Mehr als eine Trickdiebin
Richard Schwartz ist ein äußerst fleißiger Autor. Denn neben seiner Reihe »Die Eisraben-Chroniken«, von der kürzlich der zweite Teil herauskam, schrieb er mit »Die Starfarer – Verschwörung« den ersten Roman zu seiner neuen Serie »Die Sax Chroniken«. Die seitenreichen Bücher beider Serien erscheinen im Piper-Verlag.
Die junge Trickdiebin Sax ist am Ende. Ihr väterlicher Mentor ist tot und sie selbst überlebte gerade so einen Anschlag auf ihr Leben. Verletzt und mit ihren Kräften am Limit, gerät sie immer tiefer unter die Oberfläche ihrer Heimatstadt Eltyr. Dort stößt sie auf die Überreste einer Schlacht aus der fernen Vergangenheit und geht mit der KI Maya eine Partnerschaft ein.
Das ist der Moment, in dem sich ihr Schicksal dreht. Sie lernte neue Freunde und Verbündete kennen, derweil ihre Feinde immer größer und mächtiger werden. Alles, was mit ihr geschieht, scheint mit einem mysteriösen Ereignis aus ihrer Vergangenheit zusammenzuhängen. Denn sie ist eine Waise und ihre eigentliche Familie ist verschollen, vermutlich sogar tot. Die Folgen dessen, was damals geschah, könnten die gesamte Galaxie erschüttern.
Der Stoff kommt einem bekannt vor
Für alle die vorher schon »Die Eisraben-Chroniken« von Richard Schwartz lasen, wird »Die Starfarer Verschwörung« zu einer Art Déjà-vu-Erlebnis. Denn der Autor verwendete in seinem neusten Werk diverse Plotelemente aus seiner anderen Reihe erneut. Damit ist vor allem gemeint, dass die Protagonistin Sax ein wahres Glückskind ist, der alles in den Schoß fällt. Sie lernt die richtigen Leute kennen und freundet sich mit ihnen an. Ihr unaufhaltsamer Aufstieg und Erfolg sind daher weniger ihrem vorhandenen Können geschuldet, als vielmehr ihren Bekanntschaften.
Ein wenig schablonenhaft und nicht besonders abwechslungsreich gestaltet Richard Schwartz seinen Plot. Er führt ein Problem ein, lässt es eine zeitlang wachsen und gedeihen, bis Sax es mithilfe ihrer Bekannten beseitigt. Und wenn der Cast an Nebenfiguren gerade einmal nicht weiterhelfen kann, entwickeln die Akteure Deus Ex Machina-artig Fähigkeiten, mit der sich die aktuelle Schwierigkeit lösen lässt. Auf Dauer ist dies sehr eintönig.
Zum Glück hat der Autor ein simples Gegenmittel gegen aufkommende Langeweile: Action. Denn die Actionszenen in diesem Buch sind wiederum gut geschrieben. Dass sie oft brutal sind, passt zu der heruntergekommenen Welt, in der Richard Schwartz seine Handlung stattfinden lässt. Und so erlebt man, wie Attentäter in Einzelteile geschnetzelt werden und Verbündete Federn lassen. Klar, die angemerkten spontanen übernatürlichen Fähigkeiten treten in diesen Actionszenen auf. Aber die spannende Darstellung der Kämpfe lässt dieses Manko zumindest ansatzweise in den Hintergrund rücken.
Pluspunkte für Charme
Immerhin gefällt, der eigenwillige Charme, den die Nebenfiguren besitzen. Da ist zum Beispiel Soren, der aufgrund seiner Genetik Sax beschützt und sich im Laufe des Romans zu einer der interessantesten Figuren entwickelt. Oder Milosk, eine Art Hehler, mit dem Sax eine professionelle Freundschaft verbindet. Vor allem die Interaktionen der Figuren untereinander machen einen Teil des Lesevergnügens aus. Sie alle wirken lebendig und entwickeln sich natürlich und nachvollziehbar weiter.
Insgesamt ist der erste Band von »Die Sax Chroniken« durchaus lesenswert. Nur würde man sich für die Fortsetzung wünschen, dass Richard Schwartz seine Hauptfigur weniger übermächtig erscheinen lässt und die Handlung weniger stereotyp aufbaut.
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Götz Piesbergen
Sax-Chroniken, Band 1
Science-Fiction
Piper Verlag
Oktober 2019
527
Funtastik-Faktor: 63