Runder Abschluss einer innovativen Grimdark Fantasy Reihe
Es war tief in den sumpfartigen Wäldern der tiefsten Provinz verborgen. Im Grab zur Ruhe gebettet, war es fast vergessen – bis das Schwert der Todesgöttin Nif wieder Begehrlichkeiten weckte. Man riss den Grabhügel auf und entführte das Schwert nach Tradea, der Metropole des Reiches. Seitdem erheben sich die Toten wieder aus ihren Gräbern, die Draugar gehen um und die Lebenden führen einen aussichtslosen Kampf.
Mirage, Totgeburt und Tochter des mächtigsten Alchemisten Tradeas, ist auf den Spuren von Nifs Rückgrat, wie das Schwert genannt wird, in die Wildnis zurückgekehrt. Doch anstatt wie erhofft in Svonnheim Unterstützung durch die Truppen des Reichs zu erhalten, stößt sie auf eine Verschwörung. Diese wird scheinbar von ganz oben gelenkt und gedeckt. Derweil belagern die Untoten die Siedlung. Erst als Lieutenant Erik Zejn sich einmischt, wendet sich das Blatt. Doch das Schwert selbst bleibt verschwunden.
Die Spur führt unsere beiden so ungleichen Helden zurück in die Metropole. Der Mann, der hinter den Intrigen steckt, muss auch das Schwert in seinen Besitz gebracht haben. Die Suche führt sie zu den Ranghöchsten des Militärs und zu einem Massaker der Draugar an den Honoratioren der Stadt.
Über Umwege zum dramatischen Finale
Grimdark nennt sich die Spielart der Fantasy, die nicht gerade blütenweiß daherkommt. Statt der üblichen Questen erwartet uns in Katharina V. Haderers „Black Alchemy“ Trilogie, um deren Abschlußband „Der Herrscher des Waldes“ es hier geht, ein dunkleres, realistischer anmutendes Bild. Eine Welt voller Ungerechtigkeiten, Schmerzen, dunkler Magie. Und eine Handlung, die Untote in ein Fantasy-Setting der ungewöhnlichen Art inkludiert, heben die Bände aus dem Fantasy-Allerlei heraus.
Wird die Autorin die Faszination, die Spannung und die Stringenz der ersten beiden Romane auch im dritten Band halten können? Das war die Frage, die mich unter anderen umtrieb. Natürlich wollte ich auch wissen, was oder wer hinter den Verbrechen steckt.
Überraschend war für mich war, dass Haderer mit der Handlung der Geschichte zu Beginn des Romans wieder in die Wildnis zurückkehrt. Inhaltlich ist dies zwar logisch und nachvollziehbar, jedoch hat sie hier Potential verschenkt, Denn im Mittelband stellte sie doch ein faszinierendes Geflecht von Intrigen, Seilschaften, Verbrechersyndikaten und dem Militär in der Metropole vor. Warum hat sie daran nicht angeknüpft? Die Suche nach dem Schwert in den Sümpfen las sich ein wenig wie ein Wiedersehen mit dem ersten Teil „Das Schwert der Totengöttin“.
Wieder in die Hauptstadt zurückgekehrt, kam in der Handlung sofort mehr Tempo auf. Dies lag auch am Wiedersehen mit aus den Vorgänger-Bänden bekannten Figuren. Sogar Eriks Verflossene durfte ihrem geschassten Ex-Liebhaber noch ihre Motive darlegen. Im Mittelpunkt der Schlußkapitel war allerdings Dramatik pur angesagt. Ohne zu viel verraten zu wollen – die Auflösung des Rätsels, wo das Schwert abgeblieben ist und warum man es überhaupt gehoben hat, ist überraschend und trotzdem in sich nachvollziehbar.
Auch wenn das Buch nicht ganz an den genialen Mittelteil „Der Garten der schwarzen Lilien“ heranreicht, bietet der Plot ein in sich rundes, dramatisches Finale, das die Handlung sauber abschließt. Insgesamt kann ich diese düstere, innovative Fantasy-Reihe wärmstens empfehlen.
Carsten Kuhr
Black Alchemy Reihe - Band 3
Grimdark Fantasy
Knaur Verlag
Juli 2020
446
Guter Punkt
Funtastik-Faktor: 82