„Ich bin ein Spätberufener, aber nicht weniger leidenschaftlich.“
Audio des Interviews mit Knut Amos. Musik: Creative Common-Lizenz, darf frei für nicht-kommerzielle Zwecke genutzt werden.Piano und Crud Groove von Podington Bear
Sandra: Hallo! Wir sind hier bei der Hobbit-Presse auf der Leipziger Buchmesse in Halle 4, Stand C103. Wir, das sind Eva von phantastisch-lesen, der liebe Knut von der Hobbit Presse beim Klett Cotta Verlag und
Eva: die liebe Sandra von dem wunderbaren Blog Booknapping.
Sandra: Wir haben uns etwas zum 50 jährigen Jubiläum der deutschen Übersetzung der „Der Herr der Ringe“ Romane bei der Hobbit-Presse ausgedacht. Wir wollen etwas mehr über den Knut und das Programm der Hobbit-Presse erfahren. Dafür haben wir ein Portfolio von Fragen zusammengestellt und losen jetzt einfach aus, welche wir stellen. Als erstes möchte ich dich aber bitten, ob du dich kurz vorstellen kannst. Was machst du im Verlag und wofür bist Du zuständig?
Knut Amos: Ich bin der Knut Amos. Ich war bis vor kurzem im Verlag für Social Media und Online-Marketing zuständig. Jetzt manage ich E-Commerce und kümmere mich um unsere Kunden im Internet-Buchhandel. Ansonsten mache ich noch ein paar andere Dinge nebenher wie E-Books, da kümmere ich mich um die Meta-Daten.
Eva: Der Zufallsgenerator hat die Nummer 10 ausgespuckt und das ist eine super Anschlussfrage:
Wolltest Du schon als kleiner Junge beim Verlag arbeiten? Oder wärst Du lieber Astronaut, Feuerwehrmann oder gar selbst Autor geworden?
Sandra: ihr könnt leider Knuts Gesicht gerade nicht sehen.
Knut Amos: Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich nie für gut genug erachtet, um in einem Verlag zu arbeiten. Das ist wahrscheinlich nur deshalb passiert, weil ich mich nicht in die Richtung bewegt habe. Ich wollte eigentlich in die Werbung, bin dann aber in der Verlagsbranche in der Werbung gelandet. Ich habe es mir nicht gewünscht, sondern hätte es mir allenfalls erträumt.
Eva: Der Zufallsgenerator hat jetzt die Frage 4 ausgespuckt und es ist beinahe so, als würde er wissen, was zusammenpasst. Wo wir schon beim Thema Werbung sind:
Welche Bücher sind denn deine persönlichen Lieblingsbücher im Sortiment von Klett-Cotta und Hobbit Presse? Und warum?
Knut Amos: Natürlich lese ich immer noch gerne und immer wieder den „Der Herrn der Ringe“. Ihr habt natürlich erwartet, dass ich das antworte. Aber es trifft tatsächlich zu. Was ich sonst zuletzt gelesen habe und was mir gut gefallen hat, war „Umkämpfte Zone“ von Ines Geipel. Das ist ein sehr spannendes Buch. Im Bereich Fantasy habe ich zuletzt gar nichts gelesen, komischerweise. Wahrscheinlich fehlte einfach der Anstoß dafür. Ich muss zugeben, dass ich gerade hauptsächlich bei Suhrkamp wildere.
Sandra: Als nächstes kommt die Frage 11 und die befindet sich auf meinem Zettel.
50 Jahre deutsche Übersetzung des „Der Herr der Ringe“, 50 Jahre Hobbit Presse – ein phantastisches Jubiläum. Verrätst Du uns, wann Du zum ersten Mal Kontakt mit der Hobbit Presse hattest? Das muss nicht beruflich sein.
Knut Amos: Ich bin jemand der spät berufen wurde zu „Der Herr der Ringe“ und damit hatte ich auch eine späte Berufung zur Hobbit Presse. Ich kam über meine Freunde dazu, die alle den „Der Herr der Ringe“ gelesen hatten. Über sie sah ich den zweiten Teil des Films. Dadurch wurde ich neugierig und dachte „Das muss ich jetzt lesen“. Das war mein erster Kontakt zur Hobbit Presse und auch mein erstes Buch von der Hobbit Presse. Und es war mein erstes Fantasy-Buch. Es sei denn ich habe etwas als Kind gelesen, das in die Richtung eingeordnet werden kann. Ich bin ein Spätberufener, aber nicht weniger leidenschaftlich.
