Spiegel & Schatten (Die Meisterin 2) – Markus Heitz

Die Meisterin geht an ihre Grenzen

Spiegel & Schatten (Die Meisterin 2)-Markus Heitz © Knaur Verlag
Spiegel & Schatten © Knaur Verlag

Henker – das ist ein angesehener Beruf, der auf eine sehr, sehr lange Geschichte zurückblickt. Über die Jahrhunderte waren die Frauen und Männer, die dieses Amt ausübten, zwar ein wenig suspekt. Doch gleichzeitig wohlgelitten und oft ebenso wohl besoldet.

Dass die Henker Geheimnisse erfuhren, Mysterien und Erkenntnisse sammelten und bei der Ausübung ihres Berufs mit allen gesellschaftlichen Schichten in Kontakt kamen, trug dazu bei, dass man ihnen mit Respekt begegnete. Gleichwohl die meisten Mitbürger lieber auf Abstand zu ihnen blieben.

Über die Jahrhunderte bildeten sich Henker-Dynastien, darunter auch Familienclans, die sich bis in die Gegenwart bekriegen. So führen die deutschstämmige Dynastie des Cornelius-Clans und die italienische Henkersfamilie Bugatti ihre Vendetta mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.

Nachdem Mutter und Bruder ermordet wurden, ist die Heilerin Geneve die letzte verbliebene Cornelius. Alessandro Bugatti, Vatikanpolizist und Erbe des italienischen Clans, will die Fehde beenden, Nachdem in „Der Beginn“ die Zusammenarbeit der beiden unter Startschwierigkeiten litt, ist unsere Heilerin inzwischen froh, tatkräftige Hilfe an ihrer Seite zu haben. Denn Geneve gerät unter Mordverdacht. Um die Wahrheit zu ergründen, gilt es uralte Übel und dämonische Schatten zu bekämpfen. Und einen längst besiegt geglaubten, übermächtigen Widersacher entgegenzutreten. Dazu wird die frisch etablierte Verbundenheit zu Alessandro hart geprüft Und sie muss aufpassen, dass ihr Liebhaber im Wartestand nichts von ihrer Langlebigkeit erfährt.

Spiegel & Schatten knüpft an die Qualitäten des ersten Bands an

Ursprünglich waren die Geschichten um „Die Meisterin“ für das Hörbuch Format konzipiert und wurden entsprechend in drei Hörspielen umgesetzt. Nun legt der neue Hausverlag von Markus Heitz (Ja, sein nächster „Zwerge“-Roman wird ebenfalls bei Knaur veröffentlicht) die drei Hörbücher als Paperback-Romane vor. Heitz hat für seine Leser auch in „Spiegel & Schatten“ jede Menge Spannung, viele dramatische Geheimnisse und Action pur im Angebot.

Wie schon im ersten Teil „Der Beginn“ hat der Autor die Hintergründe umfassend recherchiert und wir erfahren im Verlauf der Lektüre weitere Details über die Geschichte der Henker. Hierfür dient einmal mehr die gestorbene Mutter der Protagonistin als Stimme aus dem Off. In pointierten und interessanten Einschüben berichtet sie aus der Vergangenheit und ordnet die aktuellen Geschehnisse.

Die Suche nach den Verursachern und dem Motiv für die Anfeindungen, denen sich unsere unsterbliche Heilerin ausgesetzt sieht, bildet das Grundgerüst des Romans. Die übernatürlichen Sequenzen entstehen aus dem Krimiplot und entwickeln ihn weiter. Dabei nutzt Heitz die Gelegenheit, die aktuelle Handlung mit anderen Urban Fantasy Abenteuern aus seiner Feder zu verknüpfen und altbekannten Figuren einen Gastauftritt zu verschaffen.

Weiterhin erwarten den Rezipienten zwei Zeitebenen, deren galoppschnelle Wechsel die Lektüre zuweilen ein wenig frustrierend gestalten. Geschickt nutzt der Autor dramatische Cliffhanger, um die Erzählebene zu wechseln und uns Leser Nägel kauend zurückzulassen. Dass seine Figuren gelegentlich ein wenig flach wirken, dass er bei der Darstellung der Handlungsorte eher oberflächlich bleibt – geschenkt. Im Mittelpunkt steht die abwechslungs- und temporeiche Handlung, gespickt mit kruden Mysterien und rasanten Auseinandersetzungen.

So ist auch dieser zweite Band der „Meisterin“-Reihe ganz auf den Punkt geschrieben. Fans werden sich nach dem Ende befriedigt zurücklehnen und ungeduldig warten, bis nächstes Jahr der abschließende dritte Teil erscheint. Bevor Markus Heitz erneut seine streitlustigen Kleinen, die Zwerge, loslässt.

Carsten Kuhr

Spiegel & Schatten
Die Meisterin, Band 2
Markus Heitz
Fantasy, Mystery
Knaur Verlag
Oktober 2020
446
Anke Koopmann

Funtastik-Faktor: 77

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