Zähmung – Farina de Waard

Trotz Schwächen ein mystischer und spannender Serienauftakt

Zähmung © Fanova Verlag
Zähmung © Fanova Verlag

Die siebzehnjährige Sina, eine junge Frau aus unserer Welt, wird von Männern in die Festung einer fremdartigen Welt verschleppt.  Dort warten der Kerker und Folterungen auf Sina und sie hat nicht die geringste Ahnung, warum gerade ihr an diesem Ort solche Qualen zugefügt werden. Genauso unverständlich ist es für sie, als sie befreit und wieder fortgebracht wird.

Ornanung heißt das abgeschieden gelegene Dorf, in dem Sina wieder zu sich kommt und endlich an Körper und Seele genesen kann. Der alte Magier Shetan und sein Enkel Tarek schützen und unterstützen die junge Frau. Sina lebt sich in den neuen Alltag ein und entdeckt, dass sie ursprünglich aus dieser Welt stammt.  Mächtige Magie scheint in ihr zu schlummern, was vielleicht der Grund für die Gräueltaten war. Denn die Herrscherin des Landes, Zayda, hat Magie verboten. Möglichst unauffällig beginnt Sina, Magie und Kampf zu erlernen, denn die Gefahr, dass die Häscher der Tyrannin sie erneut aufspüren, ist allgegenwärtig.

Der seiten- und handlungsstarke Roman „Zähmung“ bildet den Auftakt der Reihe „Das Vermächtnis der Wölfe“, für die die Autorin Farina de Waard sechs Bände vorgesehen hat.  Das Covermotiv mit dem Wolf ist zwar schlicht, in Kombination mit der aufwendig gearbeiteten Titelschriften wirkt der Einband jedoch edel. Auch die Innengestaltung kann sich sehen lassen. Die Kapitelnamen wurden in einer Altdeutsch anmutenden Schrift gestaltet, die allerdings manchmal schwer zu entziffern ist.

Der Einstieg in die Handlung ist nicht ganz einfach, da die Kapitel sehr lang sind und eine Fülle von Ereignissen und Informationen beinhalten. Die Schauplätze wechseln von unserer Welt in die mittelalterlich angesiedelte Fantasywelt Tyarul. Der Leser lernt die Festung der Herrscherin kennen  und schließlich geht es über die Landstriche des Reichs  in das Dorf Ornanung.

Dort angekommen fokussiert sich die Handlung auf Sinas Leben im Dorf und ihrer Ausbildung zur Magierin. Die Heldin der Geschichte ist eine Sympathieträgerin, mal tief verunsichert, mal mutig. In ihrer Ausbildung in Magie kommt sie übertrieben begnadet herüber, denn die absolviert sie unglaubwürdig reibungslos. Egal was Sina angeht, es gelingt ihr im Handumdrehen. Farina de Waard hat zwar auch Rückschläge eingebaut, doch die wirken wenig überzeugend, zu schnell hat Sina wieder alles im Griff.  Das Schwertkampftraining hat die Autorin dagegen realistischer dargestellt.

Insgesamt wirkt die Charakterisierung der Hauptakteurin etwas unausgewogen. Zum Beispiel  möchte Sina zuerst ihren Tyarul-Namen Zenay nicht annehmen, im nächsten Kapitel identifiziert sie sich jedoch vollkommen damit. Auch die Romanze zwischen Sina und Tarek geschieht etwas kurzfristig. Sie wirkt klischeehaft und aufgesetzt, als hätte unbedingt eine Lovestory zwischen der Auserwählten und dem Dorfjungen in die Handlung gemusst. Auch andere Szenen hätten mehr vertieft werden können. Die Begegnungen Sinas mit den Wölfen gehören allerdings nicht dazu, sie erschaffen eine geheimnisvolle und magische Atmosphäre.

Ein Pluspunkt  ist die Erzählweise der Autorin mit häufig wechselnden Perspektiven. Der Leser betrachtet das Geschehen aus der Sicht vieler verschiedener Akteure. Dadurch lässt sich sehr schön verfolgen, was zeitgleich bei verschiedenen Parteien passiert und wie oft nur der Zufall Sina rettet. Teilweise tauchen diese Wechsel jedoch mitten im Abschnitt und ohne Kennzeichnung auf, was dann doch etwas irritierend ist. Auch einige Grammatik- und Interpunktionsfehler haben sich in die mir vorliegende Romanversion eingeschlichen, vielleicht sind sie in der inzwischen erschienenen neueren Auflage beseitigt worden.

Trotz seiner Schwächen hat der Roman „Zähmung“ es mit jedem Kapitel etwas mehr geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen, sodass ich letztendlich richtig mitgefiebert habe und nun sehr gespannt auf den zweiten Band „Zorn“ bin. Man erkennt anhand einiger Schwächen und Fehler schon, dass es sich um ein Debutwerk handelt. Dennoch hat die Geschichte Potenzial und Farina de Waard sicherlich das Talent, ihre Story in den nachfolgenden Bänden zu steigern und weiterzuentwickeln, sodass am Ende ein solides Gesamtwerk viele Fantasy-Fans begeistern wird.

Diese Rezension hat Gastrezensentin Janika Hoffmann geschrieben – Vielen Dank! :-)

Zähmung
Das Vermächtnis der Wölfe
Farina de Waard
Fantasy
Fanova Verlag
Dezember 2013
788

Funtastik-Faktor: 65

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