Mit Mops auf der Jagd nach den düsteren Mächten Schwedens
Der Unternehmensberater Lennart Malmkvist ist gerade dabei in seiner Firma, der HIC-AB Holding, die Karriereleiter nach oben zu klettern, als sein Nachbar Buri Bolmen ermordet wird und ihm ein seltsames Erbe hinterlässt. Ein Jahr soll Lennart den Zauberei- und Scherzartikelladen im Haus betreiben und den Mops Bölthorn zu sich nehmen. Lennart denkt nicht daran, dass Erbe anzutreten. Mit Zauberei hat er nichts am Hut und ein fetter und sabbernder Mops passt nicht in seine Lebensplanung. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit Lennart; einem verpatzten Vortrag folgt die fristlose Kündigung. Dazu verschwindet auch noch die Ex-Kollegin und Affäre Emma Mårtensson unter dubiosen Umständen. Sie hatte Lennart um ein Treffen gebeten, um ihm ein Geheimnis über die Firma anzuvertrauen, erschien aber nicht. Und dann taucht ein beängstigender Leierkastenmann auf der Straße und in Lennarts Träumen auf. Als Lennart Malmkvist beschließt Buris Erbe doch anzunehmen, ist die Tatsache, dass der mitgeerbte Mops bei Gewitter zu Sprechen anfängt, nur eine von vielen Seltsamkeiten. Zu Lennarts Alltag gehören nun: orakelnde Keksdosen, düstere Sagen die Realität werden, Mord und – Magie.
Skurril und dennoch lebensnah
Der Autor Lars Simon hat bisher mit skurrilen Schweden-Romanen wie „Elchscheiße“ und „Renntierköttel“ auf sich aufmerksam gemacht, nun erobert er mit „Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen“ den Fantasy-Krimi. Dem Schauplatz Göteborg in Schweden, an dem der Autor einige Jahre gelebt hat, ist er treu geblieben. Ebenso seiner Art zu Schreiben; mit viel Situationskomik und spitzen Dialogen, herrlich überdreht, voller schrulliger Details und mitten aus dem Leben. In Interviews erzählt der Autor, dass in seinen Geschichten die Figuren das Wichtigste sind. Man merkt dem Roman deutlich an, dass aus ihren Interaktionen und ihrer Entwicklung die Handlung entsteht.
Lennart, ein eher langweiliger Spießer mit Liebesallergie mausert sich zum engagierten Zauberlehrling, aus einem hässlichen Mops, wird ein misanthropischer Oberlehrer. Die Nebenfiguren sind ebenso verschroben. Zum Beispiel die übermäßig emotionale Italienerin Maria Calvino, die jeden Tag ein Festmahl kocht. Oder Frederik Sandberg, Star Wars Geek und IT Spezialist, der Lennart eine Plasmakugel zu Erzeugung künstlicher Gewitter gibt. Obwohl er seinen Freund zum Therapeuten schicken möchte, weil der mit einem Mops spricht. Keine der Figuren wirkt auch nur annähernd normal, jede einzelne hat Lars Simon gnadenlos überzogen dargestellt. Dennoch wirken sie natürlich, wie Stereotypen, die jeder zu kennen glaubt. Das ist einer der Gründe, warum sie so viel Spaß machen. Ein weiterer sind die herrlichen Dialoge, die sich die Protagonisten liefern. Egal ob Lennart seinen Freund Frederik davon zu überzeugen versucht, dass Möpse doch sprechen können, oder ob er von jenem Mops verspottet wird:
» „Nervös?“ fragte Bölthorn mit spöttischem Unterton, der mit einer Prise Genuss gewürzt war. „Der selbstbewusste junge Mann, dem bis vor kurzem noch alles zuflog und der rassebedingt untersetzte Hunde als ‚Wursti’ titulierte, ist nervös?“ [S. 295] «
Welche Art von Geschichte entwickelt sich aus den Interaktionen von schrägen Typen, düsteren Gauklern und einem sprechenden Mops?
Es ist ein schwedischer Fantasy-Krimi, der neben skurriler Komik viel Spannung im Gepäck hat. Der Einstieg in die Geschichte könnte straffer sein, denn der gute Lennart ist eine Weile damit beschäftigt, sich in sein Schicksal zu fügen. Doch sobald er sich auf die Jagd nach Buris Mörder begibt, nimmt die Story Fahrt auf. Eine Ansammlung mysteriöser Vorfälle entpuppt sich als ein weit in die Vergangenheit zurückreichendes magisches Verbrechen. Am Ende wird ein kleiner Teil des Rätsels gelöst, viele Fragen und ein heftiger Cliffhänger bleiben jedoch offen. Lennart hat nun eine Aufgabe, für die er weit mehr magische Tricks benötigt, als Bölthorn ihm beibringen kann.
Mit dem Auftakt seiner Fantasy-Krimi Reihe“Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen“ ergänzt Lars Simon die Reihen von Autoren wie Jens Lossau & Jens Schumacher (Meister Hippolit und Jorge) oder Ben Aaronovitch (Peter Grant) und braucht sich hinter ihnen nicht zu verstecken.
Eva Bergschneider
Lennart Malmkvist und Mops Bölthorn-Band 1
Fantasy-Krimi
dtv Verlag
Oktober 2016
432
Funtastik-Faktor: 77