Fortsetzung eines klassischen Fantasy-Epos im neuen Gewand
Elf Jahre sind ins Land gezogen, seitdem Garion den dunklen Gott Torak getötet und anschließend seine geliebte Prinzessin Ce´Nedra geehelicht hat. Als weiser König der westlichen Reiche regiert er unangefochten und ist bei seinem Volk beliebt. Wobei die Hilfe eines 7000 Jahre alten Zauberers, seines Großvaters, sowie einer ebenso resoluten wie mächtigen Zauberin, seine Tante, ihr Scherflein dazu beitragen. Schade nur, dass es langfristig so harmonisch und glatt eben doch nicht läuft.
Die Adeligen des Königreiches Rive drängen darauf, dass endlich ein Thronfolger hermuss. Des Königs Liebesbeziehung wird von kleinen Nicklichkeiten begleitet, die Bündnisse durch einen Mordanschlag auf die Königin Alorns belastet. Alles könnte sich in Wohlgefallen auflösen, als der Kronprinz geboren wird – ihr habt den Konjunktiv bemerkt? Könnte, weil der Kronprinz entführt wird, während der Papa sich mit Kultisten herumschlägt. Schon sehen wir unseren Helden wieder unterwegs, gilt es doch den Sohnemann zu suchen und auch sonst einige Fährnisse aus der Welt zu schaffen.
Neue Gefährten stoßen zu der Such- und Rettungsmission. Alte Bekannte werden besucht und es gibt jede Menge Wiedersehen zu feiern. Und doch ist die Truppe naturgemäß in Hektik, ist das verschwundene royale Baby doch weiterhin unauffindbar.
Zandramas scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein. Geschickt nutzt dies der Verfasser des Romans dafür, seinen Leserinnen und Lesern zum einen immer wieder neue, manchmal auch bereits bekannte Landstriche seiner Welt zeigen. Zum anderen sorgt dies für ein nachvollziehbares Tempo, mit dem die Rettungsmission vorangetrieben wird. Es gilt jede Menge Gefahren zu überstehen, unter anderem Begegnungen mit der Schlangenkönigin der Murgos. Und schließlich muss Garion entsetzt erkennen, dass die dunkle Prophezeiung mit Toraks Tod nicht etwa endete, sondern in Zandramas ein neues Vehikel fand.
Leseempfehlung an Fantasy-Fans….
Nach dem erfolgreichen Abschluss seines fünfbändigen „Belgariad“-Zyklus stand Autor David Eddings vor einem Dilemma. Fans, Leser und seine Bank, den schwindenden Kontostand im Blick, wollten mehr von dem jungen Helden und den ihn unterstützenden Göttern lesen. Was also tun?
Die Handlung um die Prophezeiung war abgeschlossen, unser Held hatte sein Mädchen gefunden, hatte einen dunklen Gott besiegt und dem Reich Frieden gebracht. Da kann man nur schwer etwas draufsetzen, oder? Nun „man“ kann das vielleicht nicht. David Eddings allerdings – wie sich später herausstellen sollte unter tatkräftiger Mithilfe seiner Ehefrau – gelang genau dies.
Eine neue Queste, der vorhergehenden „Belgariad“-Pentalogie nicht zu ähnlich und am besten unabhängig lesbar, musste her. Und dafür unabdingbar ein neuer Antagonist. Dann galt es die Welt weiter auszubauen und von den Figuren erforschen zu lassen. Dazu sattelt Eddings noch einen drauf. In der „Malloreon“- Saga geht es darum gleich die ganze Welt zu retten. Eigentlich könnte dies ein wenig altbacken, ja langweilig wirken, tut es aber nicht. Wie genau gestaltet sich dieses Erfolgsrezept, den sich sicherlich viele von Eddings Kollegen und Kolleginnen gerne abschauen würden?
Zum einen liegt es an den liebevoll gezeichneten Figuren, denn alte wie neue Gefährten nehmen uns schnell für sich ein. Es erwartet uns ein buntes Potpourri an faszinierenden Akteuren, bereit uns ihre Geschichte zu erzählen. Dazu zeigt der Autor uns fremde Reiche, deren gesellschaftspolitische Ordnung und Struktur er immer wieder verändert. Und nicht zu vergessen, er erzählt wieder ein wirklich packendes, episches Abenteuer.
.. die Vita und Werk trennen
Die Eheleute Eddings wurden 1969 wegen Missbrauch des eigenen Adoptivsohns zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, was erst Jahre nach ihrem Tod bekannt wurde. Viele Fantasy-Fans lehnen aus diesem Grund die Lektüre ihrer Bücher ab.
Wer allerdings zwischen Erschaffer und Werk trennen kann, kommt mit den Büchern in den Genuss von High-Fantasy, die zum Besten des Genres gezählt werden darf. Denn die Werke lesen sich auch heute, über 30 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung, noch frisch und packend. Die Mischung zwischen Altbekanntem und Neuem ist ausgewogen, die Zeichnung der Entwicklungen, die unsere Figuren nehmen, stets nachvollziehbar.
Leserinnen und Leser, die sich ernsthaft mit Fantasy beschäftigen und die beiden Zyklen noch nicht kennen, sollten ihre Lektüre in Erwägung ziehen. Wer sich von der problematischen Vita der Autoren nicht abhalten lässt, dem steht mit den Büchern der „Belgariad“ und „Malloreon“- Sagen ein wunderbares Leseerlebnis bevor. Die hübsch gestalteten neuen Ausgaben vom Blanvalet Verlag bieten aktuell die passende Einstiegsgelegenheit.
Carsten Kuhr
Malloreon-Saga, Band 1 und 2
Fantasy
Blanvalet Verlag
November 2021 und Februar 2022
Buch
567 und 581
Andreas Rocha und Riley Dannenbring
92