Veranix‘ turbulentes Leben als Student und Jäger der Nacht
Willkommen zurück in Maradaine, genauer gesagt an der Universität der Stadt. Im Auftakt der Chroniken „Der Zirkel der blauen Hand“ lernten wir Veranix Calbert kennen. Seines Zeichens tagsüber Student der Magie, ist er des Nachts als der „Dorn“ in den verrufenen Vierteln der Stadt unterwegs, um das Dealen mit Effitte zu unterbinden. Nun stehen Uni-Prüfungen an und das geht unserem selbsternannten Jäger der Bösen gewaltig gegen den Strich. Denn Zeit zum Lernen hat er gerade keine.
Sein Intimfeind, der Ganovenkönig Fenmere zog eine der Banden auf seine Seite, die im Nachbarviertel der Uni ihr Unwesen treiben. Die sogenannten „Karnickel“ sollen seine Drogen verticken. Weder der Dorn, noch dessen Cousin Colin, einer der Anführer der Prinzen, können das tolerieren.
Damit nicht genug; Fenmere setzt Attentäter auf die Spur des Dorns. Die Universität selbst wird von Unbekannten mittels Magie angegriffen und all die schlauen Professoren wissen keinen Rat. Als dann noch ein neuer, süchtig machenden Stoff auf den Straßen auftaucht, ist das Maß endgültig voll. Gut, wenn man da Unterstützung von guten Freunden bekommt. Zumal die Büttel auch noch mit von der Partie sind beim Spiel: alle jagen den Dorn. Viel zu tun also für unseren Veranix.
Spannend erzählt, gut übersetzt, aber erst einmal kein Wiedersehen in Maradaine
Marshall Ryan Maresca siedelte in der mittelalterlichen Hafenstadt Maradaine gleich mehrere Fantasy-Reihen an. Während von der „Constabler“ Trilogie, in deren Zentrum eine alleinerziehende Polizistin steht, leider nur der erste Band eingekauft und übersetzt wurde, publizierte Bastei-Lübbe von den Bänden um den Dorn immerhin drei Romane. Hier wollte man sich wohl an dem Hype um markante Superhelden in einem High-Fantasy Umfeld beteiligen.
Wie mir der Verlag auf Nachfrage mitteilte, werden allerdings keine weiteren „Maradaine“ Bände mehr erscheinen. Mutmaßlich waren wohl die Verkaufszahlen nicht so berauschend, sodass der Kahlschlag bei Bastei-Lübbe munter weiter geht. Nach dem Aussetzen der Romanserien von Jack McDevitt, Alan Dean Foster und Mike Shepherd, um nur ein paar weitere Beispiele zu nennen.
Dabei liest sich „Die Alchemie des Chaos“ erneut packend und durchaus interessant. Marshall Ryan Maresca ist ein talentierter Erzähler. Der Autor wechselt gekonnt zwischen Passagen, in denen er seinen Lesern unauffällig die notwendigen Informationen an die Hand gibt, und actionreichen Szenen ab. Unterschiedliche Erzählperspektiven sorgen für zusätzliche Dynamik.
Es geht darum, den Angriff auf die Universität aufzuklären und die Täter aufzuhalten. Der Leser darf miträtseln, wer oder was hinter den Vorkommnissen steckt, was Spaß macht. Dazu gesellen sich jede Menge überraschender Wendungen, sowie neue und alte Figuren die, insbesondere wenn sie aus dem Milieu der Straßengangs kommen, zu faszinieren wissen.
Die Übersetzung liest sich angenehm flüssig, die Spannungskurve ist hoch, das Finale ist folgerichtig – ergo, alles richtig gemacht Mr. Maresca und Linda Budinger. Schade nur, dass es wohl kein Wiedersehen in Maradaine geben wird, solange man nicht zum englischsprachigen Original greifen will.
Carsten Kuhr
Die Chroniken von Maradaine, Band 3
Fantasy
Bastei Lübbe
Dezember 2019
462
Christof Grobelski
Funtastik-Faktor: 73