Die Galaxie und das Licht darin (Wayfarer 4) – Becky Chambers

Feiert mit uns Aliens Toleranz und Vielfalt

Die Galaxie und das Licht darin (Wayfarer 4) - Becky Chambers © Fischer Tor, lila Hintergrund, in schwarz Felsen, Kuppel und zwei Menschen im Vordergrund, Beschriftung gelb,
Die Galaxie und das Licht darin © Fischer Tor

Der Schauplatz der Geschichte in „Die Galaxie und das Licht darin“ ist das „Five Hop One Stop“. Das ist eine Art Weltraumrastplatz auf einem unwirtlichen Planeten namens Gora. Geführt wird es von Ouloo, der Spezies der Laru zugehörig, und ihrem Kind. Tupo ist ein typischer Teenager und hat die Wahl eines Geschlechts noch vor sich hat. Gleichzeitig treffen in dem „Five Hop“ drei Raumfahrzeuge ein. Gesteuert werden sie von Personen, die äußerst unterschiedlichen Spezies angehören. Und ein jeder bringt sein persönliches Paket an Kultur, Erfahrungen und Leiden mit. Sie alle eint zunächst nur eins: sie wollen kurz ausruhen, nachtanken, Ressourcen aufstocken und dann möglichst schnell weiter.

Die Trümmer von Weltraumsatelliten in der Umlaufbahn Goras lösen einen Kaskadeneffekt aus und zerstören das Kommunikationssystem. Dem Planeten droht zwar keine Gefahr durch einschlagende Trümmer, jedoch gibt es keinerlei Funkverbindung nach draußen und der Flugverkehr wird eingestellt. Rovec, Pei und Speaker sitzen bei Ouloo und Tupo im „Five Hop“ fest. Sie lernen sich kennen, streiten und verständigen sich. Und meistern gemeinsam manch brenzlige Situation.

Vielfalt fordert heraus. Und bietet unendliche Chancen.

Unsere Regeln:

Keine Waffen!

Keine Magnete!

Keine schlechte Laune!!!

S. 40

„Die Galaxie und das Licht darin“ ist der vierte und letzte Roman aus Becky Chambers „Wayfarer“ Welt. Die Fans wollen es noch gar nicht glauben, dass sie sich nun von der Weltraumunion GU mit den vielen wundervollen Spezies und Personen verabschieden sollen. In diesem finalen Band spielt die Autorin noch einmal in ganz besonderer Weise die Stärken ihrer Reihe aus. Sie stellt Vertreter:innen fremdartiger Spezies vor, die Lesenden sofort ans Herz wachsen.

Da wäre Rovec vom Volk der Quelin, ein insektenähnlicher Humonoid mit schillernd blauem Panzer und vielen Gliedmaßen. Er wurde aus seiner Welt verstoßen und hat seine Söhne lange nicht gesehen. Nun hofft und zugleich fürchtet er wieder nach Hause zu kommen. Frachter-Kapitänin und Händlerin Pei gehört der mit Farben kommunizierenden Spezies der Äluonier an. Sie beliefert auch Kriegsparteien und hütet ein pikantes Geheimnis, dessen Enthüllung sie ihre Kontakte und somit ihre Karriere kosten würde. Denn sie liebt einen Menschen, den Tunnler-Kapitän Ashby aus dem ersten Band „Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten“. Speaker gehört der rätselhaften Spezies der Akarak an. Sie ist von kleiner humanoider Gestalt, hat mit einer Behinderung zu kämpfen und benötigt außerhalb ihres Shuttles einen Raumanzug. Die Luft, die die meisten Spezies am Leben erhält, kann sie nicht atmen. Sie sorgt sich um ihre lungenkranke Schwester Tracker, zu der sie eine Verbundenheit fühlt, die weit über das hinausgeht, was menschliche Schwestern verbindet.

Ouloo und Tupo sind bepelzte Geschöpfe mit langen schlaksigen und äußerst gelenkigen Gliedmaßen. Sie zeichnen Gutmütigkeit und Lebensfreude aus. Die Betreiberin der Raststation scheut keine Mühe um jedem Gast den Aufenthalt so schön wie möglich zu machen. Sie besorgt die passenden Nahrungsmittel, bietet entsprechenden Freizeitaktivitäten an und zelebriert den Gemeinsinn auf ihrer Station mit Partys im Garten.

