Im Titel mehr Dramatik als in der Geschichte
Die Menschheit ist als intelligente Spezies nicht mehr alleine auf der Erde. Ein Virus sorgt dafür, dass eine neue Gattung Menschen entsteht. Es sind Wesen, die die Sonne meiden und die sich vom Blut Anderer ernähren. Sie sind Vampire, bezeichnen sich aber selbst mit dem schillernden Begriff „Gloamings“. »Die Chronik vom Aufstand der Vampire« erzählt die Geschichte, wie sie sich immer mehr ausbreiten. Wie sie vor allem Leute in Machtpositionen umwandeln. Und wie ihre Gegenspieler versuchen, sie aufzuhalten.
Mit dem Erstlingswerk von Raymond A. Villareal, einem texanischen Anwalt, liegt also eine etwas andere Vampirgeschichte vor. Die deutsche Ausgabe publizierte Ende 2019 der Piper-Verlag. Und die Filmrechte an diesem Buch wurden auch schon verkauft.
Eine neue Spezies macht sich breit
Der Plot dreht sich darum, dass ein neuer Virus Infizierte über Nacht verwandelt. Die Betroffenen vertragen kein Sonnenlicht mehr und müssen sich von Blut ernähren. Kurzum, sie werden zu Vampiren. Eine neue menschliche Spezies entsteht, auch wenn das nur wenige Menschen wahrhaben wollen. Noch weniger wagen einen Aufstand gegen die Vertreter dieser neuen Rasse, ausnahmslos ohne Erfolg. Eine Wissenschaftlerin forscht an einem Gegenmittel, doch auch ihr werden ständig Steine in den Weg gelegt. Ein Teil der katholischen Kirche spaltet sich ab, weil die Gläubigen nicht akzeptieren können, dass hochrangige Kardinäle sich für die Akzeptanz der Gloamings einsetzen. In nicht allzu ferner Zukunft könnte es zu spät für die Rettung der Menschheit sein.
Kein Aufstand weit und breit
Beim Lesen des Romans kommt einem der Verdacht, dass der Grund für dessen Erfolg weniger an der Qualität der Story liegt, sondern vielmehr am Titel. Denn der klingt dramatisch und reißerisch, die Geschichte an sich ist hingegen nicht.
Schon der Begriff ‚Aufstand‘ suggeriert, was die Handlung nicht einhält. Nämlich eine Revolte, also einen Konflikt, der hochkocht und in dem sich mindestens zwei Parteien unversöhnlich gegenüberstehen. Exakt das findet in dem Roman nicht statt. Stattdessen hat der Wandlungsprozess etwas Schleichendes, Unaufhaltsames an sich. Gewalt geht eher von jenen aus, die von Anfang an gegen die Vampire vorgehen. Die Gloamings geben sich geheimnisvoll, unschuldig und verführerisch. Die wenigen Szenen die offenbaren, wie sie wirklich ticken, ziehen keinerlei Konsequenzen nach sich. Mit Hilfe mächtiger Verbündeter verschwinden sie, zu irgendeiner offenen Konfrontation kommt es nicht.
Interessant ist, dass nahezu alle Gloamings einflussreiche Persönlichkeiten sind. Künstler, Politiker oder wichtige religiöse Persönlichkeiten treten als Vertreter der Blutsauger in Erscheinung. Durchschnittsbürger werden hingegen kaum neu erschaffen. Die Wandlung scheint ein Instrument der Elite zu sein, mit der sie sich vom normalen Volk weiter abgrenzen. Doch auch dieser Aspekt wird kaum genutzt, um die Geschichte interessanter zu machen.
Es kommt überhaupt keine Spannung auf. Nicht nur, weil kein Aufstand stattfindet, sondern weil sich die Geschichte insgesamt zäh wie Kaugummi liest. Das liegt unter anderem daran, dass der Autor den Plot in Form von Interviews und Lebenserinnerungen darlegt. Insgesamt acht Erzähler kommen zu Wort, weshalb die Story einen zerstückelten Eindruck hinterlässt. Denn mit jedem Wechsel, verändert sich das Szenario und man muss sich neu in die Erzählung einfinden.
Der Roman verspricht viel und hält viel zu wenig ein
Raymond A. Villareals Debutroman »Die Chronik vom Aufstand der Vampire« ist leider einfach nur langweilig und einschläfernd. Falls man an einer guten Lektüre über Vampire interessiert ist, sollte man lieber zu anderen Büchern über dieses Thema greifen. Zum Beispiel zu dem Klassiker der Vampirromane Bram Stokers „Dracula“, zu moderneren Varianten wie die „Judas“ Buchreihe von Markus Heitz oder zu »No Pflock« von Andrea Weil.
Die Chronik vom Aufstand der Vampire kaufen
Götz Piesbergen
Horror
Piper Verlag
Oktober 2019
444
Funtastik-Faktor: 10
Hallo,
ich hatte das Buch bei der Frankfurter Buchmesse in der Hand und mir ist es auch wegen dem Titel ins Auge gesprungen. Aber nach deiner Rezension denke ich, dass ich es eher wieder von meiner Wunschliste streichen werde.
Da gibt es dann wohl interessantere und spannendere Vampirromane.
Danke für die Rezension! 🙂
Liebe Grüße
Diana
Hallo,
das lustige ist, dass die Bewertungen allgemein zu beiden Büchern, die unser Redakteur Götz zuletzt besprochen hat, äußerst unterschiedlich ausfallen.
„Die Chroniken..“ werden als ganz gut über durchwachsen bis schlecht bewertet. Der Florian von Creepy creatures findet es nicht sooo schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Noch krasser ist es bei „Sandtaucher“. Das gefiel Götz super, phantastik-couch lobt es ebenso, Florian mochte es anscheinend überhaupt nicht, die Bewertungen beim großen A gehen von 2-5 Sterne. Ich finde es echt interessant, wie unterschiedlich Bewertungen ausfallen, selbst wenn ich nur Leute berücksichtige, die ich kenne und deren Urteil ich vertraue. . Und es wäre ja auch schlimm, wenn wir alle das gleiche mögen würden. Liebe Grüße, Eva
Hallo liebe Eva,
hm, irgendwie kommt mir die Geschichte bekannt vor….
Ist vielleicht so ähnlich wie „Daybreakers „mit Ethan Hawke aus dem Jahre 2009 oder?
LG..Karin..
Hallo Karin, ja „Daybreakers“ hat durchaus einen ähnlichen Plot. Der Florian von Creepy Creatures meint Max Brooks „World War Z“ wäre ebenfalls so ähnlich. LG, Eva