Die Königin der Hölle (Kingdom of the Wicked 2) – Kerri Maniscalco

Bekannte Motive der Romantasy neu arrangiert

Die Königin der Hölle (Kingdom of the Wicked 2) - Kerri Maniscalco © Piper, schwarzer Hintergrund, hellblaue gefrostete Rosen oberer Bildrand, Schädel mit Krone in der Mitte, Schrift: hellblau und weiss
Die Königin der Hölle © Piper

Willkommen zurück in dem kleinen italienischen Städtchen Sciacca. Doch halt. In die heimische Trattoria geht es in dem Mittelband der „Wicked“-Trilogie „Die Königin der Hölle“ von Kerri Maniscalco nicht.

Erinnern wir uns zurück. Die Zwillingsschwestern Emilia und Vittoria wachsen in einem kleinen Küstenstädtchen auf Sizilien auf. Ihre Familie betreibt die lokale Gastwirtschaft und verbirgt, dass sie, wie so manche im Ort, besondere Gaben ihr Eigen nennen. Die Warnungen vor den Verführungen der Dämonen aus der Hölle verhallen ungehört. Bis eine ganze Reihe von jungen, besonders begabten Frauen ermordet wird. Auch Emilias Schwester befindet sich unter den Opfern.

Für Emilia gibt es fürderhin nur mehr eine Lebensaufgabe: den Mörder finden und zur Rechenschaft ziehen. Und wenn sie dazu mit einigen der sieben Höllenfürsten persönlich paktieren muss. Sei‘s drum.

Sie lässt sich mit Wrath, dem Fürsten des Zorns ein. Sie willigt sogar aus freien Stücken ein, den Höllenfürsten himself zu ehelichen. Schließlich muss sie irgendwie in die Hölle kommen, dem vermuteten Aufenthaltsort des Täters.

So begibt sie sich, geführt und begleitet von Wrath, durch die Tore in die Unterwelt. Hier, wo ein jeder der Fürsten sein Reich hat, wo Feste und Vergnügungen gefeiert werden, soll sie die Frau des Fürsten des Stolzes werden. Doch die Anziehungskraft Wraths und die Gefahren, die ihr auf Schritt und Tritt drohen, erschweren ihr das Schicksal. Wird, kann sie Wrath verlassen und vergessen, wenn ihre Aufgabe erfüllt ist?

Der attraktive Böse

Hat Kerri Maniscalco den perfekten Young Adult Romantasy-Roman geschrieben? Eine Frage, die sich mir bei der Lektüre immer mehr aufdrängte.

Zu Beginn des zweiten Teils ihrer gefeierten Trilogie setzt die Verfasserin genau an dem Punkt an, an dem sie den ersten Band „Der Fürst des Zorns“ beendet hat. Unsere Erzählerin betritt, begleitet von Wrath, freiwillig die Hölle, um den Prinzen der Dämonen zu ehelichen. Als Motivation wird uns Rache am Mörder der Schwester der jungen Frau offeriert. Soweit zur Grundlage.

Was dann folgt kam mir in gewisser Weise bekannt vor, wildert die Verfasserin doch ausgiebig in erfolgreichen YA-Vorlagen. Allerdings, und dies spricht für sie, plagiiert sie nicht blind, sondern fügt die bekannten Versatzstücke zu einem neuen, zum Teil überraschenden Plot zusammen. Dabei steht ein Thema mal mehr mal weniger, aber immer deutlich mitschwingend im Zentrum der Handlung: Es geht um Sex.

Weit mehr noch, als im ersten Band, kommt es zu prickelnden Szenen zwischen Emilia und Wrath, in denen die klassischen Problemsituationen minutiös abgearbeitet werden. Zum Beispiel die – ich möchte mit ihm/ihr Sex haben, darf aber nicht – Situation in einem Tanneniglu, in dem sie vor einem Sturm Unterschlupf finden und eng aneinandergepresst liegen. Die beiden mögen sich, geben dies allerdings vor sich selbst und schon gar nicht gegenseitig zu. Ich nehme einmal an, ihr erkennt das Bild, das sich hier deutlich abzeichnet?

Dass sich die junge Frau doch recht geschickt durch die mannigfaltigen Gefahren der Hölle laviert, macht sie als Erzählerin natürlich interessant. Dazu gesellen sich rauschende Bälle inklusive edler Roben, Tanz und Intrigen. Emilias freier Wille ist in Gefahr manipuliert zu werden. Und natürlich ist Wrath immer noch ein Höllenfürst, steht also nicht wirklich auf der guten Seite.

Der Verlag gönnte dem Band erneut ein rundum mit floralen Mustern bedrucktes Cover, was dazu geprägt und als Klappbroschur daherkommt. So etwas erweckt natürlich die Neugier der potentiellen Käuferinnen und Käufer.

Fazit

So ist dies ein Roman, der sich an ein vornehmlich weibliches Publikum richtet, mit großen Gefühlen und Sex hantiert, und uns ein ungewöhnliches Setting mit interessanten Bewohnern offeriert. Nach dem gelungenen Auftakt „Der Fürst des Zorns“ kommt „Die Königin der Hölle“ zwar nicht wirklich tiefschürfend, aber immerhin unterhaltsam daher. Wobei ich mir gewünscht hätte, dass Maniscalco einige ihrer Figuren doch ein klein wenig detailreicher und vielschichtiger gezeichnet hätte.

Carsten Kuhr

Die Königin der Hölle
Kingdom of the Wicked
Kerri Maniscalco, Übersetzung: Diana Bürgel und Julian Müller
Fantasy
Piper
Oktober 2022
Buch
475
Brigitte Blättler
57

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