Mein fünf liebsten Bücher im Jahr 2017
Im Jahr 2016 hatte ich mit „Drúdir – Dampf und Magie“ von Swantje Niemann einen ganz klaren Favoriten unter meinen über das Jahr gelesenen Büchern. Das Buch stach mit seiner Geschichte, seinen Ideen und der Erzählweise einfach hervor. In diesem Jahr kann ich keinen so klaren Favoriten benennen und möchte Euch einfach ohne jede Rangfolge meine Top 5 vorstellen. Diese fünf Bücher haben mich am meisten beeindruckt, weil sie meinen Horizont erweitert oder mich emotional gepackt haben und besonders schön geschrieben sind.
„Marco Polo – Bis ans Ende der Welt“ von Oliver Plaschka
Dieser Roman eines meiner Lieblingsautoren begleitete mich in den Sommerurlaub nach Italien und nahm mich zugleich mit in den fernen Osten und in das 13. Jahrhundert.
»Oliver Plaschkas oft augenzwinkernder Sprachstil, behutsam an die Handlungsepoche angepasst und dennoch modern, macht dieses seitenreiche Werk zu einem echten Leseerlebnis. Wer des Autors Phantastik-Romane kennt, weiß, dass er den Leser am Ende gern mit vollkommen unerwarteten Wendungen konfrontiert. Auch im Finale von „Marco Polo – Bis ans Ende der Welt“ hat der Autor seinen künstlerischen Freiraum ausgelebt und ein verblüffendes Spektakel entfesselt. Insgesamt ist der Roman „Marco Polo – Bis ans Ende der Welt“ ein historischer Abenteuerschmöker der Extraklasse, glaubwürdig, bildgewaltig, episch – eine spannende und erhellende literarische Reise in das spätmittelalterliche Asien.«
Meine komplette Rezension zu „Marco Polo – Bis ans Ende der Welt“ von Oliver Plaschka findet ihr auf dem Magazin Booknerds.
„Blumen für Algernon“ von Daniel Keyes
Das Buch wollte ich lesen, weil Simone von Papiergeflüster es zu ihren Lieblingsbüchern zählt – und nun gehört es auch zu meinen. Es ist ein wahrhaftiger Eye-Opener und beleuchtet das Thema Intelligenz aus einer ungewohnten Perspektive.
»Im Mittelpunkt steht die Frage danach, was den Menschen ausmacht. Ist es die Intelligenz? Oder die Empfindungsfähigkeit? Oder gar eine Seele? Den Beweis einer Seele bleiben uns Religion und Wissenschaft bisher schuldig und auch für die Empfindungsfähigkeit lässt sich kein allgemein anerkanntes objektives Maß finden. Die Intelligenz hingegen glaubt man vermessen zu können. Charlies Intelligenzquotient liegt bei unterdurchschnittlichen 70 und nach der Operation erreicht er einen IQ jenseits der 180. Was das für ihn als Mensch und sein gesellschaftliches Umfeld bedeutet, stellt den roten Faden der Handlung dar.«
Meine komplette Rezension zu „Blumen für Algernon“ von Daniel Keyes findet ihr hier.
„Freie Geister“ von Ursula K. Le Guin
„Freie Geister“ beziehungsweise „Der Planet der Habenichtse“ oder „Die Enteigneten“, wie andere Ausgaben des Romans hießen, wollte ich schon lange gelesen haben. Es ist beinahe retrofuturistisch zu nennen, denn Ursula K. Le Guin hat hier die Gesellschaftsformen des Kommunismus und des Kapitalismus in eine unbestimmte Zukunft auf zwei ferne Planeten übertragen. Die Autorin veranschaulicht in dieser Utopie auf prägnante und differenzierte Weise, warum individuelle und gesellschaftliche Bedürfnisse auf lange Sicht oft unvereinbar sind.
»Ursula K Le Guin nähert sich in »Freie Geister« dieser Frage angenehm ambivalent, einen erhobenen Zeigefinger und jegliche Suggestion vermeidend. Die Autorin skizziert eine Gesellschaft auf der Grundlage von Solidarität und Gleichheit auf der einen Seite, die jedoch der Individualität massive Grenzen setzt. Im Gegenentwurf dominieren Gewinnstreben, Egoismus, soziale Ungerechtigkeit, jedoch mit Zwischenräumen für Individualität. [..] Freie Geister« ist phantastische Unterhaltungsliteratur auf höchstem Niveau, geschmückt mit elementaren gesellschaftspolitischen und philosophischen Gedanken.«
Meine komplette Rezension zu „Freie Geister“ von Ursula K. Le Guin findet ihr hier.
