Die Legende von Sleepy Hollow: Im Bann des kopflosen Reiters (Dunkle Chroniken 7)-Christina Henry

Coming of Age-Story mit queerem Bezug im Gewand eines Gruselmärchens

Die Legende von Sleepy Hollow - Im Bann des kopflosen Reiters - Christina Henry ©Penhaligon Verlag, beiger Hintergrund, Schwarzer Scherenschnitt Kopfloser Reiter auf Pferd, rote und schwarze Äste, weisse und schwarze Schrift
Die Legende von Sleepy Hollow – Im Bann des kopflosen Reiters ©Penhaligon Verlag

Ihr kennt die Geschichte vom kopflosen Reiter wie sie uns Washington Irving erzählte? Eine Mär, die für dunkle Träume sorgte und unzähligen Kindern den Schlaf raubte.

Christina Henry, ihres Zeichens Spezialistin für das ‚Recycling‘ klassischer Märchen- und Sagen, hat sich dieses Stoffes angenommen und zu etwas Eigenem, Unverwechselbaren gemacht. „Die Legende von Sleepy Hollow – Im Bann des kopflosen Reiters“ erzählt ihre Variation der Geschichte um den kopflosen Reiter:

Eine ganze Generation ist es nun her, dass ein kopfloser Reiter einem jungen Lehrer Beine machte. Beine insoweit, als dass der verschmähte Bräutigam voller Angst, ja Panik aus dem Ort Sleeping Hollow floh. Und das, obwohl alles eigentlich nur ein – zugegeben schlechter – Scherz gegen einen Nebenbuhler sein sollte. Seitdem geht in der Dorfgemeinschaft die Sage vom kopflosen Reiter um.

Als Ben(te) van Brunt, die Enkelin des Großgrundbesitzers und einstigen Scherzboldes, im Wald die kopflose Leiche eines Altersgenossen findet, ahnt sie noch nicht, dass ihr so behütetes Leben eine dramatische Wendung nehmen wird. Weitere Morde an Unschuldigen folgen, immer fehlen den Leichen die Hände und der Kopf.

Wer steckt hinter den Verbrechen? Was ist das Motiv des Serienkillers?

Als Ben selbst in den Fokus des Täters gerät und angegriffen wird, hört sie die Hufe eines galoppierenden Pferdes und rot-glühende Augen nähern sich ihr.

Jugendliche Zielgruppe für den siebten Band

Der Verlag hat sich für die Reihe der Märchenadaptionen von Christina Henry einige Besonderheiten einfallen lassen: zum Beispiel das klein-oktave Hardcover-Format, indem der Buchschnitt mit Motiven passend zum Inhalt (in „Im Bann des kopflosen Reiters“ mit Hufeisen) versehen wurde. Auch der Deckel in geprägter Spot-Lackierung sticht hervor und sorgt dafür, dass im mannigfaltigen Allerlei des Buchsortiments dieses Buch dem Interessierten sofort ins Auge fällt.

Die jeweilige Übersetzung von Sigrun Zühlke lasen und lesen sich angenehm flüssig. Die Verfasserin richtete sich mit ihren Chroniken, die bisher Kindermärchen neu erzählten, eher an ein erwachsenes Publikum. Der aktuelle Band ihrer inzwischen siebenbändigen Serie erinnert hingegen sprachlich an ein Jugendbuch für eine Zielgruppe ab 14 Jahren, dem Alter unserer Erzählerin.

Christina Henry nimmt sich darin die Thematik des kopflosen Reiters vor und verbindet diese mit einem alten Familiengeheimnis um einen Dämon. Nicht zuletzt erzählt „Im Bann des kopflosen Reiters“ zudem die Geschichte eines jungen Mädchens, das sich nicht in die von der Gesellschaft für sie vorgesehene Rolle der Ehefrau und Mutter fügen will. Es ist eine Coming-Of-Age Geschichte, aber eine etwas andere als gewohnt. Darin geht es um die Rebellion der Kinder und Jugendlichen gegen das Elternhaus, um Freiheit, auch in der Wahl des Geschlechts. Um Gleichberechtigung und Emanzipation.

Dazu gesellt sich eine ganz nette Gruselgeschichte als Vehikel, in der uns Henry diese Gedanken offeriert. Allerdings macht es sich die Verfasserin manches mal ein wenig zu einfach. Die Figuren sind recht eindimensional gezeichnet, die Dorfbevölkerung wird uns als degeneriert, dumm und gewalttätig beschrieben.

Fazit

Die Leserin bzw. den Leser erwartet in „Im Bann des kopflosen Reiters“ eine Mixtur aus ungewöhnlicher Coming-of-Age Geschichte mit queerem Bezug und leidlich spannendem Horror-Märchen. Ein wenig mehr Tiefgang hätte dem Roman gut zu Gesicht gestanden.

Carsten Kuhr

Die Legende von Sleepy Hollow: Im Bann des kopflosen Reiters
Dunkle Chroniken Band 7
Christina Henry, Übersetzung: Sigrun Zühlke
Fantasy
Penhaligon Verlag
September 2022
Buch
399
Isabelle Hirtz
71

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