Schakal (Black Dagger Prison Camp 1) – J.R. Ward

Interessanter Black Dagger Spin Off, der zu lang geraten ist

Schakal (Black Dagger Prison Camp 1) - J.R. Ward @Heyne, schwarzer Hintergrund, Portrait, Mann mit blauen Augen, Gitterstäbe, blaue und weisse Schriftzüge
Schakal @Heyne

Auch in der Welt der „Black Dagger“ gibt es wohl gehütete Geheimnisse. Mysterien, von denen wirklich niemand wissen will, wissen darf.

Wie etwa, wohin diejenigen Vampire kommen, die für Verbrechen zu büßen haben. Jedem dürfte klar sein, dass es ein Gefängnis geben muss, in das diese Wesen mit all ihren besonderen Kräften eingeschlossen werden. Doch wo sich dieses befindet, wer letztlich darüber wacht – niemanden interessiert dies wirklich.

Moment. Es gibt da jemanden, der sich sehr wohl für das Gefängnis, besser gesagt für eine Insassin darin, interessiert. Vor 50 Jahren wurde Nyx‘ Schwester in den Bienenstock, wie das unterirdische Gefängnis von den Insassen genannt wird, geschickt. Seitdem hat Nyx von Janelle, die von ihrem eigenen Großvater angezeigt worden war, nichts mehr gehört.
Doch nun hat sie eine Spur zum Stock. Und zwar keinerlei Plan aber die feste Absicht, ihre Schwester aus dem Bau zu holen.

Im Gefängnis trifft sie auf einen der dort Einsitzenden – den Schakal, wie er sich nennt. Anscheinend fühlt er sich zu der naiv aber auch mutig und willensstark auftretenden Vampirin hingezogen.

J. R. Ward spielt ihre Stärken aus, hätte sich aber kürzer fassen dürfen

Neben den weiterhin fortlaufenden Geschichten über das Leben, die Kämpfe und die amourösen Beziehungen unserer „Black Dagger“, streut die Verfasserin J.R. Ward immer wieder einmal Romane oder Kurzserien ein, in denen sie andere Figuren der Vampirsippe, die nicht unbedingt mit den „Black Dagger“ verknüpft sind, näher beleuchtet. Inzwischen, das muss ich gestehen, sind mir diese Romane fast lieber, als die sich doch inhaltlich wiederholenden Beschreibungen der Kämpfer und ihrer jeweiligen Shellan (Begleiterinnen der Mitglieder der Brotherhood).

Mit „Prison Camp“ erwartet uns solch ein Werk, das immer wieder mit zeitlichen Rückblenden in das frühe Leben Schakals und des aus der Hauptserie bekannten Protagonisten Rhages wechselt. Diese Zäsuren verankern den Roman nicht nur in das Fundament der allgemeinen Reihe, sondern beleuchten auch eine weit frühere Ära der Vampire in Nord-Amerika. Ergo, sie sind schlicht interessant.

Dazu erhalten wir einen Blick auf einen Teil der Vampir-Community, der uns bis dato vorenthalten wurde. Was passiert mit Verbrechern unter den Vampiren? Wie werden sie bestraft? Wo und wie aus dem Verkehr gezogen?

Allerdings meint es J. R. Ward einmal wieder etwas zu gut mit ihren Leserinnen und Lesern. Da werden munter Geheimnisse über Mysterien aufgehäuft, nimmt die Handlung oft abrupte Wendungen, so dass man nie sicher sein kann, was uns auf den nächsten Seiten erwartet. Grundsätzlich ist dies natürlich etwas Positives, wenn der Überraschungseffekt hoch bleibt und nie Langeweile aufkommt. Nur übertreibt es die Autorin ein wenig.

Stellenweise muss sie noch einen draufsetzen, wo es nicht nötig gewesen wäre. Oder es werden Verbindungen offenbar, die so abstrus sind, dass es einfach der inneren Logik des Romans widerspricht. Sprich, weniger wäre hier mehr gewesen. Zudem ist das Buch schlicht zu lang ausgefallen. Insbesondere im Mittelteil hätte man den Plot straffen können, ohne dass inhaltlich wirklich etwas Wichtiges weggefallen wäre. Natürlich besticht die Verfasserin mit ihren üblichen Stärken. Die Figuren werden vielschichtig gezeichnet, die erstaunlich sparsam dosiert eingesetzten erotischen Szenen wirken passend. Spannung und Action halten sich die Waage.

Fazit

So bleibt als Fazit festzuhalten, dass in diesem Einzelband, oder dem Start einer Dilogie, ein ebenso ungewöhnliches Setting wie ungewohnte Figuren auf uns warten. Ward spielt ihre bekannten Stärken aus, doch dabei hätte sie sich kürzer fassen können und dürfen.

Carsten Kuhr

Schakal
Black Dagger Prison Camp, Band 1
J. R. Ward, Übersetzung: Dorothee Witzemann
Fantasy (Urban)
Heyne
März 2022
Buch
494
Dirk Schulz
67

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