Metro-Die Trilogie – Dmitry Glukhovsky

Ein Ziegelstein von Buch und jede Seite lesenswert

Metro – Die Trilogie © Heyne Verlag

Mit „Metro – Die Trilogie“ brachte der Heyne-Verlag einen wahren Ziegelstein von einem Buch heraus. Wie der Name schon sagt, umfasst dieser Band alle „Metro“-Romane, die Dmitry Glukhovsky geschrieben hat, sowie zwei Kurzgeschichten und einige Extras.

Die Menschheit löschte sich durch einen Atombombenangriff nahezu aus. Die Überlebenden haben sich in die Moskauer U-Bahn, die titelgebende Metro, zurückgezogen. Dort sind sie in unterschiedliche Fraktionen zersplittert, die teilweise Krieg gegeneinander führen. Diese bestechende Vision wurde nicht nur in drei Romanen verarbeitet, sondern auch die Grundlage für eine Videospielserie, deren letzter Teil mit dem Titel „Metro Exodus“ 2019 herauskam. Ebenso gibt es ein Brettspiel, sowie weitere Erzählungen aus diesem Universum, die verschiedene Autoren geschrieben haben.

Reisen verändern

Der erste Roman, „Metro 2033“ erzählt die Geschichte von Artyom, dessen Heimat von den sogenannten ‚Schwarzen‘ angegriffen wird. Um Hilfe zu suchen, macht er sich auf den langen und gefährlichen Weg durch die Metro. Eine Reise, die ihn nachhaltig verändert.
In „Metro 2034“ wechselt der Protagonist. Ein alter Mann, Homer genannt, berichtet über die Ereignisse, die seine Heimat Sevastopolskaya bedrohen. Um sie zu retten, begleitet er einen Mann namens Hunter, bei dem Versuch Unterstützung zu finden, um die Angreifer zurückschlagen.
In „Metro 2035“ ist wieder Artyom der Hauptcharakter. Er wurde durch die Ereignisse von „Metro 2033“ ruhelos und glaubt, damals etwas gehört zu haben, was im Prinzip unmöglich ist: Funksignale aus einem anderen Land. Als er Homer trifft, inspiriert ihn dieser dazu, sich auf die Suche nach der Wahrheit zu begeben. Selbst wenn diese für ihn gefährlich werden könnte.

Ein buntes, lebendiges Universum

Drei Romane, zwei Kurzgeschichten, eine Karte und ein Kapitel mit Anmerkungen erwarten den geneigten Leser. Jede Menge Inhalt, die den Preis von 35 Euro mehr als nur rechtfertigen.
Dmitry Glukhovsky erschafft in seinen Geschichten ein lebendiges Universum. Es ist eine glaubwürdige, postapokalyptische Romanwelt, die plausibel demonstriert, wie widerstandsfähig die Menschheit sein kann. Ebenso bestätigt sie, wie leicht es ihr fällt, in alte, schlechte Gewohnheiten zu verfallen und sich gegenseitig aus ideologischen Gründen zu bekämpfen.

Dabei sind die verschiedenen Fraktionen, die die Tunnel der U-Bahn bewohnen, schier endlos. Es gibt Nazis, es gibt Kommunisten und es existieren solche, die einen großen Wurm verehren und auf ein entwicklungstechnisches Niveau der Steinzeit entsprechend zurückgefallen sind. In jeder Geschichte lernt der Leser neue Aspekte, neue Kulturen der Metro kennen. Etwas, was nie langweilig wird, eben weil der Autor sie anschaulich und lebendig darstellt.

Ein Road-Movie in Buchform

Gleichzeitig sind seine Helden keine Übermenschen. Sie machen Fehler und haben ihre Macken. Artyom ist vor allem im dritten Roman jemand, der von den Ereignissen in „Metro 2033“ gezeichnet ist. Er ist ruhelos, getrieben und aufgrund seiner Erfahrungen nicht mehr zu sexueller Erregung in der Lage, auch wenn ihn seine Frau stimuliert. Homer hingegen ist in jedem seiner Auftritte ein naiver alter Mann, den der Wunsch antreibt, der Nachwelt ein Epos zu hinterlassen, damit sein Name nicht in Vergessenheit gerät. Und Hunter, der Protagonist in „Metro 2034“, ist ein eiskalter Bastard, der für den Schutz der Metro und ihrer Bewohner den Tod Unschuldiger einkalkuliert. Die Aktionen der Protagonisten haben positive und nachvollziehbare Gründe und deshalb wirken sie  real.

Was auffällt, ist, dass den Geschichten gleichwertige Antagonisten fehlen. Die Schwarzen bleiben im ersten Roman eher im Hintergrund und treten nur selten in Erscheinung. Ansonsten trifft man hier und da kleinere Schurken oder böse Gruppierungen, die allerdings nie so dominant auftreten, dass sie die Handlung bestimmen. Doch das stört nicht.
Die Bücher stellen jeweils eine Art Road-Movie dar. Im Zentrum der Handlung steht nicht das Endziel, sondern der Weg dahin. Es ist die Vielfalt der Metro, die diese Romane, diese Geschichten so lesenswert machen.

Ein wahrhaft reichhaltiges Buch

Jede Seite ist ein Pageturner, jedes Mal lässt sich Dmitry Glukhovsky Neues einfallen und stellt seine Charaktere vor eine komplett neue Herausforderung. Selten ist etwas so, wie es zu sein scheint. Das merkt man besonders an der Darstellung der Schwarzen.
Die dem Sammelband zugefügten Extras bereichern das Buch. Anhand der Karte kann der Leser grob verfolgen, welche Route die Charaktere nehmen. Die Erklärungen verdeutlichen viele Begriffe für Nicht-Russen. Und anhand der Kurzgeschichten erhält er einen Einblick, wie das Leben außerhalb von Moskau, jenseits der Metro, aussieht.
Ein großartiges Werk.

Götz Piesbergen

Metro-Die Trilogie
Metro 2033, Metro 2034 und Metro 2035 in einem Sammelband
Dmitry Glukhovsky (Übersetzung: M. David Drevs)
Science-Fiction
Heyne
November 2019
1615

Funtastik-Faktor: 100

Schreibe einen Kommentar