Literaturpreise für die Phantastische Literatur
gibt es inzwischen viele.
Darunter Jury-Preise, wie den SERAPH, reine Leser-Preise wie den SKOUTZ-Award und den Deutschen Phantastik Preis, bei dem eine Jury eine Vorauswahl trifft und anschließend die Leser abstimmen.
Findet ihr Jury- oder Leserpreise aussagekräftiger?
Ich denke, beide Formen der Preisvergabe sind wichtig und haben ihren Wert.
Reine Leserpreise haben den Vorteil, dass sie unmittelbar die Vorlieben des Lesers abbilden, unabhängig von Expertenmeinungen. Allerdings lässt sich nicht vermeiden, dass Bücher, die intensiv beworben werden und im Fokus der Medien stehen, bessere Chancen haben, vom Leser wahrgenommen zu werden. Bücher, aus dem Selfpublishing, oder Verlagspublikationen, für die kein Werbeetat vorhanden war, haben schlechtere Chancen. Obwohl sie vielleicht spannender, innovativer und schöner geschrieben sind.
Bei Jurypreisen besteht eher die Chance, dass Bücher berücksichtigt werden, die nicht auf den Tischen der Buchandlungen ausliegen, oder intensiv beworben werden. Denn das Juryteam bezieht sich bei der Auswahl allein auf die Qualität und den Unterhaltungswert des Buchs.
Einen solchen Jurypreis für Phantastische Literatur vergibt auch die Stadt Wetzlar. Und nun lasse ich Klaudia Seibel, die Koordinatorin der „Section Future Live“ der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, zu Wort kommen. Sie stellt Euch den Preis und die diesjährige Longlist vor.
Phantastikpreis der Stadt Wetzlar präsentiert eine vielfältige Longlist im Jahr 2020
Die Longlist für den seit 1984 vergebenen und mit 4.000,- € dotierten Phantastikpreis der Stadt Wetzlar steht fest. Zehn Titel aus den unterschiedlichsten Spielarten der Phantastik werden zu Zeit eingehend von der Fachjury geprüft. Mit dabei sind bekannte Namen des Genres wie Christian von Aster oder Oliver Plaschka. Mit Zoran Drvenkar ist sogar ein ehemaliger Preisträger (2003) vertreten. Aber auch Neulinge des Genres haben es auf die Liste geschafft, so etwa Ulrich Tukur, der sich mit einem ersten Roman ins phantastische Genre vorwagt. Darüber hinaus konnten auch zwei Selfpublisher bei der Vorauswahl überzeugen.
„In diesem Jahr hatten wir mit über sechzig Titeln noch mehr Einreichungen als im vergangenen Jahr“
erklärt Klaudia Seibel, Mitarbeiterin der Phantastischen Bibliothek Wetzlar und seit 2019 Koordinatorin des Preises.
„Uns fällt dabei auf, dass Selbstverleger sich nicht mehr vor den großen Verlagen zu verstecken brauchen. Da gibt es einige überzeugende Texte.“
33 Mal wurde der Phantastikpreis der Stadt Wetzlar bereits verliehen, darunter an Carl Amery, Cornelia Funke, Wolfgang und Heike Hohlbein sowie Walter Moers; im vergangenen Jahr ging er an Antje Wagner. Der Preis würdigt phantastische Romane, die in deutscher Sprache verfasst wurden und erstmals in Printform erscheinen. In der zweiten Julihälfte wird die Fachjury die Entscheidung über die Shortlist treffen.
Der diesjährige Preisträger wird Anfang Juli verkündet; die öffentliche Preisverleihung findet voraussichtlich am 4. September 2020 im Rahmen der 37. „Wetzlarer Tage der Phantastik“ statt – sofern die Veranstaltung unter den gegebenen Umständen durchgeführt werden kann.
Folgende Titel sind in der engeren Auswahl für den Phantastikpreis der Stadt Wetzlar:
- Christian von Aster: Sieben Arten Dunkelheit (Thienemann)
- Bernd Boden: Dismatched – View und Brachvogel. Eine phantastische Dystopie (Selbstverlag)
- Emma Braslavsky: Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten (Suhrkamp)
- Zoran Drvenkar: Licht und Schatten (Beltz & Gelberg)
- Theresa Hannig: Die Unvollkommenen (Bastei Lübbe)
- Sibylle Knauss: Eine unsterbliche Frau (klöpfer, narr)
- Elisabeth Ligensa: Tollhaus – Eine absurde Geschichte (Selbstverlag)
- Joana Osman: Am Boden des Himmels (Atlantik Verlag)
- Oliver Plaschka: Der Wächter der Winde (Klett-Cotta)
- Ulrich Tukur: Der Ursprung der Welt (S. Fischer)
Weitere Details zum Preis findet ihr auf der Webseite der Phantastischen Bibliothek
Klaudia Seibel und Eva Bergschneider