Schatten der Ewigkeit-Zwillingsblut – Carolin Wahl

Zweigeteiltes Leseerlebnis

Schatten der Ewigkeit-Zwillingsblut © Knaur Verlag

Wesen mit übernatürlichen Kräften lebten einst unter uns und wurden zum Mythos. In den Sagen, Sagas, Mythen und Märchen lebten sie im Gedächtnis der Menschen fort – die Vampire, Werwölfe, Hexer und Götter. Doch, was kaum ein Mensch ahnt, die Alias, wie sie sich selbst nennen, leben auch heute noch mitten unter den Menschen. Vor Jahrhunderten hatten diese Wesen ihr Coming-Out. Zauber sorgen seitdem dafür, dass sie den Menschen verborgen bleiben. Abgesehen von wenigen Ausnahmen kann sie keines Menschen Auge erblicken.

Kit wuchs als Kitsune in Japan und England heran. Ja, auch die fernöstlichen Gestaltwandler sind real. Nachdem sie ihre Ausbildung in der Alias-Einheit abschloss, arbeitet sie zusammen mit ihrem Partner für das Gebiet Südost-Asien.
Während eines Aufenthalts in London werden beide in einen Angriff verwickelt, bei dem Kits Partner umkommt. Kit rettet die meisten der angegriffenen Menschen vor gefährlichen Alias – zumindest wird ihr Anteil an dem Vorfall so hingestellt. Sie selbst bleibt traumatisiert und ohne wirkliche Erinnerung an den Angriff in Edinburgh zurück. Hier soll sie mit einem anderen menschlichen Partner an ihrer Seite neu anfangen. Doch das Böse folgt ihr.

Nach der Ermordung ihrer Patentante, einer Sirene, werden unbequeme Fragen gestellt. Das Opfer konnte den Mord an sich selbst zwar vorhersehen, aber nicht verhindern. Wer verübt diese Verbrechen? Warum steht Kit immer wieder als verbindendes Glied zu den Opfern im Fokus? Ist gar die Göttin des Unterreichs zurückgekehrt?

Potpourri phantastischer Wesen auf reizvoller Bühne

Urban Fantasy, so nennt man Romane und Erzählungen, die sich der bekannten, realen Welt als Bühne bedienen und diese mit übernatürlichen Wesen bevölkern. In Carolin Wahls aktuellem phantastischen Roman präsentiert sie als Ort des Geschehens eine Stadt, die sie bestens kennt: das schottische Edinburgh. Vor dieser glaubwürdig gezeichneten und mit vielen Details ausgestatteten Kulisse lässt sie ihren Plot ablaufen, der den Leser zunächst fast erschlägt.

Ich hatte auch als über Jahre geübter Fantasy-Rezipient meine Probleme damit, die Figuren zu verstehen. Ihre jeweilige Motivation zu erkennen und den geschilderten Vorkommnissen zu folgen, war nicht einfach. Denn die vielen unterschiedlichen Wesen verwirren und es fällt schwer, sie einzuordnen. Zudem verlaufen zwei zeitlich divergierende Handlungsstränge zunächst parallel. In einem verfolgen wir die Geschehnisse in London, in dem anderen die in Edinburgh. Die Orientierung fiel hier nicht immer leicht.
Erst in der zweiten Hälfte des Romans klären sich ein wenig die Fronten, wird das Grundgerüst der Story deutlicher erkennbar. Und damit auch der Lesefluss harmonischer.

So ist „Schatten der Ewigkeit – Zwillingsblut“  ein Roman, der einiges an Durchhaltevermögen von seinen Lesern verlangt. Ein Roman, der gerade zu Beginn vor sich hin plätschert und wesentliche Zusammenhänge völlig offen lässt. Viel zu spät erfährt man etwas über die Historie der Beziehungen zwischen Menschen, Alias und Göttern. Im zweiten Teil des Buchs erhält die Geschichte endlich mehr Struktur und Hintergrund und das Erzähltempo zieht an. Es bleibt zu hoffen, dass Carolin Wahl in der Fortsetzung der „Alias Serie“  den am Ende des Auftaktbands eingeschlagenen Weg fortsetzt. Leider hält dieser nur bedingt, was das interessante Setting und die attraktiven Schauplätze versprechen.

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Carsten Kuhr

Schatten der Ewigkeit-Zwillingsblut
Alias-Reihe, Band 1
Carolin Wahl
Fantasy (Urban Fantasy)
Knaur Verlag
Dezember 2019
377

Funtastik-Faktor: 56

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