Die Saphirkrone (Gargoyle Queen 1) – Jennifer Estep

Routinierte, spannende Fantasy-Unterhaltung mit interessanter Protagonistin

Die Saphirkrone (Gargoyle Queen 1) - Jennifer Estep © Piper-Verlag, blauer Hintergrund, Silberkrone mit blauen Edelsteinen im Vordergrund, untere Bildhälfte. Weisse und orangene Schrift.
Die Saphirkrone © Piper-Verlag

Für die meisten Leute war Prinzessin Gemma Ripley ein hübsches Schmuckstück; ein weiteres Juwel, das am Hof von Glitnir glitzerte und strahlte.

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Die Prinzessin wird also als ein netter, etwas naiver Dekorationsgegenstand angesehen. Was die Menschen im Reich nicht ahnen, nicht wissen sollen und dürfen ist, dass unsere vermeintlich oberflächliche Prinzessin nebenher eine der wichtigsten und erfolgreichsten Spioninnen des Reiches ist.

Vor mehr als einem Dutzend Jahren hatte Königin Maeven beim Massaker der Sieben Türme einen Mordanschlag auf die Familie der Kronprinzessin Gemma ausgeübt. Damals mit dabei: Meavens zweitältester Sohn Leonidas, der Gemma verraten und ans Messer liefern wollte. Sie überlebte, leidet seitdem aber an einem Trauma, das sie bei der Ausübung ihrer Magie recht einschränkt.

Bei ihrer Suche nach dem aus der Mine verschwundenen Zährenstein, ein Metall, das Magie speichern und weiterleiten kann, trifft sie auf Mortanische Agenten. Und auf Leonidas.

Als sie schwer verwundet wird, rettet sie der Prinz und bringt sie zur Heilung nach Morta, dem Ort, den sie als Kronprinzessin des verfeindeten Reiches eigentlich nie betreten sollte. Sie weiß, dass sowohl die Königin wie der Kronprinz sie mitleidlos foltern und töten werden. Ihre einzige Hoffnung – Leonidas. Doch wird er sich gegen seine Mutter und seinen älteren Bruder stellen?

Start einer neuen Reihe mit Bezug zur „Splitterkronen“-Trilogie

Jennifer Estep gehört zusammen mit Alexej Pehov, Terry Pratchett (seitdem dessen Werk von Heyne zu Piper gewechselt ist) und Richard Schwartz zu den Autoren, die dem Piper SF & Fantasy-Sortiment ihr Gepräge verleiht.

Während die Kollegen aus unterschiedlichsten Gründen derzeit nichts Neues publizieren, erscheinen von Jennifer Estep regelmäßig neue Romane. Diese schaffen es, von ihren Fans ungeduldig erwartet, zumeist in Rekordzeit auf die Bestsellerlisten. Als letztes erschien die „Splitterkronen“-Trilogie, die uns eine ganz eigene Magieschöpfung in einer archaischen Welt der höfischen Intrigen kredenzte. Die drei Bände sind zwar in sich abgeschlossen, dennoch legt uns die Autorin mit „Gargoyle Queen“ eine Art Fortsetzung vor. Wieder soll es eine Trilogie werden, die uns, mit ein wenig zeitlichem Abstand, eine neue Protagonistin vorstellt.

Nun ist Gemma, die Protagonistin in „Die Saphirkrone“, beileibe keine Everleigh Blair, hat aber als Erzählerin durchaus ihren Reiz. Sie hat ihr Herz auf dem rechten Fleck – sprich, sie setzt sich für Andere, für Unterlegene ein. Sie ist mutig, fast schon tollkühn, dabei aber auch ungestüm bis hin zu draufgängerisch.

Dass eine Kronprinzessin sich, wie beschrieben, absetzt und fast allein auf einen Spionageeinsatz geht, erscheint zwar nicht gerade glaubwürdig. Darüber hinaus erwartet uns jedoch die routiniert erzählte, gewohnte Mischung aus ultra-fiesen Gegnern, jeder Menge Geheimnissen, Intrigen und Verrat, wo man hinschaut. Fehlen darf eine kleine Romanze, die jedoch eher im Hintergrund verbleibt, natürlich nicht.

Die Charakterisierung entspricht dabei dem von Estep gewohnten Bild: wir haben eine junge, talentierte und mutige Frau, die sich kopfüber ins gefährliche Abenteuer stürzt. Dabei muss sie Rückschläge hinnehmen, sucht und findet Verbündete, scheitert aber immer wieder an ihrer eigenen Spontanität und an ihrem Wagemut. Dies prägt sie, ohne dass sie ihren jugendlichen Übermut wirklich verliert. Hier begegnet uns eine junge Frau mit Potential, mit Risikobereitschaft die bereit ist, sich für ihr Reich, für ihre Freunde aufzuopfern. Ergo eine Protagonistin, der man gerne folgt.

Fazit

So werden die Leserinnen und Leser den Auftakt der Young Adult Trilogie „Gargoyle Queen“ am Ende zufrieden zuklappen. Spannend ging es zu in „Die Saphirkrone“, ein klein wenig Herz-Schmerz gab es auch. Anzumerken sei zudem, dass diejenigen unter den Leserinnen und Lesern, die die „Splitterkronen“-Reihe kennen, klar im Vorteil sind. Zwar lässt Estep die maßgeblichen Ereignisse aus der Vergangenheit ganz kurz Revue passieren, doch ist die Kenntnis der früheren Trilogie zum Verständnis hilfreich.

Carsten Kuhr

Die Saphirkrone
Gargoyle Queen, Band 1
Jennifer Estep, Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Fantasy
Piper
September 2022
Buch
467
FinePic
70

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