Sandra: Als nächstes haben wir die Frage 1.
Eva: Magst Du aus dem Nähkästchen des Verlags plaudern? Gab es einmal ein Buch, das ein Überraschungshit wurde, obwohl damit keiner gerechnet hatte. Oder umgekehrt. Gab es ein Buch, das mit großen Hoffnungen veröffentlicht wurde und hinter den Erwartungen zurückblieb?
Knut Amos: Jeder Verlagsmensch kann beides bejahen. Es war in jedem Fall so, dass wir Bücher im Programm hatten, die durch die Decke gegangen sind und von denen wir das nicht erwartet hätten. Wenn man ein Buch, wie das letzte Buch von Stephen Hawking herausbringt, dann erwartet man, dass es erfolgreich wird. Wenn es klappt ist das gut. Jedoch treibt uns als Verlagsleute der umgekehrte Fall viel mehr um. Wenn wir ein Buch haben, von dem wir überzeugt sind und von dem wir gute Lesereindrücke erhalten haben. Und bei dem wir es trotzdem nicht schaffen, es hoch zu bringen. Das ist immer ärgerlich und etwas, das einem jahrelang nachhängt. Ein Beispiel: den ersten Nicholas Butler Roman „Shotgun lovesongs“ haben alle geliebt, wirklich alle. Wir haben es trotzdem nicht geschafft, den so zu etablieren, das er einem breiten Publikum verkauft wurde. Das geht uns heute noch nach. Ich erwähne das deshalb, weil sich jeder davon überzeugen kann, dass dieses Buch sensationell ist. Manchmal braucht es auch das Momentum. Das Buch von dem ich vorher sprach, „Umkämpfte Zone“ von Ines Geipel ist durch einen Auftritt bei Lanz (Talkshow Markus Lanz, ZDF) ziemlich abgegangen. Damit hatten wir nicht gerechnet. So etwas passiert relativ häufig. Leider passiert es noch häufiger, das man Geld in ein Buch hineinsteckt und es dann doch nicht so herüberbringt, wie gewünscht.
Eva: Vielen Dank, das war sehr interessant. Als nächstes kommt die Frage Nummer 7 und die bezieht sich auf die deutschen Autoren im Hobbit Presse Programm. Das sind nicht so viele.
Ist es geplant, weitere deutsche Autoren und Autorinnen in das Programm der Hobbit Presse aufzunehmen?
Knut Amos: Für die Hobbit Presse gilt, dass wir immer bestrebt sind, deutsche Autoren und Autorinnen ins Programm zu nehmen. Mit Maja Ilisch haben wir eine neue deutsche Autorin dazugewonnen. Das Buch „Das gefälschte Siegel“ ist nicht ihr Debut, aber wir sind sehr glücklich, dass wir sie bei uns haben. Es gibt einige deutsche Fantasy-Autoren und vielleicht schaffen wir es langfristig noch weitere dazuzubekommen.
Eva: Oliver Plaschka schreibt auch gerade wieder ein Buch für Euch, oder?
Knut Amos: Ja richtig, „Der Sturm“ heißt sein neues Buch. [Anm. „Der Sturm“ lautet der Arbeitstitel des Manuskripts. Für die zur Veröffentlichung gedachten Ausgabe hat der Verlag einen anderen Titel ersonnen.]
Sandra: Jetzt haben wir die 16 ausgewählt und die steht bei mir auf dem Zettel.
Wenn ich mich nicht irre, bist Du Weintrinker. Also: rot oder weiß? Oder doch lieber ein Bier?
Knut Amos: Alles.
Sandra: Hoffentlich nicht gleichzeitig.
Knut Amos: Nein. Es hängt von der Situation ab. Im Sommer gern ein Glas Weißwein, im Winter gern ein Glas Rotwein und zum Beispiel wie gestern im Augustiner gern auch einmal ein Bier.
Sandra: Ok. Eine schaffen wir noch. Es kommt die 12, die Frage steht auch bei mir. Das ist eine sehr schöne Frage die wahrscheinlich jetzt die restliche Zeit füllen wird. Also:
Zum Thema „Der Herr der Ringe“. Wir denken uns an den Anfang dieses Jahrtausends zurück. Stell Dir vor das dein Telefon klingelt und das Casting Büro von Peter Jackson dran ist. Sie wollen Dich, genau Dich Knut, für einen der geplanten Der Herr der Ringe Filme casten. Du darfst dir deine Rolle auswählen. Welche nimmst Du?