Ein Roman der mit so wenig Plot auskommt. Und doch so viel Geschehen bietet.

Der Storyrahmen der Geschichte dient lediglich der Ausgangssituation, die fünf Personen und vier Spezies für einige Tage zusammenzubringen. Man weiß von vorneherein, dass dieses Unglück in Goras Atmosphäre bereinigt wird und am Ende wieder alle ihrer Wege ziehen. Doch bis es so weit ist, geschehen viele Begegnungen und kleine und größere Dramen und Missgeschicke. Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen.

Rovec und Speaker finden über ein Missverständnis zueinander, mit Pei hingegen hat Speaker einen heftigen Streit. Darüber hinaus muss die Äluonerin eine schwere Entscheidung treffen und erhält dafür wiederum von Speaker einen wertvollen Rat. Rovec lässt sich etwas bezauberndes für Speaker einfallen, was Tupo zum Verhängnis wird. Was auch geschieht, die Gemeinschaft lernt zusammenzustehen und gemeinsam Probleme zu meistern. Sie sind offen für die Bedürfnisse und Eigenarten des anderen, hören einander zu, nehmen einander ernst. Lernen einander kennen und schätzen. Wir begleiten viele erschütternde und bezaubernde Begegnungen von Personen, die sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Hintergründe mitbringen und sich gegenseitig unterstützen. Was ein positives und heiteres Gefühl vermittelt.

In vielfältigen Stimmen erzählt

Die Autorin wechselt häufig die Erzählperspektive und lässt uns die Ereignisse abwechselnd aus Ouloos, Tupos, Peis, Rovecs oder Speakers Sicht erleben. Sie verleiht jedem Erzählenden eine einzigartige Sprache und Kommunikationsweise und unterstreicht dadurch die Besonderheit ihrer Spezies. Für Tupo verwendet sie wieder die geschlechtsneutralen Pronomen ser/sire, was in ihren Texten völlig natürlich wirkt. Becky Chambers Schreibe ist locker und bildhaft, mitunter auch poetisch und liest sich einfach federleicht und eingängig.

Ich habe keine….Ideologie. Ich kenne nicht die richtigen Wörter, um über diese Dinge zu streiten. Ich kenne mich mit der Wissenschaft dahinter nicht aus. Wahrscheinlich klinge ich jetzt einfältig. Aber ich wünsche mir einfach, dass sich alle vertragen und dass für jeden gesorgt ist. Das ist alles. Ich will das alle glücklich sind und es ist mir egal, wie wir das schaffen

S. 281

Fazit

Das Leben unserer Protagonist:innen ist nach dem Aufenthalt im „Five Hop“ nicht mehr so, wie es vorher war. Die Begegnungen und die geknüpften Freundschaften machen es besser, wie kleine Begebenheiten in den letzten Kapiteln zeigen. Ein schöneres Ende für diese Geschichte kann ich mir nicht vorstellen.

Becky Chambers schrieb mit „Die Galaxie und das Licht darin“ wieder ein eindrucksvolles Plädoyer für Toleranz, Offenheit, und Vielfalt. Für Lebensfreude und Lebensfreunde. In unterschiedlicher Art und Weise prägen diese Themen jeden einzelnen Wayfarer-Roman, stellen das „Licht“ der gesamten Reihe dar. Gerade in der gegenwärtigen, oftmals düsteren Stimmung brauchen wir vielleicht positive und aufbauende Lektüre wie diese. Ich möchte mich nicht festlegen, ob diese Art der Science-Fiction nun als Utopie oder Hopepunk bezeichnet wird. In jedem Fall vermittelt sie Lust und Mut darauf ein tolerantes, liebevolles und wertschätzendes Miteinander zu leben.

Eva Bergschneider

Die Galaxie und das Licht darin
Wayfarer Romane, Band 4
Becky Chambers, Übersetzung: Karin Will
Science Fiction
Fischer Tor
Mai 2022
Buch
399
77

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