Die Hexenholzkrone 2 – Tad Williams

Tod und dunkle Magie in allen Ecken Osten Ards

Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams © Klett-Cotta
Die Hexenholzkrone 2 © Klett-Cotta

Die beiden Bände „Die Hexenholzkrone 1 und 2“stellen eigentlich einen Roman dar und sind entsprechend dramaturgisch aufgebaut.  Der Anfang von „Hexenholzkrone 1“ führte die Protagonisten ein und stellte erste Weichen zu den sich anbahnenden Konflikten. Der erste Teilband endete mit einem Cliffhänger. In „Die Hexenholzkrone 2“ erleben wir nun, wie in den Ländern Osten Ards Mord und dunkle Magie um sich greifen und die Völker kriegerischen Auseinandersetzungen entgegensehen. Für einige der Protagonisten beginnt eine Reise ins Ungewisse, andere bleiben in Ratlosigkeit zurück.

Um Spoiler aus der Kernhandlung zu vermeiden, fällt die inhaltliche Zusammenfassung der Handlung dieses Mal kürzer aus, als gewohnt.

Die Hand des Throns Eolair wird von einem wirr redenden Küchenbediensteten angegriffen. Dies geschieht unmittelbar bevor er mit Prinz Morgan und der schwer verletzten Sithi-Botin Tanahaya die Reise zu ihrem Volk antritt. Die einstigen Verbündeten des Hochthrons empfangen die Abgesandten allerdings eher frostig – aus gutem Grund.

Königin Miriamel besucht eine Hochzeit in Nabban. Die geschickte Politikerin versucht, das Kirchenoberhaupt der Ädoniten auf ihre Seite zu bringen und rivalisierende Herzöge daran zu hindern, das Land in einen Bürgerkrieg zu ziehen. Ist es dafür etwa schon zu spät? Was mag an Übel und Tod auf die Königsfamilie und auf Osten Ard zukommen?

Ein Epos nimmt Konturen an

Die große Kunst, eine gute Geschichte zu erzählen, besteht darin, des Lesers Gedanken in eine bestimmte Richtung zu lenken, bis er glaubt, zu wissen wie der Hase läuft. Um ihn dann Stück für Stück seinen Irrtum vor Augen zu führen. Im Fall der Fortsetzung der Osten Ard Saga glauben die Leser, die die vier Bände zu „Das Geheimnis der großen Schwerter“ kennen, einen Informationsvorsprung zu haben. Doch die Ereignisse in „Die Hexenholzkrone“ deuten an, dass in den vergangenen 30 Jahren sich Osten Ard gravierender verändert hat, als Protagonisten und Leser ahnen. Der erreichte Friede nach dem Sturz Inelukis entpuppt sich nun als trügerisch. Gewaltige Herausforderungen kommen auf die Protagonisten zu und nur Tad Williams mag wissen, wer am Ende noch übrig ist. Wer der letzte König von Osten Ard sein wird.

»Nichts auf der Welt ist doch so wertvoll, wie Zeit, nicht Gold, nicht Juwelen, ja nicht einmal die Liebe. Wie kann uns die Zeit da einfach so durch die Finger rinnen? [..] Und wie ist das für die Sithi? Oder für ein ewiges Schrecknis wie die Nornenkönigin Utuk’ku? Wie mag sich die Zeit für die anfühlen, die so viel davon haben? « [S. 341]

Philosophische Fragen in einer düsteren Atmosphäre

Eine Qualität der Phantastik-Literatur ist, dass in ihren Geschichten wichtige Fragen im Kontext einer veränderten Weltordnung gestellt werden. Wertigkeit von Zeit oder Leben aus der Perspektive einer langlebigen Spezies betrachtet, ist ein erhellender Gegenentwurf zu unserer schnelllebigen Gesellschaft. Ähnliches gilt für die Angst eines Volks vor Identitätsverlust und vor der Auslöschung. Während Tolkiens Elben hingenommen haben, dass ihre Zeit in Mittelerde zu Ende ging, wählten die Nornen in Osten Ard einen anderen Weg – und stellen sich nun die Frage, ob es der richtige war. Auch hier sind die Parallelen zu den Themen Migration und Integration – ob gewollt, oder nicht – nachdenkenswert.

Die Atmosphäre in „Die Hexenholzkrone 2“ wird besonders zum Ende immer düsterer. Nicht so gespenstisch, wie der „Shadowmarch“- Serie, aber melancholischer, als im ersten Teilband „Die Hexenholzkrone“ und als ich es aus „Das Geheimnis der großen Schwerter“ in Erinnerung habe. Vielleicht fehlen einfach die witzigen Weisheiten der vier Trolle. Da sie in den Folgebänden sicherlich wieder mitwirken, werden sie bestimmt für etwas Heiterkeit und Leichtigkeit sorgen.

Geduld, Geduld!

Im Finale von „Die Hexenholzkrone 2“ hat der Spannungsbogen der Geschichte unbestreitbar einen Höhepunkt erreicht, der den Weg für überbordende, phantastische Abenteuer bereitet. Das Ende markiert verschiedene Wendepunkte der Geschichte, was natürlich Lust darauf macht, sofort weiterzulesen. Leider müssen wir uns in Geduld üben. Auf der Penguin Homepage „Unbound Worlds“ erfahren wir, dass das Manuskript von „The Empire of Grass“ (deutscher Titel „Das Grasland-Imperium“) 1200 Seiten lang ist und bereits lektoriert wurde. Tad rechnet mit der Veröffentlichung im Frühling 2019 und rät jenen, die „Das Geheimnis der großen Schwerter“ noch nicht gelesen haben, dies nachzuholen.

Eva Bergschneider

 

 

Die Hexenholzkrone 2
Der letzte König von Osten Ard Band 1, Teilband 2
Tad Williams
Fantasy
Klett-Cotta
November 2017
554

Funtastik-Faktor: 85

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