten beiden Phantastikpreise der Stadt Wetzlar gewannen also Romane, die den Leser:innen Gesellschaftskritik im Rahmen phantastischer Geschichten nahe bringen. Die Auswahl der nominierten Bücher und schließlich die Preisträger sind in der Buchhandlung möglicherweise nicht einmal im Phantastik-Sortiment zu finden. Gleichwohl zeigen sie, dass Phantastische Literatur sehr wohl Stellung bezieht zu essentiellen Fragen der Gesellschaft und der Politik. Und diese in faszinierenden magischen Erzählungen herüberbringt.

Die Longlist des Phantastikpreis der Stadt Wetzlar 2022

Phantastikpreis der Stadt Wetzlar: Longlist bringt Lesevielfalt

Longlist Phantastikpreis Wetzlar 2022 © Klaudia Seibel, ein Stapel mit 10 Büchern, Buchrücken und Titel
Longlist Phantastikpreis Wetzlar 2022 © Klaudia Seibel

Wetzlar (red). Die Longlist für den seit 1984 vergebenen und mit 4.000,- € dotierten Phantastikpreis der Stadt Wetzlar steht fest. Zehn Titel aus den unterschiedlichsten Spielarten der Phantastik werden jetzt eingehend von der Fachjury geprüft, nachdem sie aus mehr als hundert Einreichungen ausgewählt wurden. Das Spektrum reicht von sehr unterschiedlichen Zukunftsvisionen über Gesellschaftskritik mit phantastischen Mitteln bis hin zum phantastischen Spiel mit ungewöhnlichen Elementen. „Jedes Jahr wird die Phantastik vielfältiger“, erklärt Klaudia Seibel, Mitarbeiterin der Phantastischen Bibliothek Wetzlar und seit 2019 Koordinatorin des Preises. „Es ist gar nicht so einfach, in der Vorauswahl viel Gutes beiseite zu legen, um die Texte herauszufischen, die in besonderem Maße diesen ganz speziellen Blick auf die Welt haben, der die Phantastik auszeichnet.“
35 Mal wurde der Phantastikpreis der Stadt Wetzlar bereits verliehen, darunter an Carl Amery, Cornelia Funke, Wolfgang und Heike Hohlbein sowie Walter Moers; im vergangenen Jahr ging er an Katharina Köller. Der Preis würdigt phantastische Romane, die in deutscher Sprache verfasst wurden und erstmals in Printform erscheinen.
In der letzten Juniwoche wird die Fachjury die Entscheidung über die Shortlist von drei Titeln treffen. Der diesjährige Preisträger wird Ende Juli verkündet; die öffentliche Preisverleihung findet voraussichtlich am 10. September 2022 im Rahmen der 38. „Wetzlarer Tage der Phantastik“ statt.

Folgende Titel sind in der engeren Auswahl für den Phantastikpreis der Stadt Wetzlar:

  • Patricia Eckermann: Elektro Krause (tredition)
  • Theresa Hannig: Pantopia (Fischer Tor)
  • Sascha Macht: Spyderling (DuMont)
  • Rudi Nuss: Die Realität kommt (Diaphanes)
  • Sven Pfizenmaier: Draußen feiern die Leute (Kein & Aber)
  • Sarah Raich: All that’s left (ivi)
  • Lilli Thal: Tier aus Stein, Tier aus Gold (Gerstenberg)
  • J. C. Vogt: Anarchie Déco (Fischer Tor)
  • Nils Westerboer: Athos 2643 (Klett-Cotta)
  • Sabrina Železný: Kondorkinder (Art Skript Phantastik)

Danke an Klaudia Seibel für die Bereitstellung der Pressemitteilung

Weitere Details zum Preis findet ihr hier.

Welcher Titel gewinnt?

Anarchie Déco“ von Judith und Christian Vogt und „Athos“ von Nils Westerboer habe ich bereits gelesen und könnte ich mir gut als Preisträger vorstellen. Sicherlich erfüllen aber auch „Elektro Krause“ von Patricia Eckermann, Theresa Hannings „Pantopia“ und jedes der anderen sechs Bücher Kriterien einer Progressiven Phantastik. Daher bin ich sehr gespannt darauf, welche Bücher es in die Shortlist schaffen und welches das Rennen um den Phantastikpreis der Stadt Wetzlar in diesem Jahr gewinnen wird.

Eva Bergschneider

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