Knut Amos: Ich komme aufgrund meiner Statur eh nur für einen Hobbit in Frage. Ehrlich gesagt. Was hätte ich sonst machen sollen? Legolas? Nein, nicht glaubwürdig. Aragorn sicher auch nicht und die weiblichen Rollen auch nicht.
Sandra und Eva: Ein Ork vielleicht, oder Gandalf? Oder Sauron ?
Knut Amos: Ein Ork? Ach nö. Für Gandalf bin ich nicht schlau genug. Sauron auch nicht. Von dem sieht man ja das Gesicht nicht. Ich bleibe beim Hobbit und würde wahrscheinlich Bilbo wählen.
Sandra: Dann schaffen wir doch noch eine Frage, die 13. Darin geht es um das Titel-Casting.
Wie findet ihr bei der Hobbit Presse die Lizenzen, die Autoren und die Titel. Nach welchen Kriterien wählt ihr neue Bücher, neue Autoren und Autorinnen aus?
Knut Amos: Wir haben einen sehr guten Lektor um den uns viele beneiden, nämlich den Stephan Askani. Der hat unglaublich gute Beziehungen sowohl zu deutschen Fantasy Autoren als auch zu solchen überall auf der Welt. Er hat auch Beziehungen zu den großen Agenturen, die für sich bereits Bücher casten. Diese Agenturen kommen meistens auf uns zu und bieten uns einen neuen Titel an. Die werden von uns getestet, also gelesen. Danach entscheiden wir ob wir den Titel verlegen wollen oder nicht. Es gibt natürlich auch einige Autoren, die sich direkt an uns wenden. Aber das sind nicht mehr so viele wie früher, die meisten arbeiten jetzt mit Agenturen. Das macht den Kontakt ein bisschen professioneller, aber nicht immer einfacher. Weil dann noch eine Person zusätzlich mitverhandelt. Trotzdem kommen immer noch sehr viele Manuskripte von Leuten, die gerne Fantasy schreiben. Da ist gutes und schlechtes dabei und das Material zu sichten bindet viel Arbeit. Im allgemeinen bekommen wir jedoch unser Material von Agenturen und von anderen Verlagen mit denen wir eng zusammenarbeiten, zum Beispiel Harper Collins.
Sandra: Viele Dank für die Beantwortung unserer Fragen.
Knut Amos: Das war spannend und total kurzweilig.
Sandra: Zum Abschluss möchten wir Dich fragen, ob Du Fragen an uns hast.
Knut Amos: Gut. Dann möchte ich Euch fragen: Was wird das nächste Buch der Hobbit Presse sein, das ihr lest? Steht schon etwas auf der Liste?
Sandra: Bei mir ist es „Die Kunst des Herr der Ringe“. Da habe ich bisher nur hineingeblättert. Ich habe schon „Die Kunst des Hobbit“, was auch wunderbar ist.
Knut Amos: Interessiert Euch Maja Ilisch?
Eva: Das wäre jetzt mein Vorschlag. Ich habe in dem Onlinemagazin Literatopia eine sehr schöne Rezension zu ihrem aktuellen Roman gelesen. „Das gefälschte Siegel“ wäre etwas für mich.
Eva und Sandra: Vielen lieben Dank, es hat super viel Spaß gemacht.
Eva: Das war vielleicht schon die coolste Aktion auf der Leipziger Buchmesse, ich weiß nicht, wie das noch zu toppen ist.
Dieser Überfall auf Knut Amos von der Hobbit Presse war eine gemeinsame Aktion mit Sandra Wiegratz von Booknapping auf der Leipziger Buchmesse 2019. DANKE Sandra für deinen Input, die Idee mit dem Zufallsgenerator und die Veredelung der Tonaufnahme.
Ein ganz tolles, kurzweiliges und doch informatives Interview! Danke für die Einblicke und die abwechslungsreichen Fragen! Man merkt, dass ihr Spaß hattet und trotz Messetrubel eine entspannte Stimmung herrschte. 🙂
Von „Das gefälschte Siegel“ habe ich dank der Messe auch in die Leseprobe reingeschaut und bin neugierig auf mehr geworden.
Danke, Kathrin! Oh ja, es war wirklich ein Spaß. Eher wie ein lustiges Gespräch unter Freunden, als ein Interview. Schön, dass das rüberkommt.:-) Liebe Grüße, Eva