Der Kult der Spinnenkönigin (Arkham Horror) – S. A. Sidor

Cross-Marketing bringt Spielefans und Lesende zusammen

Der Kult der Spinnenkönigin (Arkham Horror) - S. A. Sidor © Cross Cult, heller Hintergrund, Umriss eines steinernden Tors im Rahmen, Spinnebeine und Spinnennetz, drei Personen im Fordergrund
Der Kult der Spinnenkönigin © Cross Cult

„Der Kult der Spinnenkönigin“ beginnt in Neuengland/Massachusetts im Nordosten der USA. Genauer gesagt im kleinen, ein wenig pittoresk anmutenden Küstenstädtchen Arkham, das seine eigene Zeitung hat. Der Arkham Advertiser berichtet über die lokalen Feste, Berühmtheiten und mehr oder minder kleinen und großen Katastrophen.

Wie jede dieser Zeitungen hat auch diese ihre etablierten Journalisten, die sich die Rosinen aus dem Angebot an Veranstaltungen herauspicken. Und die jungen, hungrigen Schreiberlinge, die sich der ungeliebten Themen annehmen und vom großen Erfolg träumen.

Andy Van Nortwick gehört zur letzteren Sorte. Schon als Kind war er als Zusteller der Zeitung verbunden, jetzt darf er vom Vereinsgeschehen und Jubiläen berichten. Das ist nicht unbedingt der Stoff, von dem er geträumt hat.

Eines Tages stößt er in der Poststelle der Zeitung auf ein Päckchen aus Südamerika. Schnell vermerkt er auf dem Adressfeld seinen Namen als Empfänger und tatsächlich wird ihm die Sendung ausgehändigt. Darin befindet sich ein Film, auf dem sechs Minuten lang die vor einem Jahr verschollene Schauspielerin und Regisseurin Maude Brion zu sehen ist. Inmitten des Dschungels auf einer Expedition in die grüne Hölle.

Andy nutzt die Gunst der Stunde. Er trommelt eine Rettungsexpedition zusammen und macht sich stante pede auf in das unerforschte Land. Einer Gegend, die weit gefährlicher ist, als vermutet. Denn dort lauert die Spinnenkönigin.

Nicht wirklich Neues, aber durchaus kurzweilig

Passend zum Fantasy-Kartenspiel „Arkham Horror“ haben die internationalen Verlage eine kleine Buchreihe mit entsprechenden Titeln ins Programm genommen. Cross-Marketing nennt man so etwas wohl. Aus dem Kreis der Gamer sollen Leser für das Medium Buch gewonnen werden. Eigentlich gar keine dumme Idee. Denn die Zielgruppe kennt die Grundsituation bereits, taucht umso leichter in die beschriebene Welt ein.

Zum ersten Mal in der kleinen Reihe verlässt ein Roman das Städtchen Arkham, das in Vorgängern von manchem Unheil heimgesucht wurde . Es geht in den Amazonas-Regenwald, ein gerade in den 20er Jahren sagenumwobenes Reich, in dem alles möglich schien. Hier wurden Vermögen gemacht, Schätze gefunden und gehoben, Morde begangen und mehr als eine Expedition zu einem üblen Ende geführt.

Geschickt nutzt S. A. Sidor diese Kulisse, um von der Überheblichkeit der US-Amerikaner zu berichten, die sich Einheimischen gegenüber aufgeblasen und besserwisserisch verhalten. Dass diese es dann mit einem Kult um eine menschenfressende Spinnenkönigin zu tun bekommen, sie ein ums andere Mal machtlos dem Geschehen und ihren Gegnern gegenüberstehen, macht einen Gutteil des Reizes dieser Geschichte aus.

Dass die weiblichen Figuren hier nicht nur hübsches und eher hilfloses Beiwerk sind, tut dem Roman gut. Ansonsten kann sich der erfahrene Leser gemütlich zurücklehnen, ahnt sie oder er doch bald, wohin die Reise geht. Insofern ist der Plot nicht wirklich mit vielen unerwarteten Wendungen gesegnet. Das ist dann auch das größte Manko des Buchs, vieles haben wir so oder ähnlich bereits zuvor gelesen. Trotzdem weiß „Der Kult der Spinnenkönigin“ nicht nur am Fantasygame „Arkam Horror“ interessierte Leser gruselig zu unterhalten.

Carsten Kuhr

Triggerwarnung: Spinnen, Gewalt

Der Kult der Spinnenkönigin
Arkham Horror
S. A. Sidor, Übersetzung: Bernd Perplies
Horror
Cross Cult
Dezember 2022
Buch
412
Daniel Strange
68

Schreibe einen Kommentar