Aya und die Hexe – Diana Wynne Jones

Eine rundum unterhaltsame Geschichte in einem hübschen Band

Aya und die Hexe - Diana Wynne Jones ©Knaur-Verlag, schwarzer Hintergrund, pinker Rahmen, Vordergrund: Mädchen mit pinken Zöpfen, hinter ihr ein neongrüner Dämon
Aya und die Hexe ©Knaur-Verlag

Sie wurde mit einem Zettel am Körbchen vor einem Waisenhaus gefunden. Die Rede ist von Aya, die inzwischen zehn Jahre zählt. Auf dem Zettel stand, dass ihre Mutter einer der dreizehn Hexen sei, die vor ihren Mithexen fliehen müsse. Sie würde sich wieder melden. Nun, aus dem ‚wieder melden‘ wurde nichts, inzwischen aber hat sich Aya in ihrem Leben gut eingerichtet.

Denn merke, auch unsere Aya besitzt besondere Gaben. Sie kann Menschen dazu bringen, das zu tun, was sie gerne möchte. Sei es, ein besonderes Frühstück, ein bestimmtes Spiel oder einfach faulenzen dürfen. Aya bekommt stets ihren Willen.

Dann aber passiert das, was nie hätte passieren sollen, nie hätte passieren dürfen.

Für jedes andere Waisenkind wäre es ein Traum, der in Erfüllung geht, für Aya ist es die Katastrophe. Sie, ausgerechnet sie wird ausgewählt und in eine etwas, na gut, sehr merkwürdige Familie aufgenommen. Der Mann ist gut drei Meter groß, und hat Hörner auf dem Kopf, die mehr wie Hasenohren aussehen. Die Frau entpuppt sich als böse Hexe, die ein paar zusätzliche Hände benötigt.

Hände wie in Helfen, Hände wie in Saubermachen, Utensilien herrichten, aus dem Garten Kräuter holen. Und den Mund halten. Doch da ist sie bei Aya an die Falsche geraten. Aya tut sich mit dem Gefährten der Hexe, dem schwarzen Kater Thomas zusammen und zeigt der Bella Yaga aber sowas von, was eine wirkliche Hexe ist.

Ein wahres Schmuckstück – innen und außen

Was ist das für ein kleines, schmuckes Bändchen, das uns der Knaur Verlag hier offeriert!

In einem dünnen Hardcover mit großem Satzspiegel, dazu reichlich und farbig illustriert wartet eine anrührende Geschichte auf die Leserin, respektive den Leser.

Nun kennen wir spätestens seit Oliver Twist das Schicksal der Waisenkinder, die ungeliebt und ausgebeutet im Waisenhaus aufwachsen. Diana Wynne Jones aber zeigt uns ein etwas anderes Bild. Das Waisenhaus ist hier ein Schutzraum, ein Refugium für die Kinder. Vielleicht weil Aya mit ihren Kräften dafür sorgt, dass sie ausgiebig umhegt werden.

Dann der Wechsel: Aya kommt in das Haus der Hexe und des Mandrakus und schon wird es gefährlich. Geschickt baute die Autorin ihre wenigen Figuren so auf, wie man sie aus der Fantasy kennt: Hier die böse Hexe, da der rätselhafte Dämonenbeschwörer, dazu der naseweise sprechende Kater und natürlich unsere Heldin, die mutige Aya.

Das erinnert ein klein wenig an Märchen. Nicht nur aufgrund des Themas, sondern auch die Anlage des Textes offeriert sich entsprechend. Unbedingt erwähnenswert sind die wunderbar stimmigen farbigen Innenillustrationen, die den Text so richtig schön zur Geltung bringen. Kein Wunder, dass sich das Studio Ghibli (Chihiros Reise ins Zauberland) den Stoff für eine cineastische Umsetzung gesichert hat.

Insgesamt also ein in sich runder, liebevoll gestalteter Band, der uns auf leisen Sohlen in ein magisches Zauberland entführt. Und eine naseweise, liebevolle junge Hexe vorstellt, die uns mit ihrem Schicksal, aber mehr noch mit ihrem unerschütterlichen Mut beeindruckt und erfreut.

Carsten Kuhr

Aya und die Hexe
Diana Wynn Jones, Übersetzung: Oliver Plaschka
Fantasy
Knaur Verlag
Juli 2022
Buch, illustrierte Schmuckausgabe
109
Sascha Scholz, Illustrationen im Buch: Miho Satake
92

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