Der Totengräbersohn – Sam Feuerbach

Voller exquisiter Spitzfindigkeiten

Der Totengräbersohn © Sam Feuerbach
Der Totengräbersohn © Sam Feuerbach

Der Totengräbersohn Farin bekommt vom Dorfschulzen die Leiche von Gerlunda geliefert, damit er sie für die Bestattung fertig macht. Sie war in dem Dorf namens Haufen als Hexe verschrien. Sein Vater säuft derweil im Wirtshaus. Seltsame alte und frische Narben entdeckt er auf ihrem Körper – und ein Amulett. Das hängt er sich einfach mal um. Zu ihrer Beerdigung erscheint ein anmaßender Unsympath – der Rabe Er sucht irgendetwas. Das Amulett, so vermutet Farin.

In der weit entfernten Hauptstadt Nabenstein kassiert zur selben Zeit die junge Aross Schlammfuß, Königin der Ratten, eine Tracht Prügel nach der anderen von der bösartigen Oberin des Waisenhauses. Das eskaliert, als der Waisenjunge Gram behauptet, sie hätte den alten Hund getötet. Der Rabe jagt Farin, der Erzbischof Aross. Denn der bekam mit, dass sie und die auf dem Scheiterhaufen brennende Hexe Didiweis sich einen Blick zuwarfen und anlächelten.

Die Geschichte selbst zeigt sich nicht zu kompliziert und ist dennoch anspruchsvoll.

Klare Handlungsstränge treiben sie voran. Den Leser bzw. Hörer erwarten überraschende Wendungen, sonst wäre es ja langweilig. Das ist der Roman und die weiteren drei Teile nicht im Geringsten. Im Gegenteil, er sorgt für durchwachte Nächte. Wer sich das Hörbuch zu Gemüte führt und es durch die ganze Wohnung schallen lässt, hat reichlich Zeit und gute Laune zum Putzen.

Echt krass beschreibt Feuerbach die einzelnen Charaktere, ihre Gedanken, ihr Verhalten und vor allen Dingen ihre zwischenmenschlichen, beziehungsweise dämonischen Beziehungen. Der Totengräbersohn, geächtet, gedemütigt und geschnitten im Dorf, erscheint Wochen später als Knappe eines berühmten Ritters. Diese Wandlung von einem zwar klugen, aber ständig den Schwanz einziehenden Burschen zu einem immer sich selbst bewussteren jungen Mann beginnt in diesem Band 1. Ähnliches gilt für das Waisenmädchen Aross, die ein magisches Erbe antritt und deren Stärken und Schwächen der Autor liebevoll aufzeichnet.

Ritter Emicho: „Totengräbersohn. Du bist eine Plage, doch irgendetwas hast Du an Dir, was bei mir einen gewissen Nerv zum Klingen bringt. Und das meine ich nett. Obwohl ich verdammt ungern nett bin. Und ungern Dinge tue, die ich ungern tue.“ [S. 279]

Witzig bis bitterböse

Feuerbach nimmt alles auf die Schippe, was an menschlicher Dummheit auf die Schippe genommen werden kann. Das Katzbuckeln nach oben und das Treten nach unten. Das Lügen um des eigenen Ansehens willen stellt er vortrefflich dar. Selten gibt es in einem Fantasy-Roman solche Dialoge, nah am realen Leben, witzig bis zum schallenden Lachen, hart und gemein, wenn die Bösen drohen und betrügen. Den größten Spaß findet der Hörer in den Streitgesprächen zwischen Wurm und Ekel. „Der Totengräbersohn“ feiert die einzelnen Protagonisten und Nebendarsteller. Der Hörer leidet und freut sich mit, rauft sich die Haare und bekommt Gänsehaut. Diese Reihe macht ungeheuren Spaß, weil sie voller exquisiter Spitzfindigkeiten ist. Der Autor lässt seinen Geist sprühen, wenn er stets neue Bilder und Vergleiche erfindet: witzig, boshaft und erhellend.

Robert Frank mit seiner leicht heiseren, rauchigen Stimme hat das Hörbuch für Audible eingelesen. Gemeinsam mit Sam Feuerbach sackte er dafür den Deutschen Phantastik Preis 2018 in der Kategorie Bestes Hörbuch ein. So ähnlich würde es wohl der Autor im Buch ausdrücken. Wie er die Stimme für die einzelnen Figuren ändert, entsprechend ihrer jeweiligen Stimmung und Laune, lässt sie plastisch und lebendig werden. Es fällt schwer, den Aus-Knopf zu drücken. Die Geschichte und der Sprecher haben sich gefunden. Robert Frank las schon die „Krosann“ Saga ein, die sechs Bände, mit denen sich Self Publisher Sam Feuerbach in die Bestsellerlisten katapultierte. Alle Portale sind des Lobes voll, dem schließt sich Phantastisch-Lesen voller Begeisterung und Bewunderung an.

Amandara M. Schulzke

Der Totengräbersohn
Der Totengräbersohn Buch 1
Sam Feuerbach, Hörbuchsprecher: Robert Frank
Fantasy
Sam Feuerbach, Hörbuch von audible
August 2017
Buch und Hörbuch
397

Funtastik-Faktor: 95

4 Gedanken zu „Der Totengräbersohn – Sam Feuerbach

  1. Ich habe diese Reihe (derzeit noch aus 2 Bänden bestehend,oder?) schon ewig auf meiner WL. Ich liebe es wenn intelligenter und manchmal auch bösartiger Witz vorhanden ist, sich ein Buch flott lesen lässt, aber trotzdem auf seine Art anspruchsvoll ist und die Thematik finde ich ja sowieso schon mal Hammer.
    Dieser Teil wird also auf jeden Fall auf der WL ganz nach oben rutschen, denn den MUSS ich haben (das mit den Reihen hört bei mir wohl nie auf XD).

    Liebe Grüße aus Wien
    Conny

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