Zerfallenes Imperium (Twilight Imperium 2) – Tim Pratt

Kein Vergleich zum begeisternden Serienauftakt

Zerfallenes Imperium (Twilight Imperium, Band 2) - Tim Pratt © Cross Cult, orangener Nebel im Hintergrund, dunkelgraues Raumschiff und ein Todesstern im Vordergrund
Zerfallenes Imperium © Cross Cult

„Zerfallenes Imperium“ spielt in einem abgelegenen Sonnensystem auf Planeten, die man früher Provinzen nannte. Hier versuchen die Siedler mehr oder minder erfolgreich sich die lokale Natur untertan zu machen und zu prosperieren. Tatsächlich ist der Planet, auf dem Bianca Xing ihr ganzes bisheriges Leben – immerhin 19 Jahre – verbracht hat, ein recht lebensfeindliches Loch von Heimat. Hier birgt der Wald Gefahren, die Viehzucht ist mühsam und die Möglichkeiten, sich zu entfalten sind mehr als begrenzt.

Dass tief unter der Oberfläche Relikte und technologischer Müll einer untergegangenen Zivilisation auf ihre Entdecker warten, ist auch nicht wirklich von Vorteil. Der Schrott ist zumeist kaum etwas wert. Kein Wunder, dass die Kolonie seit Generationen keinen Kontakt zu anderen Planeten mehr hatte.

Dies ändert sich, als das Baronat von Letnev den Himmelskörper annektiert und in sein Reich holt. Warum die militante Zivilisation es ausgerechnet auf diesen kargen Planeten abgesehen hat – keiner weiss es. Am allerwenigsten Bianca.

Dabei ist sie sogar das Ziel der Invasion. Sie wird in allen Ehren und unter Vorspiegelung eines Erbes auf ein Raumschiff entführt. Denn sie soll dem Reich mit ihrem in ihrem genetischen Code verankerten Wissen Zugang zu einem Schatz jenseits aller Vorstellungen verschaffen. Dumm nur, dass die junge, genetisch aufgerüstete Frau mit dem Plan aber auch so was von nicht einverstanden ist. Sie flieht, nimmt dummerweise ihre Kidnapperin mit und sucht ihr Schicksal in den Weiten des Alls.

Eine unglaubwürdige Heldin und eine Story, in der wenig zusammenpasst

Das Strategie-Brettspiel „Twilight-Imperium“ diente erneut als Grundlage für diesen Roman. Aus dem Game übernahm Tim Pratt wieder die Welt, in der er seine Handlung ablaufen lässt. Nach dem Genuss des ersten Teils mit dem Titel „Zerbrochene Leere“, machte ich mich mit großen Erwartungen an die Lektüre des vorliegenden Werks „Zerfallenes Imperium“. Denn der Auftaktband bot wunderbar temporeiche Action mit markanten Figuren. Doch leider reicht die Qualität dieses Plots nicht an die des ersten Romans heran.

Zunächst führt der Autor uns in eine letztlich langweilige Welt, die aus noch unbekannten Gründen annektiert wird. Unsere Erzählerin, ein junges naives Mädel, lässt jeglichen Esprit vermissen. Immer wieder erfahren wir, dass sie sich zu der Weite des Weltalls hingezogen fühlt. Dass sie ihren Planeten verlassen will, weil sie ihn als Gefängnis empfindet. Da kommt die Invasion gerade recht, bietet ihr diese doch die willkommene Gelegenheit aus ihrer Heimat zu fliehen.

Unbedarft wie sie ist, glaubt sie zunächst die hanebüchene Geschichte, dass sie eine Prinzessin sei. Kann man wirklich so treu-doof sein? Auf dem Schiff ihrer Entführer findet sie sich allerdings überraschend schnell zurecht. Ja, was die Genetik nicht so alles ermöglicht. Sie lernt rasend schnell, passt sich an höhere Schwerkraft unproblematisch an, kann im Dunkeln sehen, entwickelt Riesenkräfte und kann plötzlich kämpfen. Superwoman meldet sich zum Abenteuer.

Die Geschichte wäre durchaus unterhaltsam, wenn sie wenigstens ein ganz klein wenig glaubwürdig daherkommen würde. Die Ingredienzien sind vorhanden: eine fiese Verräterin als Gegner, das Geheimnis einer untergegangenen Zivilisation, die Suche nach technologischen Schätzen, rasante Action und wilde Abenteuer. Nur passt dieses Mal alles einfach nicht recht zueinander. Von der Aufzählung der logischen Löcher sehe ich aus Platzgründen einmal ab.

So enttäuschte mich die Lektüre und ließ mich frustriert zurück. Insgesamt fällt „Zerfallenes Imperium“ im Vergleich zum wunderbar unterhaltsamen ersten Teil „Zerbrochene Leere“ deutlich ab.

Carsten Kuhr

Zerfallenes Imperium
Twilight Imperium, Band 2
Tim Pratt, Übersetzung: Johannes Neubert
Science Fiction
Cross Cult
Juli 2022
Buch
389
Scott Schomburg
51

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