„Das Lied des Blutes“ von Anthony Ryan
Ich suchte ein gutes Buch für meinen Artikel über „Interessante Helden in der Fantasy“ für den Hobbit-Presse Blog. Knut Amos und Stephan Askani vom Klett-Cotta Verlag empfahlen mir den Auftakt der „Rabenschatten“-Trilogie von Anthony Ryan – und sie hätten mir wirklich keinen besseren Tipp geben können. Anti-Held Vaelin Al Sorna ist tatsächlich einer der vielschichtigsten und tragischsten Helden, denen ich je begegnet bin.
»Ryan lässt ihn dabei im Blut versinken und verzweifeln. Vaelins spezielle Vorahnungen und innere Stimmen, das Lied des Blutes irritieren ihn, weisen ihm aber manchen Ausweg. Vaelin Al Sorna ist ein Antiheld, wie er im Buche steht. Ein unbeugsamer und zugleich getriebener Mann, ein gerechter und trotzdem nicht immer sympathischer Typ. Kurzum, eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Fantasy-Literatur. [..] Es sind viele kleine Details, die diesen Roman zu etwas Besonderen machen. Wie Persönlichkeiten, die keine großen Heldentaten vollbringen, dennoch unkonventionell und eigenwillig agieren. Oder Helden, die durch unspektakuläre Gesten ihrem moralischen Kompass folgen.«
Meine komplette Rezension zu „Das Lied des Blutes“ von Anthony Ryan findet ihr hier.
„Die Hexenholzkrone 1+2“ von Tad Williams
Ich bin eine von jenen Tad Williams Fans, die lange Jahre auf eine Rückkehr nach Osten Ard gewartet haben. In diesem Jahr war es dann soweit. Als Verbindung zwischen „Das Geheimnis der großen Schwerter“ und der Fortsetzung der Saga „Der letzte König von Osten Ard“ erschien zuerst der relativ kurze Roman „Das Herz der verlorenen Dinge“ und schließlich das umfassende Epos „Die Hexenholzkrone“. Mit insgesamt 1330 Seiten ist die deutschsprachige Ausgabe so dick, dass sie in zwei Bücher unterteilt werden musste. Tad Williams hat sich lange gesträubt, sein bekanntestes Epos fortzusetzen, solange bis ihm schließlich doch eine neue Geschichte dazu eingefallen ist (wie er hier in Berlin erzählt hat). Das lange Nachdenken und inspirieren lassen hat sich gelohnt. Das Buch ist einerseits wie ein Wiedersehen mit lieben Freunden, die man zu lange entbehrt hat, und zugleich ein Aufbruch in ein neues, aufregendes, komplexes und schillerndes Abenteuer.
»Tad Williams ist es gelungen, seine Figuren reifen zu lassen und ihnen zugleich die wichtigsten Charakterzüge zu erhalten, an denen langjährige Fans sie wiedererkennen. Alles richtig gemacht für ein Wiedersehen mit alten Freunden. [..] Der letzte König von Osten Ard“ hat gegenüber „Das Geheimnis der großen Schwerter“ vielleicht den Charme des Küchenjungen-Helden verloren, wird aber eine genauso reiche Geschichte erzählen, vielleicht noch komplexer und schöner. Fantasy-Fans dürfen sich auf eine aufregende Reise in bekannte und unbekannte Gefilde Osten Ards freuen.«
Meine komplette Rezension zu „Die Hexenholzkrone 1“ von Tad Williams findet ihr hier, die zum zweiten Teil der deutschsprachigen Ausgabe „Die Hexenholzkrone 2“ folgt bald.
Das waren also meine fünf liebsten Bücher, die mich mit vielen anderen durch das Jahr 2017 begleitet haben. Ich habe mich im letzten Jahr einiger „Klassiker“ angenommen und möchte dies 2018 weiterverfolgen. Denn die moderne Phantastik-Literatur erwächst aus den Klassikern, reflektiert deren Themen und entwickelt sie weiter. Es ist immer wieder spannend zu entdecken, wie viele Ideen und Gedanken aus vergangenen Tagen uns heute immer noch oder erneut beschäftigen. Und welche die Phantastik-Literatur in ihren Geschichten und Gesellschaftsentwürfen widerspiegelt.
Eva Bergschneider