Eine mutige Frau kämpft gegen Lügen und Magie
Zuerst färben sich die Adern am Handgelenk tinten-blau, bis sich Flecken anfangen auszubreiten. Dann greift die Plage auf den restlichen Körper über und der überaus schmerzhafte Tod lässt nicht mehr lange auf sich warten.
Shae musste hilflos mit ansehen, wie ihr kleiner Bruder wimmernd und schreiend zugrunde ging. Die Dorfgemeinschaft schloss sie und ihre Mutter daraufhin aus, denn die Seuche verbreitet überall Furcht und Schrecken. Seitdem führen sie ein karges Leben als Schafhirten. Bis Shae eines Tages ihre Mutter tot auffindet, mit einem juwelenbesetzten Dolch im Herzen.
Der örtliche Büttel verleugnet jedoch, dass ein Verbrechen geschehen ist. Er behauptet, dass ihre Mutter durch einen Bergrutsch ums Leben kam. Warum lügt er? Für Shae ist klar, dass eine böse Magie im Spiel sein muss.
Sie bricht alle Brücken hinter sich ab und macht sich auf eigene Faust an die Aufklärung dieses Mordes.
Ordentlich geschrieben, jedoch hapert es im Aufbau und bringt wenig Neues
Mit „Hush-Verbotene Worte“ liegt der Auftakt eines Zweiteilers vor. Farrow präsentiert uns zunächst einmal ein recht gewohntes Setting. Wir begegnen einem vorindustriellen Reich, das von magisch begabten Barden gnadenlos regiert und ausgebeutet wird. Jegliches Wissen um die alte Religion wird unterdrückt, Tinte und deren Erzeugnisse, ergo Bücher und Schriften, sind verpönt. Ihr Besitz wird rigoros bestraft und mit Hilfe von Verrat und übler Nachrede die Einhaltung der Regeln durchgesetzt. Bei wohlgefälligem Verhalten belohnen die Barden die arme Landbevölkerung mit magischen Beschwörungen, die zum Beispiel Regen bringen.
In dieser Welt begegnet uns eine Protagonistin, die aus bäuerlichen Verhältnissen stammt und aufbricht, das herrschende System zu verändern. Auch wenn sie dies am Beginn ihrer Reise noch nicht ahnt. Dass sie selbst eine der wenigen Frauen ist, die die Gabe der Magie besitzen, wird erst im Verlauf der Handlung deutlich.
Es fällt auf, dass die Autorin ihrer Protagonistin und Erzählerin immer wieder verblüffende Entwicklungssprünge angedeihen lässt. Zunächst ist diese eine einfache Schafhirtin. Dann legt sie sich plötzlich mit der Obrigkeit an, ermittelt eigenständig, schleicht sich gar in die hermetisch bewachte Feste der Barden. Das kommt stellenweise arg abrupt und nicht immer glaubwürdig daher, hier fehlt einfach eine nachvollziehbare Figurenentwicklung. Auch der Handlungsaufbau wirkt unausgewogen. Mal bewegt sich das Geschehen kaum voran, dann wieder rast der Plot förmlich. Bis man im Finale schließlich ratlos zurückbleibt und lediglich auf den abschließenden zweiten Teil warten kann.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass der Roman zwar stilistisch ordentlich und mitreißend geschrieben ist, in Bezug auf Storyführung und Charakterzeichnung jedoch so einige Anfängerfehler aufweist. Ein gründlicheres Lektorat hätte vielleicht einige dieser Patzer vermeiden können. Dazu kommt, dass die Geschichte inhaltlich wenig präsentiert, was der geneigte Leser nicht schon in vielen anderen Fantasy-Büchern vorgefunden hätte. Die Themen Wahrheit und Manipulation mit Worten sind weniger präsent, als erwartet, was schade ist. Aus diesen Gründen wird der Roman vermutlich in der Masse der Publikationen eher untergehen.
Carsten Kuhr
Hush, Band 1
Fantasy
Loewe Verlag
Februar 2021
416
Shane Rebenschied
60