Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass – Jodie Taylor

Schräger Humor, Action, Kapriolen und große Gefühle

Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass © Blanvalet
Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass © Blanvalet

Madeleine „Max“ Maxwell ist Historikerin. Vielleicht stellt ihr Euch darunter eine graue Maus vor, klein, dünn, unscheinbar und mit großer Brille, die im Dreck wühlt oder alte Kladden wälzt. Max  ist allerdings alles andere als unscheinbar. Zwar hat sie beileibe keine Mannequin-Figur, man könnte auch sagen, sie ist gut ausgepolstert. Doch das ist nicht wichtig. Sie ist eine mutige Frau, die durch die Zeit reist. Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Historiker und Historikerinnen des St. Mary´s Institut reisen durch die Zeit, um historische Rätsel zu lösen. Dabei legte sie sich im ersten Abenteuer „Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv“ mit Dinosauriern und einem fiesen Verräter an. Sie trieb ihre Vorgesetzten zur Verzweiflung und rettete zugleich ihr Institut und die Welt.

Da hat sie sich schon eine Belohnung verdient, das werdet ihr sicherlich einsehen. Zur Verabschiedung ihrer besten Freundin von St. Mary‘s, unternehmen die beiden Frauen einen Ausflug ins viktorianische London. Dort begeben sie sich auf die Suche nach dem Verbrecher schlechthin: Jack, the Ripper. Dumm nur, dass sie sich mit dieser Aufgabe etwas zu viel vorgenommen haben. Jack erweist sich als äußert fies und eine gefährliche Bedrohung, sodass unsere beiden toughen Frauen einmal mehr um ihr Leben rennen.

Kaum zurückgekehrt, wird Max‘ Geliebter, der Chief, in die Zukunft entführt. Koordinaten im Herrenklo weisen den Weg – eine Falle, das ist klar. Max hat ein As im Ärmel, sie übernimmt die Leitung des Instituts in der fernen Zukunft. Am schottischen Königshof trifft sie auf ihren alten Intimfeind. Und dieses Mal darf sie diesem nicht in die Quere kommen – sonst würde die Geschichte verändert. Davor behüte Gott das Empire.

Trotz historischer Ungenauigkeiten und Vorhersehbarkeit ein rasanter Lesespaß

Liebt ihr schrägen Humor? Mögt ihr Action pur, die muntere Kapriolen schlägt? Oder sind große Gefühle, fiese Gegner und faszinierende Schauplätze mehr euer Ding? Nun, in all diesen Fällen seid ihr in den im Original mittlerweile zehn Romanen um Miss Maxwell und das St. Mary’s Institut bestens aufgehoben.

Allerdings geht auch in „Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass“ der Fokus auf Tempo und Verwicklungen ein wenig zu Lasten der historischen Akkuratesse. Jodie Taylor ist keine Connie Willis, deren Zeitreisegeschichten so minutiös recherchiert sind, dass man nach der Lektüre eine entsprechende Geschichtsprüfung locker bestehen würde. Taylor konzentriert sich darauf, eine rasant angelegte Geschichte zu erzählen. Sie unterhält ihre Leser mit viel Witz und der typischen Selbstironie ihrer Protagonistin. Dabei fällt wenig ins Gewicht, dass sie manchmal die Logik außen vor lässt und keine überragende Stilistin ist. Der Unterhaltungswert der Maxwell-Geschichten ist trotzdem unleugbar hoch. Es macht einfach Spaß, der Heldin ins chaotische Abenteuer zu folgen. Zu staunen, wie sie immer wieder ihren Dickkopf aus der Schlinge zieht und letztendlich triumphiert. Auch wenn dies von vornherein klar ist.

Ein zusätzlicher Bonus ist die Qualität der Übersetzung von Marianne Schmidt, die den Text stilsicher ins Deutsche übertragen hat. Nachschub gibt es bei Blanvalet im Februar 2021, wenn der dritte Teil „Doktor Maxwells skurriles Zeitexperiment“ erscheint.

Carsten Kuhr

Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass
St. Mary's Chroniken, Band 2
Jodie Taylor (Übersetzung: Marianne Schmidt)
Fantasy
Blanvalet Verlag
April 2020
474
Isabelle Hirtz

Funtastik-Faktor: 77

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