Kult, Kampf und Konterrevolution
Der Kult der Eisenritter beherrscht die Galaxie. Treu ergeben sind sie dem Eisengott und dessen Abgesandter, der Mutter. Sie stellen die Exekutive der von Menschen besiedelten Planeten dar. Ihre Aufgaben sind für Ordnung zu sorgen, für maximale Effizienz in den Minen, in denen der Energieträger Hybonit abgebaut wird und für die Bekämpfung der Feinde, der Auglaras.
Der Eisenritter Judas gehört zu den ergebensten Dienern des Eisengotts. Im Kampfschiff Klingenjäger attackiert er mit seiner Pilotin Ebba den Feind – und verliert seine Partnerin. Eigentlich sollte er sich für sie freuen, weil sie nun endlich dem Eisengott gegenübertritt. Doch Judas vermisst seine Ordensschwester und findet keinen Trost in seinen Gebeten.
Mit einer neuen Partnerin Dafrosa erhält Judas den Auftrag einen Arbeiteraufstand in einer Hybonit-Mine zu befrieden. Sie finden dort degenerierte Menschen und mutierte Monster vor. Private Einträge vom Stationsarzt, die offiziellen wurden gelöscht, enthüllen ein grausames Geheimnis. Doch anstatt aufzuklären, was geschehen ist, dekontaminieren die Eisenritter die Mine und planen, sie wieder in Betrieb zu nehmen. Judas wird untersagt, weitere Nachforschungen anzustellen. Sein nächster Auftrag führt ihn und Dafrosa zum Wrack eines Auglarasschiff. Und zu Rebellen, die das falsche Spiel des Kults entlarven wollen.
Starke Ritterinnen und ein geläuterter Held
Lucian Caligo hat den Eisenritter Judas als Held seiner Buchserie „Die Eisenritter“ angelegt. Im Auftaktband „Der Pilgerpfad“ ist allerdings schnell klar, dass Judas ohne die Ritterinnen Ebba und Dafrosa ein frommer Jünger des Eisengotts geblieben wäre. Dank seiner Ordensschwestern verwandelt sich Judas zum Rebellen, der die Macht und Machenschaften von Kult und Rittern hinterfragt. Obschon dieses Buch nicht einmal 200 Seiten umfasst, durchläuft Judas eine erstaunliche und durchaus glaubwürdige Entwicklung. Auch die Ritterinnen lässt der Autor charakterlich reifen. Vor allem aber sorgen die Interaktion und der Teamgeist der Drei dafür, dass sie zu einem starken Trio mit Serienpotenzial wachsen.
Sehr viel Story und Action auf wenigen Seiten
An spannender Handlung und Action mangelt es in „Der Pilgerpfad“ nicht. Neue Aufträge folgen den vorherigen und eine Flut von Erkenntnissen prägen den Protagonisten. Judas deckt nicht nur die unmenschlichen Machenschaften der Eisenritter auf. Sondern stößt auf krude Geheimnisse, die die Minenarbeiter verwandeln, die die Bedeutung des Energieträgers Hybonit infrage stellen und schließlich die Grundfeste des Ritterkults erschüttern. Ein wenig erinnert der Kult der Eisenritter an Star Wars, allerdings dient hier das Spirituelle dem Bösen. In manche der beschriebenen Ereignisse wäre man gern tiefer eingetaucht, hätte mehr Hintergründe erfahren. Doch der Autor treibt die Geschichte im atemberaubenden Tempo voran. Vielleicht etwas zu schnell. Trotzdem sind die Geschehnisse logisch aufeinander abgestimmt und münden in einem spektakulären Finale mit einer gänzlich unerwarteten Wendung.
Kommt da noch mehr?
„Die Eisenritter“ ist als Serie angelegt und das Ende des Auftaktbands „Der Pilgerpfad“ hält mehr als genug Ansätze bereit, um weitere spannende Geschichten erzählen. Dieses Setting aus religiösem Kult und Space-Fiction bietet sich für die Entwicklung weiterer ungewöhnlicher Lebensräume, spannender Konflikte und interessanter Beziehungen geradezu an. Also gern mehr davon. Den Folgebänden dürfen zusätzliche Seiten und etwas mehr Tiefgang vergönnt werden. Ein paar Abstriche muss man in „Der Pilgerpfad“ bei der sprachlichen Qualität machen. Die ist vor allem am Anfang des Romans doch recht eintönig gehalten, wird im weiteren Verlauf jedoch variantenreicher und flüssiger lesbar.
Eva Bergschneider
Die Eisenritter, Band. 1
Science Fiction
Plan 9 Verlag
Mai 2021
Buch
196
Christl Glanz, Guter Punkt
74