Ein Dieb kommt selten allein (Berlin Monster 2) – Kim Rabe

Fortsetzung eines rasanten Fantasy-Krimis im phantastischen Spiegelbild Berlins

Ein Dieb kommt selten allein (Berlin Monster 2) - Kim Rabe © Lübbe, sepia bis brauner Hintergrund, Silhouette Berlin mit Fernsehturm, Treppe zum Pergamonmuseum im Vordergrund, türkise Schrift
Ein Dieb kommt selten allein © Lübbe

Das Leben als Private Eye, das man so schön aus den Hollywood-Streifen kennt, ist in Wirklichkeit wenig glamourös. Anstatt dass eine zahlungskräftige Hautevolee Lucys Bürotür mit lukrativen Aufträgen einrennt, hat sie ernste Probleme, ihre Rechnungen zu bezahlen. Die Miete ist sie seit Monaten schuldig, doch zum Glück versorgt sie ihre WG mit Nahrungsmitteln und hält sie über Wasser. Als sie endlich einen Auftrag an Land zieht, kommt der gerade wie gerufen.

Sie soll im Pergamon-Museum die dort ausgestellten, magischen Exponate auf ihre Authentizität untersuchen und eine Expertise abgeben. Es geht um die Tarnkappe von Hades, das Schwert Excalibur und weitere magische Gegenstände, die während einer Vorpremiere den Schönen und Reichen Berlins präsentiert werden.

Doch dann geht, wie immer in ihrem jungen Leben, so ziemlich alles schief. Die Vernissage wird überfallen, zwei Exponate, die Lucy als ‚fake‘ entlarven konnte, entwendet. Verdächtigt werden zunächst die Stifs (manifestierte phantastische Wesen), dann Lucy selbst. Bis mit der gestohlenen Tarnkappe und dem Gürtel des Thor die Deutsche Bank überfallen und die neu aufgelegten 500€ Scheine gleich palettenweise gestohlen werden.

Jetzt muss Lucy den wahren Täter entlarven, schon um selbst der Anklagebank und einer Verfolgung durch die übernatürliche Gemeinschaft Berlins zu entgehen. Gar nicht so einfach, hat doch jeder, der in Frage kommt, seine oder ihre wohlgehüteten Geheimnisse. Auch Till Eulenspiegel und Maeve, die Königin der Faeries, spielen munter ihre Spiele und machen es der verzweifelten Privatermittlerin nicht gerade leicht.

Frische Ideen, selbstverständliche Diversität, ein faszinierender Schauplatz und eine authentische Protagonistin

Schon mit ihrem Auftaktroman zur „Berlin Monster“ Serie „Nachts sind alle Mörder grau“ hatte mich die Autorin Kim Rabe an den sprichwörtlichen Haken genommen. Sie machte, und dies ist in diesem zweiten Band „Ein Dieb kommt selten allein“ nicht anders, sehr vieles sehr richtig.

Ihre Handlung ruht einerseits auf bekannten Elementen. Der Schauplatz Berlin ist im Groben so beschrieben, wie wir die Hauptstadt bereisen und kennenlernen könnten. Andererseits gesellt sich etwas Neues und Außergewöhnliches dazu: die Omega-Bombe und die damit einhergehende Ansiedlung von Märchen-, Sagen- und Götterwesen. Das Ergebnis: ein phantastisches Spiegelbild der Metropole.

Dazu kommt, dass die Verfasserin, ganz unauffällig, Diversität als integralen Bestandteil in ihren Plot inkludiert. Queere Beziehungen schildert sie als etwas ganz Normales und auch auf alltägliche Diskriminierungen von Randgruppen und Ausgegrenzten geht sie ein. Dies alles entfaltet eher im Hintergrund Wirkung, anstatt die Handlung zu überlagern.

Vieles richtig gemacht heißt naturgemäß, dass es dennoch etwas zu kritisieren gibt. Kim Rabe hat ein paar Wendungen zu viel in ihren Plot eingebaut. Sie verfällt der Verlockung, uns Handlungsschemata, die wir aus generischen Krimis zur Genüge kennen, anzubieten. Auch die Ausgrenzung unserer Protagonistin durch ihre alten Kollegen ist weder sonderlich neu, noch wirklich packend.

Weit interessanter ist dagegen die Darstellung Berlins mit seinen vielen Kulturen, Clubs und Künstlervierteln, angereichert natürlich durch die Stifs. Ebenso die innere Unsicherheit, ja Verzweiflung Lucys – das hat mich fasziniert, gepackt und an die Seiten gebannt.

Fazit

Auf ganz eigenen Wegen reichert Kim Rabe das weite Feld der Urban Fantasie mit ihrer „Berlin Monster“ Serie an. Sie nutzt dabei Berlin als attraktive Kulisse und erzählt uns ihre Geschichte von Liebe, Hass, Gier, Verantwortung und Aufopferung. Das Beste ist, dass die Story noch lange nicht ausgereizt und eine Fortsetzung nicht nur naheliegend, sondern auch ausdrücklich erwünscht ist.

Carsten Kuhr

Ein Dieb kommt selten allein
Berlin Monster
Kim Rabe
Fantasy (Krimi)
Lübbe
August 2022
Buch
431
Massimo Peter-Bille
87

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