Geister auf der Metropolitan Line – Ben Aaronovitch

Ein Polizist und Magier in der großen Stadt

Geister in der Metropolitan Line - Ben Aaronovitch © dtv
Geister in der Metropolitan Line © dtv

Als Polizist und praktizierender Magier hat Peter Grant schon einiges erlebt. Er sprach mit Flüssen in Menschengestalt, entdeckte ungeahnte übernatürliche Seiten an seiner Heimat London und legte diversen Gesetzesbrechern das Handwerk. Einer der Flüsse der Stadt wurde seine Lebensgefährtin. Er kennt eine Haushälterin mit zu vielen spitzen Zähnen im Mund und besitzt einen Hund, der Magie riechen kann.

Doch selbst ein so erfahrener Ermittler trifft immer noch auf Überraschungen. So zum Beispiel in seinem neuesten Fall. Denn auf der Metropolitan Line der Londoner U-Bahn tauchen Geister auf, die teilweise unflätige Bemerkungen von sich geben. Um herauszufinden, was diese zurückgebliebenen Seelen so unruhig macht, begibt sich Peter an die Arbeit. Unterstützt wird er dabei von seinen nicht-magischen Kollegen und seiner unbezahlten Praktikantin Abigail.

Etwas kurz geraten

Wer mit »Geister auf der Metropolitan Line« einen vollwertigen Peter Grant-Roman von Ben Aaronovitch erwartet, wird enttäuscht sein. Mit 170 Seiten ist das Buch kurz, es ist eben eine Novelle.

Der Autor erzählt eine kurze Geschichte, die er zum Glück nicht mit Plots überfrachtet. Die polizeilichen Ermittlungen hat er, wie üblich, abwechslungsreich und mit Liebe zum Detail geschildert, zum Teil mit bissigen Anmerkungen. Der Handlungsfaden um Praktikantin Abigail erzählt von ihrer Ausbildung, in der sie riesige Fortschritte macht. Und zu guter Letzt spielt auch ein neuer Fluss in menschlicher Gestalt eine Rolle in dem Fall.

Die Flüsse sorgen für Erfrischung

Was den neuen Fluss angeht, den Aaronovitch in der Geschichte einführt, bleibt zu hoffen, dass der Charakter in kommenden Romanen weiter ausgebaut wird. Denn die Figur wirkt vielversprechend. Sie hat hier jedoch nur zwei Auftritte, einer allein mit der Funktion, den Plot der polizeilichen Ermittlungen vorwärtszutreiben. Was gelingt, angesichts ihres erzählerischen Potentials jedoch zu wenig ist.

Die einzige Figur, die sonst von diesem Roman profitiert, ist Abigail. Peter Grant bezeichnet sie als unbezahlte Praktikantin und im Laufe der Story erweist sie sich als äußerst wertvoll für die Ermittlungen. Ben Aaronovitch sollte jedoch aufpassen, dass er sie nicht zu sehr als Überflieger beschreibt. Der Autor betont ihre Intelligenz und Begabungen stärker, als es der Figur gut tut. Sie als freche Lady darzustellen, reicht als Gegengewicht dazu nicht aus.

Ich sehe tote Menschen!

Das Buch fokussiert sich hauptsächlich auf das merkwürdige Verhalten der titelgebenden Geister. Die zurückgebliebenen Seelen tauchen erstaunlich häufig auf. Allerdings können sich normale Menschen kaum bis gar nicht an sie erinnern. Die Erklärung dafür ist, wie es der Leser aus dem Peter Grant-Universum kennt, logisch und wissenschaftlich begründet.
Ben Aaronovitch schreibt hier eine Geschichte, die, wie in den ersten Romanen seiner Reihe, den Leser von Beginn an fesselt. Denn schon bald kommen die Untersuchungen an eine dramatische Wendung, die eine zeitnahe Auflösung dringend erforderlich macht.

Das war‘s?

Doch auf einmal ist es vorbei mit dem Lesevergnügen. Die Handlung endet abrupt und jegliche Spannung, die vorher aufgebaut wurde, löst sich in Luft auf. Hat man eben noch voller Begierde die Seiten umgeblättert, um zu erfahren, was weiter geschehen wird, langweilt die Story auf ein Mal. Fast wirkt es so, als ob dem Schriftsteller die Lust verließ, seine Novelle zu einem ordentlichen Abschluss zu bringen.

Aufgrund des wirklich schwachen Endes ist »Geister auf der Metropolitan Line« eine Enttäuschung. Im Vergleich zu den anderen Romanen gesehen, ist er der schlechteste der gesamten Peter Grant-Reihe.

Götz Piesbergen

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Geister auf der Metropolitan Line
ein Zwischenspiel der Peter Grant Reihe
Ben Aaronovitch (Übersetzung: Christine Blum)
Fantasy
dtv
Mai 2018
170

Funtastik-Faktor: 51

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