Der Garten des Uroboros – Michael Marrak

Das Ding, das nicht sein darf, und der Gesang der Sterne

Der Garten des Uroboros - Michael Marrak © Amrûn Verlag
Der Garten des Uroboros © Amrûn Verlag

Der junge Krieger Chebál gehört im Peru des Jahres 1455 zu einer Gruppe junger Männer, von denen jeder versucht, als erster das Feuer des Yaon-Baumes zu entzünden. Der Baum taucht im Abstand von sechs Jahren aus den Fluten auf. Heute: In Mexiko versucht der Archäologe Hippolyt Krispin, das Geheimnis einer alten Grabstätte zu ergründen. Dabei beobachtet ihn kritisch eine junge Einheimische, die ihn später mit zu ihrem Stamm und ihrem Vater nimmt. Ihm wird klar, dass pure Wissenschaft nicht ausreicht, der Wahrheit nahe zu kommen. Zur selben Zeit bekommt das Dorf des jungen Pangalé in Mali Besuch von einem unheimlichen Fremden. Pangalé muss ihn begleiten und ist abgestoßen und fasziniert im selben Maße. Miguel Perea, ein vielversprechender junger Astronom, bekommt den Auftrag, das historische Observatorium in der Nähe des peruanischen Arequipa wieder mit Leben zu erfüllen. Was er bei seinen Forschungen entdeckt, erschreckt nicht nur ihn: Die Sterne verschwinden.

„Wirf Deine Seele über den Berg und klettere hinterher.“ [S. 209]

Philosophische Theorie und Schnitzeljagd

Wer Michael Marrak als mehrfach preisgekrönten Autor kennt, weiß, dass er ungewöhnliche Ideen in seinen Geschichten und Romanen ausbreitet. So auch hier im „Garten des Uroboros“. Er nimmt eine philosophische Theorie, die Apokatastasis panton, zum Anlass, ein abenteuerliches Szenario zu entwickeln. Wie bei einer Schnitzeljagd gelangen die Protagonisten von Erkenntnis zu Erkenntnis – in allen betroffenen Gegenden. Zwischendurch blendet er die Geschichte des jungen Chebál ein, der über 500 Jahre früher seine verschwundene Geliebte sucht. Er muss dasselbe Rätsel lösen wie die Wissenschaftler heutzutage. Die Charaktere Chebál aus Peru und Pangalé aus Mali zeigen sich am faszinierendsten von allen. Sie erleben die verrücktesten und ungewöhnlichsten Dinge, die den Adrenalinspiegel in die Höhe treiben. Zugleich sind ihre Wege die magischsten bis kurz vor Ende des Romans.

Der Autor beschreibt wortgewandt und anschaulich die seltenen Gegenden, durch die sie sich bewegen, die Gefahren, die real oder eingebildet auf sie lauern. Das ist aufregend und fesselnd in jedem einzelnen Satz.

Der eigentliche Protagonist Hippolyt bleibt als Charakter etwas farblos. Als besessener Wissenschaftler hat er sich in seine Aufgabe verbissen wie ein Hund in einen Knochen. Er ähnelt damit schon Indiana Jones. Glücklicherweise begegnet er der einheimischen Raràmuri Isuamé und lernt durch sie dazu.

„Für einen Sterblichen ist es höchst  gefährlich, sich mit einem Sternenmädchen einzulassen.“ [S. 196]

Symbiose von Wissenschaften und Mythen

Marrak hat gründlich recherchiert: über die Ureinwohner, ihre Sitten, Eigenheiten und ihre Geschichte im Norden Mexikos, Perus, Venezuelas und Malis. Über Geologie, Geographie, über die Sternenkonstellationen und die Theorie der Wissenschaft, verkörpert durch die Evolutionsbiologin Adriana. Diese ist zugleich Hippolyts frühere Geliebte und jetzt an dem Astronomen Miguel interessiert. Anfangs ist es als Leser etwas schwierig, mit den fremdartigen Begriffen und Bezeichnungen klar zu kommen. Im Roman vermischt sich reales Wissen mit Fiktionen, Märchen, Sagen und einer überbordenden Phantasie. Obwohl es lange nicht so scheint, schafft der Autor es tatsächlich, die vielen Bruchstücke zu einem organischen Ganzen zu fügen. Das beschert ein durchgeknalltes Ende, in dem der Stoff für einen neuen, völlig anderen Roman stecken könnte.

Der Autor hat alle Märchen über Sterne zusammengetragen, derer er habhaft werden konnte, und neu erzählt. Das sind die gefühlvollen Pralinenstückchen innerhalb des Buches.

Als gelernter Grafiker und Multimediaartist gestaltete Michael Marrak das Hardcover und die Illustrationen im Innenteil selbst. Das Buch als solches ist ein Prachtstück geworden.

Amandara M. Schulzke

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Der Garten des Uroboros
Michael Marrak
Fantasy-SciFi-Abenteuerroman
Amrûn Verlag
März 2019
505

Funtastik-Faktor: 81

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