Die letzten Eiskrieger – Bernhard Hennen

Ungewöhnliche Bündnisse zu Beginn der großen Schlacht

Die letzten Eiskrieger © Heyne
Die letzten Eiskrieger © Heyne

Nandalee ist ohne ihren geliebten Gonvalon schwanger zurückgeblieben. Nachtatem holt sie in den Jadegarten und die Seherin stellt fest, dass sie drei Kinder erwartet. Eines der Kinder scheint den beiden anderen zu schaden und so holt es der Dunkle vor der Zeit aus der Schwangeren heraus. Und erlebt eine Überraschung.

Barnaba ist mit Kolja und einem Wolkenschiff Richtung Norden aufgebrochen, um dort das Traumeis zu suchen. Der Priester glaubt, damit die Göttin Nangog  befreien zu können. Doch die Reise in das ewige Eis ist äußerst gefährlich. Die Geister des Nordens bedrohen die Mannschaft Nacht für Nacht und erwecken Tote zum Leben.

Die Zwerge Galar, Glamir, Nyr, Hornbori und Amalaswintha gelangen in die Ehernen Hallen, der Zwergenstadt im Nordwesten. Der Alte in der Tiefe will die Drachentöter hinrichten lassen, doch sein  Hauptmann Bailin sorgt dafür, dass sich Galar, Glamir und Nyr, dem Kriegszug der Alben- gegen die Menschenkinder auf Nangog anschließen.

Der Unsterbliche Aaron weiß, dass die Menschenkinder kein Recht auf die Welt Nangog haben, sie jedoch von ihr abhängig sind. Er genießt die letzten Stunden mit Shaya, die als Küchenmädchen getarnt in seinem Palast verweilt und bereitet einen Kriegszug gegen die Dämonen vor. Mit einer Waffe, die sie das Fürchten lehren soll.

Der Goldene erteilt Bidayn den Auftrag Nandalee zu töten. Nach und nach scharrt diese nun Drachenelfen um sich, um sie zu einer Truppe von Mördern zu verschwören. Die ahnen nichts von ihrem Endziel und bereiten sich zunächst auf eine Übung vor, die es in sich hat.

„Groß machen Kriege niemanden.”  [Yoda in „Star Wars – Das Imperium schlägt zurück“]

Der Kriegszug um Nangog der Albenkinder gegen die Menschen beginnt in „Die letzten Eiskrieger“.  Wie bereits in der Schlacht auf der Kush-Ebene, spart Bernhard Hennen nicht daran, den Krieg in all seiner Grausamkeit zu beschreiben. In Lesungen betont er stets, dass er es als Kriegsverherrlichung empfände, wenn er das nicht täte. Was diese Schlacht darüber hinaus auszeichnet ist, dass sich auf der Seite der Albenkinder verschiedene Spezies und auf Seiten der Menschen unterschiedliche Völker miteinander verbünden, die sich untereinander zuvor bis auf das Blut bekämpft haben.  Besonders anschaulich zeigt Hennen dies mit den Zwergen und Kobolden. Kobolde tragen rote Mützen, die sie mit dem Blut von getöteten Zwergen einfärben. Es erscheint kaum denkbar, dass Zwerg und Kobold Seite an Seite kämpfen und sich gegenseitig unterstützen.  Und doch gelingt es dem Autor, aus dem Kobold Che und dem Zwerg Galar Kameraden zu machen, ohne das es unglaubwürdig wirkt.  In diesem vierten Band der Drachenelfen-Reihe bekommen die Zwerge wieder eine zentralere Rolle, was trotz der sonst düsteren Atmosphäre bisweilen für Heiterkeit sorgt. Dazu lernen wir Trolle und Kobolde kennen und  Hennen schenkt auch ihnen einzigartige Charakterzüge.

Apropos Charaktere. Ein weiterer Pluspunkt dieses Bandes ist, dass bisher wenig beachtete Protagonisten in den Vordergrund rücken. Nandalee spielt zwar eine wichtige, aber nicht sehr umfangreiche Rolle. Dafür fällt das Rampenlicht auf die Drachenelfen Ailyn, Lyvianne und Bidayn und enthüllt unerwartete Facetten ihrer Persönlichkeiten. Aus der anfangs verhuschten Bidayn ist inzwischen eine eiskalte Assassine geworden, aus Lyvianne, die einst ihre Kinder tötete, eine mitfühlende und zugleich kluge Taktikerin, die ungewöhnliche Allianzen eingeht.  In „Die letzten Eiskrieger“ stehen sich zwar Albenkinder und Menschen als Feinde auf dem Schlachtfeld gegenüber, doch hinter den Kulissen deuten sich immer mehr Verknüpfungen an, die zeigen, dass diese Feindschaft nicht von allen Mächtigen forciert wird. In der Vergangenheit gab es durchaus Drachen, die in enger Verbindung zu Devantharen standen.

Mit langem Anlauf auf die Zielgerade

Gerade der Handlungsstrang um Barnaba und Kolja hat einen langen Anlauf genommen und ist nun in seine spannendste Phase eingetreten. Es versteht sich von selbst, dass  er in diesem Band nicht beendet wird, sondern erst im Finale. Doch das ändert nichts daran, dass man als Leser einen entscheidenden Schlussakt vermisst. Es gilt also weiter zu warten.  Eine andere Handlung endet in einer blutigen Sackgasse, ein wirklich harter Cliffhänger. Bernhard Hennen ist ja bekannt dafür, dass seine Geschichten wichtige Figuren als Opfer einfordern und diesem Ruf wird „Die letzten Eiskrieger“ wieder einmal gerecht.

Fazit:

Die positiven Eindrücke und der Lesespaß überwiegen jedoch bei weitem.  Auf immerhin 800 Seiten sind noch nicht einmal Längen zu beklagen. Denn die Kapitel sind so abwechslungsreich und spannend, dass man gern zu den verschiedenen Handlungsebenen und Erzählperspektiven springt und am Ende die Fortsetzung kaum erwarten kann. Durch seinen geschickten Spannungsaufbau und mit viel sprachlicher Raffinesse erzählt, ist „Die letzten Eiskrieger“ vielleicht der bisher beste Band der „Drachenelfen“-Reihe.

Eva Bergschneider

Die letzten Eiskrieger
Drachenelfen - Band 4
Bernhard Hennen
Fantasy
Heyne
Januar 2015
848

Funtastik-Faktor: 85

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